Morphologie: Definition in der Sprachwissenschaft einfach erklärt

Morphologie (griechisch ‚morphé‘ = ‚Form, Gestalt‘ und ‚lógos‘ = ‚Lehre, Wort‘) ist in der Sprachwissenschaft die Lehre von der Wortform.

Es wird also untersucht, wie sich die grammatische Form von Wörtern in einer Sprache verändert.

Die kleinste Einheit in der Morphologie, die du kennen solltest, ist das Morphem.

Beispiel: Morpheme
  • be-treten
  • glück-lich
  • Kind-er
  • Schön-heit
  • trink-st
  • ver-abschieden

Morphologie umfasst

Morpheme werden auch als kleinste Einheit mit Bedeutung bezeichnet, da sie eine grammatische Funktion anzeigen.

Zum Beispiel lässt das Morphem ‚-st‘ die zweite Person Singular ‚du‘ wie in ‚du trinkst‘ erkennen.

Beachte
Morpheme und Silben sind nicht das Gleiche.

Mit Morphemen wird eine grammatische Funktion ausgedrückt, während Silben die Betonung und den Sprechrhythmus anzeigen.

Der Begriff ‚Morphologie‘ wurde von Goethe in der Biologie geprägt.

Mittlerweile wird er in verschiedenen Bereichen verwendet. Die Gemeinsamkeit in allen Bereichen ist, dass die Form einer Sache untersucht wird.

Definition von Morphologie je nach Bereich
Bereich Definition
Biologie Untersuchung der Form (z. B. von Organen, Gewebe und Zellen) von Lebewesen und Organismen
Geomorphologie Untersuchung der Formen der Erdoberfläche einschließlich ihrer Entstehung und Veränderung
Sportwissenschaft Untersuchung der äußerlichen Form von Bewegungen, um Fehler zu erkennen und diese auszubessern (z. B. im Leistungssport)
Sprachwissenschaft Untersuchung der grammatischen Form und Veränderung von Wörtern in einer Sprache
Soziologie Untersuchung der Struktur einer Gesellschaft und ihrer Beziehungen (z. B. sozialer Gruppen oder Systeme)

Die zwei Bestandteile der Morphologie: Flexion und Wortbildung

Die Morphologie umfasst die folgenden zwei Bestandteile:

Mit Flexion ist die grammatikalische Änderung von Wörtern gemeint, um z. B. aus einem Singularwort ein Pluralwort zu machen.

Bei der Wortbildung entstehen hingegen neue Wörter mit eigener Bedeutung.

Beispiel: Unterschied zwischen Flexion und Wortbildung
Flexion: Substantiv ‚Menge‘ + Endung ‚-n‘ = ‚Mengen‘ (Pluralform)

Wortbildung: Präfix ‚un-‘ + Substantiv ‚Menge‘ = ‚Unmenge‘ (neues Wort)

Die beiden Bestandteile lassen sich weiter unterteilen:

Die Deklination und die Konjugation gehören zur Flexion, während die übrigen Formen zur Wortbildung zählen.

Deklination (= Beugung von Wortarten außer Verben)

Bei der Deklination werden die folgenden Wortarten innerhalb eines Satzes verändert:

  • Nomen (= Substantive)
  • Adjektive
  • Artikel
  • Pronomen
  • Numeralien (= Zahlwörter)

Das heißt, dass sie je nach Anzahl (Numerus), Fall (Kasus) und Geschlecht (Genus) verändert werden.

Beispiel: Deklination
Einzahl (= Singular):

Nominativ: das schöne Kleid
Genitiv: des schönen Kleides
Dativ: dem schönen Kleid
Akkusativ: das schöne Kleid

Mehrzahl (= Plural):

Nominativ: die schönen Kleider
Genitiv: der schönen Kleider
Dativ: den schönen Kleidern
Akkusativ: die schönen Kleider

Wie du sehen kannst, gehören Verben nicht dazu. Diese werden konjugiert und nicht dekliniert.

Konjugation (= Beugung von Verben)

Bei der Konjugation werden Verben innerhalb eines Satzes verändert.

Sie werden dabei je nach Anzahl (Numerus), Aussageweise (Modus), Aktiv oder Passiv (Genus Verbi), Person und Zeitform (Tempus) angepasst.

Beispiel: Konjugation
Anzahl (Numerus): du machst (Singular), ihr macht (Plural)

Aussageweise (Modus): ihr geht (Indikativ), geht (Imperativ), ihr gehet (Konjunktiv I)

Aktiv oder Passiv (Genus Verbi): es drückt (Aktiv), es wird gedrückt (Passiv)

Person: ich singe (erste Person Singular) du singst (zweite Person Singular)

Zeitform (Tempus): wir machten (Präteritum), wir haben gemacht (Perfekt)

Derivation (= Wortableitung)

Die Derivation ist ein Wortbildungsverfahren. Dabei wird ein abgeleiteter Wortstamm um ein Affix ergänzt, sodass ein neues Wort entsteht.

Ein Affix ist ein Element, das vor oder nach dem Wortstamm angehängt wird.

Wird das Affix vor dem Wortstamm hinzugefügt, wird es als Präfix bezeichnet. Wird es nach dem Wortstamm hinzugefügt, wird es Suffix genannt.

Beispiel: Derivation
Wortstamm mit Präfix: Präfix ‚be-‘ + Wortstamm ‚arbeiten‘ = ‚bearbeiten‘

Wortstamm mit Suffix: Wortstamm ‚klein‘ + Suffix ‚-lich‘ = ‚kleinlich‘

Wie du anhand des Beispiels siehst, ist der Wortstamm selbst ein eigenständiges Wort. Die Wortstämme ‚arbeiten‘ und ‚klein‘ können also auch alleine stehen.

Es ist außerdem möglich, dass ein Präfix und ein Suffix gleichzeitig an einen Wortstamm angehängt werden.

Beispiel: gleichzeitiges Anhängen von Präfix und Suffix
Präfix ‚un-‘ + Wortstamm ‚freundlich‘ + Suffix ‚-keit‘ = ‚Unfreundlichkeit
Beachte
Eine Unterart der Derivation ist die Bildung von Diminutiven.

Diminutive sind Verniedlichungs- bzw. Verkleinerungsformen von Nomen (Blume → Blümchen), Verben (tanzen → tänzeln) oder Adjektiven (gelb → gelblich).

Bei der Diminution von Nomen wird an den Wortstamm das Suffix ‚-chen‘ oder ‚-lein‘ angehängt. Die Stammvokale (a, o, u) werden häufig zu Umlauten (ä, ö, ü) verändert.

Beispiele für Diminutivbildung:
Wortstamm ‚Kind‘ + Suffix ‚lein‘ = ‚Kindlein‘

Wortstamm ‚Haus‘ mit Umlaut + Suffix ‚-chen‘ = ‚Häuschen‘

Komposition (= Wortzusammensetzung)

Bei der Komposition werden neue Begriffe durch die Zusammensetzung von zwei oder mehr Wörtern gebildet.

Beispiel: Komposition
  • Decke + Lampe + Licht = Deckenlampenlicht
  • Hand + Tuch = Handtuch
  • Schnee + Hase = Schneehase

Die Komposition unterscheidet sich von der Derivation dadurch, dass die einzelnen Wörter eine eigene Bedeutung haben.

Zum Beispiel ist mit einer Hand ein Körperteil und mit einem Tuch ein Stoffstück gemeint.

Bei der Derivation hingegen hat nur der Wortstamm, an den etwas angehängt wird, eine eigene Bedeutung.

Kontamination (= Wortverschmelzung)

Bei der Kontamination verschmelzen Wörter miteinander, wodurch ein neues Wort entsteht.

Die ursprünglichen Wörter sind dabei nicht mehr eindeutig erkennbar.

Beispiel: Kontamination
  • Breakfast + Lunch = Brunch
  • ja + nein = jein
  • Mechanik + Elektronik = Mechatronik
  • verschlimmern + verbessern = verschlimmbessern
  • Video + Blog = Vlog

Die neu entstandenen Wörter werden Koffer-, Schachtel- oder Portmanteauwörter genannt.

Konversion (= Wortartänderung)

Bei der Konversion werden neue Wörter gebildet, indem sich Wortarten verändern.

Beispiel: Konversion
  • Verb ‚schlafen‘ zu Substantiv ‚Schlaf‘
  • Substantiv ‚Angel‘ zu Verb ‚angeln‘
  • Adjektiv ‚schön‘ zu Verb ‚verschönern‘

Wie du anhand der Beispiele siehst, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Wortartänderung. Aus einem Verb kann z. B. ein Substantiv werden oder aus einem Adjektiv ein Verb.

Beispiel: Adjektivierung und Nominalisierung
Adjektivierung: Nomen ‚Furcht‘ + Suffix ‚-bar‘ = Adjektiv ‚furchtbar‘

Nominalisierung: Präfix ‚ver-‘ + Verb ‚ändern‘ + Suffix ‚-ung‘ =  Nomen ‚Veränderung‘

Solche Vorgänge werden unter anderem Adjektivierungen und Nominalisierungen genannt.

Kürzung (= Wortverkürzung)

Die Kürzung kann in drei Bereiche unterteilt werden:

Bei Abkürzungen werden die Anfangsbuchstaben einzelner Wörter zusammengesetzt.

Beispiel: Abkürzungen
  • ‚usw.‘ für ‚und so weiter‘
  • ‚z. B.‘ für ‚zum Beispiel‘

Akronyme ähneln Abkürzungen. Allerdings bestehen sie im Normalfall aus Großbuchstaben, die als eine Einheit und nicht einzeln ausgesprochen werden.

Beispiel: Akronyme
  • ‚NATO‘ für ‚North Atlantic Treaty Organization‘
  • ‚PISA‘ für ‚Programme for International Student Assessment‘

Du sagst z. B. nicht ‚N-A-T-O‘ in die einzelnen Buchstaben untergliedert, sondern ‚NATO‘ als ein Wort.

Daneben gibt es Verkürzungen. Bei diesen werden Wörter abgekürzt und so oft im Alltag benutzt.

Beispiel: Verkürzungen
  • ‚Demo‘ für ‚Demonstration‘
  • ‚Touri‘ für ‚Tourist‘

Die Abgrenzung dieser drei Bereiche ist nicht immer eindeutig, denn sie können sich überschneiden. Auch unterscheiden sie sich häufig in ihrer Definition.

Reduplikation (= Wortverdopplung)

Bei der Reduplikation entstehen neue Wörter dadurch, dass sie verdoppelt werden.

Beispiel: Reduplikation
  • blabla
  • Wirrwarr

Wie du siehst, kann die Wortverdopplung wie im ersten Beispiel vollständig erfolgen, weil sich das Morphem ‚bla‘ wiederholt.

Sie kann aber wie im zweiten Beispiel auch nur teilweise erfolgen. Denn die Morpheme ‚wirr‘ und ‚warr‘ sind nicht komplett gleich.

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Was unter Morphemen zu verstehen ist

Ein Morphem ist die kleinste Einheit einer Sprache, die eine Bedeutung hat. Denn ein Morphem zeigt die grammatische Funktion eines Wortes an.

Du kannst dir Morpheme als Bausteine vorstellen, mit denen Wörter gebildet werden.

Im Allgemeinen lässt sich zwischen den beiden folgenden Typen unterscheiden:

Freie Morpheme

Freie Morpheme erkennst du daran, dass sie auch alleine stehen können.

Das heißt, sie erfordern keine weiteren Morpheme, um eine spezifische Bedeutung zu haben.

Beispiel: freie Morpheme
  • Hund
  • Rad
  • Stuhl

Wie du anhand der Beispiele sehen kannst, entsprechen freie Morpheme hier eigenständigen Wörtern.

Du solltest allerdings beachten, dass es sich im Rahmen der Morphologie weiter um Morpheme handelt. Sie überschneiden sich nur zufällig mit Wörtern.

Gebundene Morpheme

Gebundene Morpheme sind Morpheme, die nicht alleine stehen können. Sie ergeben nur in Verbindung mit anderen Morphemen einen Sinn.

Beispiel: gebundene Morpheme
  • lach-t
  • Tisch-e
  • ver-kaufen

Wie du anhand der Beispiele siehst, würden Morpheme wie ‚-e‘ und ‚ver-‘ alleine keinen Sinn ergeben.

Sie müssen also immer mit anderen Morphemen kombiniert werden, damit ein neues Wort entsteht.

Welche Arten von Morphemen es gibt

Morpheme lassen sich in die folgenden Arten unterscheiden:

Grammatisches Morphem

Grammatische Morpheme erkennst du daran, dass sie die grammatische Funktion eines Wortes anzeigen, z. B. den Numerus (Singular oder Plural), die Person oder die Zeitform.

Das geschieht im Normalfall durch sogenannte Affixe, die vor und/oder nach dem Wortstamm angehängt werden.

Ein Affix vor dem Wortstamm wird als Präfix bezeichnet und ein Affix nach dem Wortstamm als Suffix.

Beispiel: grammatische Morpheme (gebunden)
  • Numerus: Kind-er (Plural)
  • Person: du renn-st (zweite Person Singular)
  • Zeitform: du hast ge-lach-t (Perfekt)

Die grammatischen Morpheme in den obigen Beispielen sind gebundene Morpheme, da sie nur in Verbindung mit anderen Morphemen ein Wort bilden.

Grammatische Morpheme können aber auch freie Morpheme sein und eigenständige Wörter bilden.

Es handelt sich dann häufig um Artikel, Konjunktionen (= Bindewörter) oder Präpositionen (= Verhältniswörter), wie du im Folgenden siehst.

Beispiel: grammatische Morpheme (frei)
  • Artikel: der, ein
  • Konjunktion: oder, und
  • Präposition: für, in

Zum Beispiel ist das Morphem ‚der‘ gleichzeitig ein Artikel, der das männliche Geschlecht eines Wortes anzeigt.

Das Morphem ‚oder‘ beispielsweise ist eine Konjunktion (= Bindewort). Es drückt eine Verbindung zwischen zwei Satzteilen aus.

Lexikalisches Morphem

Ein lexikalisches Morphem ist der Wortstamm, der einen Hinweis auf die Bedeutung eines Ausdrucks gibt.

Beispiel: lexikalische Morpheme (frei)
  • Glück
  • glück-lich
  • glück-selig

Wie du siehst, sind lexikalische Morpheme meist freie Morpheme, weil sie wie das Wort ‚Glück‘ alleine stehen können.

Durch Anhängen einer Nachsilbe bzw. eines Suffix wie ‚-lich‘ kann dann z. B. aus einem Substantiv ein Adjektiv wie ‚glücklich‘ werden.

Lexikalische Morpheme können in manchen Fällen aber auch gebundene Morpheme sein und dann nicht alleine stehen.

Das ist häufig bei Fremdwörtern aus dem Griechischen oder Lateinischen der Fall, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Beispiel: lexikalische Morpheme (gebunden)
  • bio-logisch
  • Therm-ometer

Anhand der Beispiele kannst du sehen, dass die Morpheme ‚bio-‘ und ‚Therm-‘ nicht alleine stehen können.

Sie lassen aber die Bedeutung des jeweiligen Ausdrucks erkennen, hier also im Zusammenhang mit der Natur (‚bio-‘) und mit Wärme (‚Therm-‘).

Portmanteau-Morphem

Portmanteau-Morpheme weisen zwei Bestandteile auf, können aber nicht in diese unterteilt werden.

Das ist im Deutschen meist bei unregelmäßigen Verben wie ‚sein‘ der Fall.

Beispiel: Portmanteau-Morpheme
  • war
  • sind

Wie du siehst, lässt sich z. B. die Verbform ‚war‘ nicht unterteilen, denn Morpheme wie ‚wa-r‘ oder ‚w-ar‘ sind nicht möglich.

Allerdings hat sie zwei Bestandteile: den Verbstamm von ‚sein‘ sowie das grammatikalische Merkmal der ersten und der dritten Person Singular Präteritum (ich war, er/sie/es war).

Portmanteau-Morpheme werden wegen dieser besonderen Eigenschaft auch Schachtelmorpheme genannt und sind freie Morpheme, da sie alleine stehen können.

Unikales Morphem

Unikale Morpheme erkennst du daran, dass sie nur in Verbindung mit einem bestimmten anderen Morphem auftreten können.

Sie können also nicht mit verschiedenen Wortstämmen kombiniert werden und sind daher immer gebundene Morpheme.

Beispiel: unikale Morpheme
  • Brom-beere
  • Schorn-stein

Das Morphem ‚Brom-‘ z. B. kann nur in Verbindung mit dem Wortstamm ‚-beere‘ auftreten. Denn es lassen sich damit keine anderen sinnvollen Wörter bilden.

Der Wortstamm ‚-beere‘ hingegen ist vielseitig kombinierbar, z. B. zu ‚Heidel-beere‘ oder ‚Erd-beere‘.

Fugenmorphem

Ein Fugenmorphem ist ein Morphem, das zwischen zusammengesetzte Wörter geschoben wird.

Im Deutschen kommen die folgenden Fugenmorpheme häufig vor:

  • -e
  • -er
  • -(e)n
  • -(e)s
Beispiel: Fugenmorpheme
  • Hund-e-leine
  • Kind-er-garten
  • Tourist-en-falle
  • Sonne-n-schirm
  • Dank-es-rede
  • Leben-s-abend

Wie du siehst, handelt es sich bei Fugenmorphemen um gebundene Morpheme, denn sie können nicht alleine stehen.

Morpheme umfassen

Wie du Morpheme von anderen sprachlichen Elementen abgrenzt

Du solltest Morpheme von den folgenden sprachlichen Elementen abgrenzen können:

Morph

Morphe sind Bausteine von Wörtern. Das heißt, wenn du ein Wort in seine Bestandteile zerlegst, liegen dir zunächst Morphe vor.

Beispiel: Morphe
  • ge-gang-en
  • ge-lauf-en
  • ge-les-en

In den obigen Beispielen sind z. B. die Morphe ‚ge-‘, ‚-gang-‘ und ‚-en‘ erkennbar.

Erst wenn diese Morphe nach ihrer grammatischen Funktion kategorisiert werden, handelt es sich um Morpheme.

In den obigen Beispielen drücken die Morphe ‚ge-‘ und ‚-en‘ die Vergangenheitsform des Perfekts aus. Sie werden somit zu Morphemen.

Ein Morphem entsteht also dadurch, dass einem Morph eine bestimmte Bedeutung zugeschrieben wird.

Es wird dann z. B. festgelegt, ob es sich um ein grammatisches oder um ein lexikalisches Morphem handelt.

Beachte
Die Unterscheidung zwischen Morphen und Morphemen ist nicht immer ganz einfach. Häufig wird von Morphemen gesprochen, wenn eigentlich Morphe gemeint sind.

Zur Vereinfachung verwenden wir in diesem Artikel den gängigeren Ausdruck ‚Morphem‘.

Allomorph

Allomorphe sind Wortbestandteile, die die gleiche grammatische Funktion oder Bedeutung haben.

Beispiel: Allomorphe
  • Radio – Radio-s
  • Tasse – Tasse-n
  • Pferd – Pferd-e
  • Bruder – Brüd-er
  • Haus – Häus-er
  • Hut – Hüt-e
  • Tourist – Tourist-en
  • Tropfen – Tropfen (unverändert)

Wie du siehst, wird z. B. der Plural im Deutschen je nach Wort unterschiedlich gebildet.

Auch wenn diese einzelnen Bausteine verschieden sind, dienen sie alle dazu, den Plural auszudrücken.

Sie sind also Allomorphe des sogenannten Pluralmorphems.

Silbe

Silben haben im Gegensatz zu Morphemen keine grammatische Funktion, sondern dienen der Betonung und dem Sprechrhythmus.

Sie können zufälligerweise der Aufteilung von Morphemen entsprechen, müssen es aber nicht.

Beispiel: Silbe vs. Morphem
Wort ‚Freundlichkeit‘

  • in Silben: Freund-lich-keit
  • in Morphemen: Freund-lich-keit

Wort ‚Geburtstagsparty‘

  • in Silben: Ge-burts-tags-par-ty
  • in Morphemen: Geburtstag-s-party

Wie du anhand der Beispiele siehst, entsprechen die Silben des Wortes ‚Freundlichkeit‘ den jeweiligen Morphemen.

Bei dem Wort ‚Geburtstagsparty‘ ist das allerdings nicht der Fall. Hier gibt es weniger Morpheme als Silben.

Ein eingeschobenes ‚s‘, ein sogenanntes Fugen-s, kann z. B. ein Morphem sein, stellt aber keine Silbe dar.

Wort

Ein Wort muss immer eine spezifische Bedeutung haben und alleine stehen können. Bei Morphemen ist das irrelevant, denn sie zeigen in erster Linie eine grammatische Funktion an.

Allerdings können sich Morpheme und Wörter überschneiden, wie dir die folgenden Beispiele zeigen.

Beispiel: Übereinstimmung zwischen Wort und Morphem
  • Baum
  • und

Wie du siehst, besteht z. B. das Wort ‚Baum‘ aus nur einem Morphem, da es nicht weiter zerlegt werden kann.

Beispiel: keine Übereinstimmung zwischen Wort und Morphem
  • lächer-lich
  • wart-en

Bei einem Wort wie ‚lächerlich‘ ist eine Zerlegung möglich. Allerdings ergeben der Wortstamm ‚lächer-‘ und die Endung ‚-lich‘ einzeln betrachtet keinen Sinn.

Es handelt sich demnach um Morpheme und nicht um Wörter.

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Unterschied zwischen Morphologie und Syntax

In der Morphologie wird die Struktur von Wörtern und Wortformen untersucht, während es in der Syntax um die Struktur von Sätzen geht.

Das heißt, dass die Morphologie nur auf Teile von Sätzen beschränkt ist.

Es kann aber Überschneidungen geben, wie dir das folgende Beispiel verdeutlicht.

Beispiel: Überschneidung zwischen Morphologie und Syntax
  • Geh!
  • Iss!
  • Mach!

Wörter wie ‚geh‘ und ‚iss‘ sind Morpheme, die die zweite Person Singular Imperativ geben, also die Befehlsform. Ihre Untersuchung ist nur für die Morphologie relevant.

Wenn du diese Morpheme aber mit einem Ausrufezeichen abschließt, um eine Aufforderung auszudrücken, wird daraus ein vollständiger Satz. Ihre Untersuchung spielt dann in der Syntax eine Rolle.

Die Bedeutung sowohl von Wörtern als auch von Sätzen wird wiederum in der Semantik untersucht.

Häufig gestellte Fragen

Was soll ich unter Morphemen in der Morphologie verstehen?

Unter Morphemen kannst du in der Morphologie die kleinste bedeutungstragende Einheit in der Sprache verstehen.

Das heißt, Morpheme sind Bausteine von Wörtern, die eine bestimmte grammatische Funktion haben. Sie können z. B. die Pluralform eines Wortes angeben.

Sie können außerdem entweder frei oder gebunden sein, also entweder alleine stehen oder nicht.

Wie kann ich Morphologie und Syntax unterscheiden?

Du kannst Morphologie und Syntax dadurch unterscheiden, dass in der Morphologie die Struktur von Wörtern und Wortformen untersucht wird.

In der Syntax wird hingegen die Struktur ganzer Sätze betrachtet.

Was ist mit Morphologie in der Sprachwissenschaft gemeint?

Mit Morphologie ist in der Sprachwissenschaft die Lehre von der Wortform gemeint.

Das heißt, es wird die grammatische Form von Wörtern und deren Veränderung untersucht.

Die zwei zentralen Bestandteile der Morphologie sind die Flexion und die Wortbildung.

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Özçelik, Y. (2024, 28. Mai). Morphologie: Definition in der Sprachwissenschaft einfach erklärt. Scribbr. Abgerufen am 21. November 2024, von https://www.scribbr.ch/deutsche-sprache-ch/morphologie/

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Yasemin Özçelik

Yasemin hat einen Hintergrund in Spanischer Romanistik und Interkultureller Wirtschaftskommunikation. Wenn sie nicht gerade lektoriert und Texte schreibt, unterrichtet sie Deutsch auf allen Niveaustufen und unterstützt Lernende bei ihrem Sprachprozess.