Genitiv: der Wessen-Fall

Der Genitiv ist der 2. Fall (= Kasus) im Deutschen.

Der Genitiv kommt heutzutage meist als Genitivattribut vor. Das Genitivattribut zeigt an, (zu) wem etwas oder jemand gehört.

Beispiel: das Genitivattribut in Sätzen
Mamas Freundin ist heute zu Besuch.

Er ist mit dem Auto seines Bruders gefahren.

Den Genitiv erkennst du im Maskulinum und Neutrum Singular an der Endung ‚-(e)s‘.

Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ: die 4 Fälle

Im Deutschen gibt es 4 Fälle: Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. Sie werden auch als ‚Kasus‘ bezeichnet.

Der Nominativ wird immer für das Subjekt des Satzes verwendet, also für die Person, die irgendetwas tut, oder die Sache, die irgendeine Eigenschaft hat.

Die anderen Fällen werden für die Objekte des Satzes verwendet, also für die Personen oder Sachen, die das Ziel einer Handlung sind.

Beispiel: die 4 Fälle in Sätzen
Erstes Beispiel

Satz mit Subjekt im Nominativ (wer oder was?) und Genitivobjekt (wessen?):

Dieses Problem bedarf einer unverzüglichen Lösung.

Zweites Beispiel

Satz mit Subjekt im Nominativ (wer oder was?), Dativobjekt (wem?) und Akkusativobjekt (wen oder was?):

Die Lehrerin leiht ihrem Kollegen ein Buch.

Neben dem Genitivobjekt – und dem am Anfang erwähnten Genitivattribut – hat der Genitiv noch weitere Funktionen (siehe dazu das Kapitel ‚Die 5 Funktionen des Genitivs‘).

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Verwendung des Genitivs im heutigen Deutschen

Im Vergleich zu den anderen Fällen wird der Genitiv deutlich seltener verwendet. Zudem nimmt die Verwendung immer weiter ab.

Der Genitiv wird nur verwendet, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind:

  • Die Wortgruppe muss einen Artikel oder ein Adjektiv enthalten.
  • Eines der Wörter der Wortgruppe muss eine typische Genitivendung (‚-e‘, ‚-es‘, -er‘) haben.
Beispiel: Verwendung des Genitivs
Fernab großer Städte ist das Kulturangebot gering.

  • Die Wortgruppe enthält das Adjektiv ‚großer‘.
  • Das Adjektiv ‚großer‘ hat die Endung ‚-er‘.

Wenn die Bedingungen nicht erfüllt sind, wird nicht der Genitiv, sondern eine Ersatzkonstruktion verwendet.

Für alle Anwendungsfälle des Genitivs gibt es Ersatzkonstruktionen. Dies können sein:

  1. Verwendung anderer Fälle
  2. Präpositionalgruppe
  3. Nebensatz
Beispiel: Verwendung von Ersatzkonstruktionen
Falsche Verwendung des Genitivs:

Fernab Städte ist das Kulturangebot gering.

  • Wortgruppe enthält weder einen Artikel noch ein Adjektiv.
  • Keines der Wörter hat die Endung ‚-e‘, ‚-es‘ oder -er‘.

Mögliche Ersatzkonstruktionen:

  1. Anderer Fall (Dativ): Fernab Städten ist das Kulturangebot gering.
  2. Präpositionalgruppe im Dativ: Fernab von Städten ist das Kulturangebot gering.
  3. Nebensatz: Das Kulturangebot ist gering, wenn man sich nicht in Städten befindet.

Mittlerweile werden in vielen Fällen die Ersatzkonstruktionen verwendet, auch wenn die Voraussetzungen für die Genitivnutzung erfüllt sind. Der Genitiv kommt daher oft nur noch in der gehobenen Schriftsprache vor.

Wie du nach dem Genitiv fragst

Um das Genitivobjekt oder Genitivattribut in einem Satz zu finden, verwendest du das Fragewort ‚wessen‘.

Beispiel: nach dem Genitivobjekt und Genitivattribut fragen
Satz mit Genitivobjekt: Er wurde eines Verbrechens beschuldigt.

Frage: Wessen wurde er beschuldigt?
Antwort: eines Verbrechens
Ergebnis: ‚eines Verbrechens‘ steht im Genitiv

Satz mit Genitivattribut: Das Auto des Nachbarn steht in der Einfahrt.

Frage: Wessen Auto steht in der Einfahrt?
Antwort: Das des Nachbarn.
Ergebnis: ‚des Nachbarns‘ steht im Genitiv

Die Position des Genitivs im Satz

Im Deutschen gibt es keine feste Reihenfolge der Satzteile im Satz. Die Satzteile können meist an unterschiedlichen Stellen im Satz positioniert werden, weil die Fälle deutlich machen, in welchem Zusammenhang sie zueinander stehen.

Es gibt aber eine Reihenfolge, die als normal angesehen wird:

Subjekt + Verb + Dativobjekt + Akkusativobjekt + Genitivobjekt

Es kommen aber nie alle drei Objekte in einem Satz vor.

Beispiel: Position des Genitivobjekts
Der Chef (Subjekt) verdächtigte (Verb) seine Mitarbeiterin (Akkusativobjekt) des Diebstahls (Genitivobjekt).

Der Genitiv kommt in deutschen Sätzen allerdings häufiger als Genitivattribut vor. Genitivattribute zeigen an, (zu) wem etwas gehört.

Genitivattribute stehen immer direkt neben dem Subjekt oder Objekt, auf das sie sich beziehen.

Beispiel: Position des Genitivattributs
Genitivattribut neben Subjekt: Sabines Freund kommt heute mit ins Kino.

Genitivattribut neben Objekt: Marcel verfolgt aufmerksam den Vortrag des Dozenten.

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Die 5 Funktionen des Genitivs

Der Genitiv hat die folgenden 5 Funktionen:

  1. Genitivobjekt
  2. Adverbialer Genitiv
  3. Genitivattribut
  4. Präpositionalgruppe im Genitiv
  5. Apposition im Genitiv

1. Genitivobjekt

Das Genitivobjekt besteht wie alle Objekte aus einem Substantiv oder einer Substantivierung und ggf. Artikel, Adjektiv oder Pronomen. Es kann aber auch nur aus einem Pronomen bestehen.

Genitivobjekte kommen in Sätzen wesentlich seltener vor als Akkusativ- und Dativobjekte. Meist werden sie nur in der gehobenen Schriftsprache verwendet.

Beispiel: Genitivobjekt
Der Anwalt nahm sich des Falles an.

Dieses Problem bedarf einer zeitnahen Lösung.

Er war dieser Auszeichnung würdig.

Sie war sich dessen gewiss.

Die Verwendung des Genitivobjekts nimmt außerdem weiter ab. Das liegt zum einen daran, dass viele Verben und Adjektive, die ein Genitivobjekt erfordern, heutzutage kaum noch genutzt werden.

Zum anderen werden manche Verben und Adjektive, die eigentlich ein Genitivobjekt erfordern, mittlerweile oft mit anderen Fällen verwendet.

Das Genitivobjekt kommt heutzutage aber noch in festen Redewendungen vor:

  • sich des Lebens freuen
  • jemanden keines Blickes würdigen
  • jemanden seines Amtes entheben
  • sich eines Besseren besinnen
  • jemanden eines Besseren belehren
  • jeder Beschreibung spotten

2. Adverbialer Genitiv

Der adverbiale Genitiv drückt aus, wie oder wann etwas geschieht. Er besteht aus einer Wortgruppe, die ein Substantiv und ggf. Artikel, Adjektiv und/oder Pronomen enthält.

Er kann daher leicht mit dem Genitivobjekt verwechselt werden. Der Unterschied ist aber, dass der adverbiale Genitiv nicht nur aus einem Pronomen bestehen kann und dass du nach dem adverbialen Genitiv nicht mit ‚wessen‘ fragen kannst.

Stattdessen lautet die passende Frage meist ‚wie?‘ oder ‚wann?‘.

Beispiel: adverbialer Genitiv als Beschreibung der Art oder des Zeitpunkts
Sie betrat schnellen Schrittes den Raum.

Er bemerkte eines Abends ein außergewöhnliches Geräusch.

Der adverbiale Genitiv kann aber auch ausdrücken, dass etwas die eigene Einschätzung ist

Beispiel: adverbialer Genitiv, um eigene Einschätzung auszudrücken
Das ist meines Erachtens nicht korrekt.

Unseres Wissens findet der Termin nachmittags statt.

Auch der adverbiale Genitiv wird heutzutage meist nur noch in festen Wortverbindungen verwendet:

  • eines Tages
  • dieser Tage
  • erhobenen Hauptes
  • sehenden Auges
  • letzten Endes
  • des Öfteren
  • des Nachts
  • unverrichteter Dinge
  • guter Dinge
  • schweren Herzens
  • frohen Mutes

3. Genitivattribut

Der Genitiv kommt in deutschen Sätzen am häufigsten als Genitivattribut vor. Genitivattribute zeigen einen Besitz oder eine Zugehörigkeit an.

Eine Besonderheit von Attributen ist, dass sie weggelassen werden können, ohne dass der Satz ungrammatikalisch wird.

Eine der häufigsten Genitivattribute sind Namen. Sie stehen meist vor dem Wort oder der Wortgruppe, auf die sie sich beziehen.

Beispiel: vorangestellte Namen als Genitivattribute
Sarahs Koffer steht im Flur.

Der Händler hat Sebastians rotes Auto verkauft.

Der Name kann aber auch hinter dem Wort oder der Wortgruppe stehen, auf die er sich bezieht. Heutzutage wird dann aber statt des Genitivattributs meist eine Ersatzkonstruktion mit ‚von‘ + Dativ verwendet.

Beispiel: nachgestellte Namen als Genitivattribute und Ersatzkonstruktion
Der Koffer Sarahs steht im Flur
Der Koffer von Sarah steht im Flur

Der Händler hat das rote Auto Sebastians verkauft
Der Händler hat das rote Auto von Sebastian verkauft.

Die gleichen Regeln gelten auch bei Bezeichnungen für Familienangehörige, die wie Namen verwendet werden.

Beispiel: Bezeichnungen für Familienangehörige als Genitivattribute
Hast du Mamas Geburtstag vergessen?
Hast du den Geburtstag Mamas vergessen?
Hast du den Geburtstag von Mama vergessen?

Opas Kuchen schmeckt am besten.
Der Kuchen Opas schmeckt am besten
Der Kuchen von Opa schmeckt am besten.

Bei der Schreibweise von Namen als Genitivattribute gibt es häufig Fehler in der Rechtschreibung. Zwischen dem Namen und dem Genitiv-s wird oft fälschlicherweise ein Apostroph gesetzt.

Tipp
Wann du ein Apostroph setzt, wird dir im Artikel Apostroph erklärt. In welchen Fällen der Apostroph falsch ist, wird im Artikel Deppenapostroph beschrieben.

Genitivattribute, die keine Namen sind, stehen in den meisten Fällen hinter der Wortgruppe, auf die sie sich beziehen. Die Wortgruppe besteht dabei aus einem Substantiv oder einer Substantivierung und Begleitern (Artikel, Pronomen, Adjektive).

Mit den Genitivattributen können verschiedene Dinge ausgedrückt werden:

  • Besitz
  • Zugehörigkeit
  • Eigenschaften
  • Spezifikation
  • Teil eines Ganzen
Beispiel: nachgestellte Genitivattribute
Besitz: Er fährt mit dem Auto seiner Freundin.

Zugehörigkeit: Die Freundlichkeit der Verkäuferin fiel positiv auf.

Eigenschaften: Eine Frau mittleren Alters betrat das Geschäft.

Spezifikation: Eine Gruppe kleiner Kinder überquert die Straße.

Teil eines Ganzen: Ein Stück der Pizza habe ich aufgehoben.

4. Präpositionalgruppe im Genitiv

Der Genitiv steht auch nach einigen Präpositionen.

Die Präposition bildet zusammen mit der folgenden Wortgruppe im Genitiv eine Präpositionalgruppe.

Beispiel: Präpositionalgruppe im Genitiv
Die Ärztin stellte die Diagnose anhand der geschilderten Symptome.

Hinsichtlich ihres Antrags wurde folgende Entscheidung getroffen: …

Die Aufgabe wurde mittels eines Taschenrechners gelöst.

Allerdings werden Präpositionalgruppen im Genitiv häufig nur noch in der gehobenen Schriftsprache verwendet. In anderen Fällen werden meist Ersatzkonstruktionen gewählt, in denen der Akkusativ oder der Dativ verwendet werden.

Beispiel: Ersatzkonstruktionen für Präpositionalgruppen im Genitiv
Die Ärztin stellte die Diagnose anhand von geschilderten Symptomen.

Im Hinblick auf ihren Antrag ist folgende Entscheidung getroffen worden: …

Die Aufgabe wurde mithilfe von/mit einem Taschenrechner schnell gelöst.

5. Apposition im Genitiv

Appositionen sind Zusätze, die eine vorangegangene Wortgruppe näher beschreiben. Sie werden oft durch Kommata vom restlichen Satz abgetrennt.

Appositionen stehen im gleichen Fall wie die Wortgruppe, die sie näher beschreiben.

Beispiel: Appositionen im Genitiv
Der Vorstand gedachte Paul Müllers, des geschätzten Unternehmensgründers.

Das ist das Haus meines Nachbarn, des erfolgreichen Musikproduzenten.

Hinsichtlich des neuen Falles, eines mehrfachen Betruges, gibt es neue Erkenntnisse.

Appositionen werden nicht von einem speziellen Wort eingeleitet und enthalten auch kein Verb. Beides unterscheidet sie von Nebensätzen.

Wortarten mit Genitiv

Manche Wörter der folgenden Wortarten erfordern eine Ergänzung im Genitiv:

Es geht dabei nicht darum, dass sie selbst an den Fall angepasst werden. Wenn sie im Satz stehen, muss zusätzlich eine andere Wortgruppe im Genitiv vorkommen.

Beispiele: Verben, Präpositionen und Adjektive mit Genitiv
Das Problem bedarf einer genauen Überprüfung.
Erklärung: Das Verb ‚bedürfen‘ erfordert eine Ergänzung im Genitiv.

Aufgrund des Streiks der Verkehrsbetriebe kam sie zu spät zur Arbeit.
Erklärung: Die Präposition ‚aufgrund‘ erfordert eine Ergänzung im Genitiv.

Er war sich seiner Sache sicher.
Erklärung: Das Adjektiv ‚sicher‘ erfordert eine Ergänzung im Genitiv.

Verben mit Genitiv

Bei den Verben kann zwischen zwei verschiedenen Gruppen unterschieden werden:

Verben, die nur ein Genitivobjekt erfordern

Es gibt sehr wenige Verben, die nur ein Genitivobjekt erfordern. Sie werden als ‚intransitive Verben‘ bezeichnet.

Dazu gehören:

  • bedürfen
  • entbehren
  • gedenken
  • harren
Beispiel: intransitive Verben mit Genitiv
Dieses Problem bedarf einer zeitnahen Lösung.

Das entbehrt jeglicher Logik.

Die Parteimitglieder gedachten des früheren Vorsitzenden.

Sie harrten der Dinge, die da kommen sollen.

Heutzutage werden diese Verben aber auch mit anderen Fällen verwendet.

Beispiel: Verwendung von Verben, die ein Genitivobjekt erfordern, mit anderen Fällen
Dieses Problem bedarf eine zeitnahe Lösung. (Akkusativ)

Die Parteimitglieder gedachten dem früheren Vorsitzenden. (Dativ)

Verben, die ein Genitiv- und ein Akkusativobjekt erfordern

Viele der Verben, die ein Genitiv- und ein Akkusativobjekt erfordern, kommen aus der Justizsprache.

Das Genitivobjekt drückt dann oft aus, um welche Sache es geht, und das Akkusativobjekt, um welche Person es geht.

Beispiel: Verben mit Genitiv- und Akkusativobjekt
Der Mann bezichtigte seine Nachbarn des Diebstahls.

Der Vorgesetzte entband den Mitarbeiter seiner Verpflichtungen.

Zu den Verben mit Genitiv- und Akkusativobjekt gehören:

  • anklagen
  • bemächtigen
  • berauben
  • beschuldigen
  • bezichtigen
  • entbinden
  • entheben
  • entsinnen
  • überführen
  • verdächtigen

Zudem gibt es eine Reihe Verben mit Genitivobjekt, die reflexiv gebraucht werden. Das Reflexivpronomen (sich, mich etc.) ist dabei das Akkusativobjekt.

Beispiel: reflexive Verben mit Genitivobjekt
Der Chef nahm sich der Sache an.

Bei der Lösung des Konflikts bedientest du dich einer cleveren Strategie.

Mit dem Sieg entledigte sich die Mannschaft ihres gefährlichsten Gegners.

Zu diesen Verben gehören:

  • sich annehmen
  • sich bedienen
  • sich bemächtigen
  • sich enthalten
  • sich entledigen
  • sich erwehren
  • sich rühmen

Das Genitivobjekt wird zunehmend durch ein Dativobjekt ersetzt. Das gilt aber meist noch nicht als korrekt

Beispiel: Verwendung von Verben, die ein Genitiv- und Akkusativobjekt erfordern, mit anderen Fällen
Die Abgeordneten wollen sich den Problemen in der nächsten Sitzungswoche annehmen.

Sie bediente sich ungewöhnlichen rhetorischen Mitteln.

Präpositionen mit Genitiv

Es gibt viele Präpositionen, die mit dem Genitiv verwendet werden. Der Großteil dieser Präpositionen wird aber eher in der gehobenen Sprache und Schriftsprache verwendet.

Daher steht nach Präpositionen insgesamt häufiger der Dativ oder Akkusativ.

Beispiel: Präpositionen mit Genitiv
Abseits der offiziellen Feierlichkeiten trafen sich die Firmengründer zu einem privaten Gespräch.

Hinsichtlich der Modulbelegung ist Folgendes zu beachten: …

Er traf die Entscheidung um seiner selbst willen.

Die Präpositionen mit Genitiv sind:

  • abseits
  • abzüglich
  • angesichts
  • anhand
  • anlässlich
  • anstelle
  • aufgrund
  • ausschließlich
  • außerhalb
  • beiderseits
  • bezüglich
  • diesseits
  • eingangs
  • eingedenk
  • einschließlich
  • fernab
  • halber
  • hinsichtlich
  • infolge
  • inklusive
  • inmitten
  • innerhalb
  • jenseits
  • kraft
  • links
  • mittels
  • oberhalb
  • rechts
  • seitens
  • seitlich
  • seitwärts
  • um … willen
  • unfern
  • unterhalb
  • unweit
  • voll(er)
  • vorbehaltlich
  • zeit
  • zugunsten
  • zuungusten
  • zwecks

Präpositionen mit Genitiv und Dativ

Einige Präpositionen werden sowohl mit dem Genitiv als auch mit dem Dativ verwendet. Dabei gibt es keinen Bedeutungsunterschied.

Beispiel: Präpositionen mit Dativ und Genitiv
Gemäß den formalen Vorgaben/der formalen Vorgaben des Fachbereichs ist nach dem APA-Standard zu zitieren.

Trotz des Regens/dem Regen war es ein schönes Sommerfest.

Es handelt sich um folgende Präpositionen:

  • binnen
  • dank
  • entgegen
  • entsprechend
  • fern
  • gemäß
  • laut
  • mangels
  • mitsamt
  • nahe
  • samt
  • trotz
  • während
  • wegen
  • zuzüglich

Adjektive mit Genitiv

Es gibt einige Adjektive, die den Genitiv erfordern. Zu ihnen gehören:

  • ansichtig (werden)
  • bedürftig (sein)
  • bewusst (sein/werden)
  • fähig (sein)
  • gewiss (sein)
  • habhaft (werden)
  • schuldig (sein)
  • sicher (sein)
  • überdrüssig (sein)
  • verdächtig (sein)
  • wert (sein)
  • würdig (sein)
Beispiel: Adjektive mit Genitiv
Das ist nicht der Rede wert.

Er war sich keiner Schuld bewusst.

Teilweise werden die Adjektive aber auch mit anderen Fällen verwendet oder das Objekt wird durch eine Präpositionalgruppe oder einen Nebensatz ersetzt.

Beispiel: Adjektive mit Genitiv und Ersatzkonstruktionen
Verwendung des Genitivs:
Sie ist des Streits überdrüssig.
Ersatzkonstruktion mit Akkusativ:
Sie ist den Streit überdrüssig,

Verwendung des Genitivs:
Der Schüler ist hervorragender Leistungen fähig.
Ersatz durch Präpositionalphrase:
Der Schüler ist zu hervorragenden Leistungen fähig.

Verwendung des Genitivs:
Er ist sich ihrer Loyalität sicher.
Ersatz durch Nebensatz: 
Er ist sich sicher, dass sie loyal ist.

Wortarten im Genitiv

In den Wortgruppen, die im Genitiv stehen, müssen die Wörter folgender Wortarten an den Fall angepasst werden:

Beispiel: Substantive, Artikel, Adjektive und Pronomen im Genitiv
Das Problem bedarf einer genauen Überprüfung.

Wortgruppe ‚einer genauen Überprüfung‘:
‚einer‘: Artikel im Genitiv
‚genauen‘: Adjektiv im Genitiv
‚Überprüfung‘: Substantiv im Genitiv

Er war sich seiner Sache sicher.

Wortgruppe ‚seiner Sache‘:
‚seiner‘: Pronomen im Genitiv
‚Sache‘: Substantiv im Genitiv

Substantive im Genitiv

Substantive im Maskulinum und Neutrum Singular haben die typische Genitivendung ‚-(e)s‘.

Im Femininum Singular und im Plural ist der Genitiv hingegen nicht am Substantiv selbst zu erkennen.

Beispiel: Substantive im Nominativ und Genitiv
Nominativ Singular Genitiv Singular Nominativ Plural Genitiv Plural
Maskulinum (der) Baum (des) Baum(e)s (die) Bäume (der) Bäume
(der) Dialog (des) Dialogs (die) Dialoge (der) Dialoge
Femininum (die) Note (der) Note (die) Noten (der) Noten
(die) Studie (der) Studie (die) Studien (der) Studien
Neutrum (das) Haus (des) Hauses (die) Häuser (der) Häuser
(das) Interview (des) Interviews (die) Interviews (der) Interviews

Artikel im Genitiv

Bestimmte Artikel haben im Maskulinum und Neutrum Singular die Endung ‚-es‘. Im Femininum Singular und im Plural haben sie die Endung ‚-er‘.

Tabelle: bestimmte Artikel im Genitiv
Maskulinum Femininum Neutrum
Singular des der des
Plural der

Für die unbestimmten Artikel gelten im Singular die gleichen Endungen. Im Plural existieren im Deutschen keine unbestimmten Artikel.

Tabelle: unbestimmte Artikel im Genitiv
Maskulinum Femininum> Neutrum
Singular eines einer eines
Plural

Adjektive im Genitiv

Bei den Adjektiven wird zwischen der starken und der schwachen Deklination unterschieden.

Adjektive werden stark dekliniert, wenn vor dem Wort kein Artikel oder Pronomen steht.

Die Genitivformen der starken Deklination kannst du der folgenden Tabelle entnehmen.

Tabelle: stark deklinierte Adjektive im Genitiv
Maskulinum Femininum Neutrum
Singular guten (Dialogs) guter (Note) guten (Interviews)
Plural guter (Dialoge/Noten/Interviews)

Adjektive werden schwach dekliniert, wenn vor dem Wort ein Artikel oder Pronomen steht.

Die Genitivformen der schwachen Deklination siehst du in der folgenden Tabelle.

Tabelle: schwach deklinierte Adjektive im Genitiv
Maskulinum Femininum Neutrum
Singular des guten (Dialogs) der guten (Note) des guten (Interviews)
Plural der guten (Dialoge/Noten/Interviews)

Pronomen im Genitiv

Bis auf die Reflexivpronomen kommen alle Pronomen im Genitiv vor:

Personal- und Possessivpronomen im Genitiv

Bei den Personalpronomen und Possessivpronomen wird zwischen

  • Singular und Plural sowie
  • 3 verschiedenen Personen unterschieden.

Die Genitivformen der Personal- und Possessivpronomen findest du in der Tabelle.

Tabelle: Personal- und Possessivpronomen im Genitiv
Singular Personalpronomen Possessivpronomen
1. Person meiner meines / meiner
2. Person deiner deines / deiner
3. Person seiner / ihrer seines / seiner

ihres / ihrer

Plural
1. Person unser unseres / unserer
2. Person euer eures / eurer
3. Person ihrer ihres / ihrer

Demonstrativ-, Relativ- und Interrogativpronomen im Genitiv

Bei den Demonstrativ-, Relativ- und Interrogativpronomen wird zwischen

  • Singular und Plural sowie
  • Maskulinum, Femininum und Neutrum unterschieden.

Es gibt allerdings nur eine Person.

Die Demonstrativpronomen im Genitiv findest du in der folgenden Tabelle.

Tabelle: Demonstrativpronomen im Genitiv
Maskulinum Femininum Neutrum
3. Person Singular dessen / dieses / jenes

desjenigen / desselben

derer, deren / dieser / jener

derjenigen / derselben

dessen / dieses / jenes

desjenigen / desselben

3. Person Plural derer, denen / dieser / jener

derjenigen / derselben

Die Relativpronomen im Genitiv kannst du der folgenden Tabelle entnehmen.

Tabelle: Relativpronomen im Genitiv
Maskulinum Femininum Neutrum
3. Person Singular dessen derer, deren dessen
3. Person Plural derer, deren

Mit dem Interrogativpronomen ‚wessen‘ fragst du nach Personen im Genitiv. Es wird danach nicht nach dem Geschlecht oder der Anzahl unterschieden.

Das Interrogativpronomen ‚welcher‘ hat hingegen verschiedene Formen. Du siehst sie in der folgenden Tabelle.

Tabelle: das Interrogativpronomen ‚welcher‘ im Genitiv
Maskulinum Femininum Neutrum
3. Person Singular welches welcher welches
3. Person Plural welcher

Indefinitpronomen im Genitiv

Im Gegensatz zu den anderen Pronomen gibt es bei den Indefinitpronomen viele verschiedene. Sie unterscheiden sich bei der Deklination teilweise stark voneinander.

Deswegen können hier keine allgemeingültigen Regeln, sondern nur Beispiele präsentiert werden.

Das Indefinitpronomen ‚jeder‘ kommt beispielsweise nur im Singular vor.

Tabelle: das Indefinitpronomen ‚jeder‘ im Genitiv
Maskulinum Femininum Neutrum
Singular jedes jeder jedes
Plural

Manche Indefinitpronomen gibt es hingegen nur im Plural. Ein Beispiel dafür ist ‚beide‘.

Tabelle: das Indefinitpronomen ‚beide‘ im Genitiv
Maskulinum Femininum Neutrum
Singular
Plural beider

Häufig gestellte Fragen

Was ist der Genitiv?

Der Genitiv ist einer der 4 Fälle im Deutschen.

Wie frage ich nach dem Genitiv?

Nach dem Genitiv fragst du mit ‚wessen?‘.

Wann benutze ich den Genitiv?

Den Genitiv benutzt du, um eine Zugehörigkeit auszudrücken.

Was ist ein Beispiel für den Genitiv?

Im Satz ‚Er fährt mit dem Auto seiner Freundin‘ steht ‚seiner Freundin‘ im Genitiv.

Das findest du mit dem Fragewort ‚wessen‘ heraus. 

Frage: Mit wessen Auto fährt er?
Antwort: mit dem seiner Freundin
Ergebnis: ‚seiner Freundin‘ steht im Genitiv

Quellen für diesen Artikel

Wir empfehlen Studierenden nachdrücklich, Quellen in ihrer Arbeit zu verwenden. Du kannst unseren Artikel zitieren oder dir mit den Artikeln weiter unten einen tieferen Einblick verschaffen.

Diesen Scribbr-Artikel zitieren

Schrader, T. (2024, 17. Juli). Genitiv: der Wessen-Fall. Scribbr. Abgerufen am 24. November 2024, von https://www.scribbr.ch/faelle-ch/genitiv/

Quelle

Dudenredaktion (2006): Duden – Die Grammatik. Der Duden in zwölf Bänden. Band 4. 7. Auflage. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.

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Tanja Schrader

Tanja hat einen Masterabschluss in der Germanistik und daher viel Erfahrung im Anfertigen von wissenschaftlichen Arbeiten. Seit 2017 hilft sie als Korrektorin Studierenden dabei, ihre Haus- und Abschlussarbeiten erfolgreich zu bestehen. Aufgrund ihrer Leidenschaft für die Sozialwissenschaften studiert sie aktuell nebenberuflich noch Politik und Soziologie.