Groß- und Kleinschreibung: Regeln + Übungen

Im Deutschen ist die Kleinschreibung der Normalfall. Deswegen merkst du dir am besten, dass nur in 5 Fällen großgeschrieben wird:

  • Satzanfänge
  • Eigennamen
  • Substantive
  • Substantivierungen
  • Höfliche Anrede
5 Fälle der Großschreibung im Deutschen
Beispiel
Satzanfänge Dienstags geht sie immer zum Sport.
Eigennamen Der Lehrer fragt Melanie, ob sie ihre Hausaufgaben gemacht hat.
Substantive Paul hat einen Hund adoptiert.
Substantivierungen Das Tanzen war ihre große Leidenschaft.
Höfliche Anrede „Können Sie mir sagen, wie spät es ist?“

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Der Normalfall ist die Kleinschreibung

Im Deutschen werden alle Wortarten im Normalfall kleingeschrieben. Die einzige Ausnahme bilden Substantive, die immer großgeschrieben werden.

Wortarten, die kleingeschrieben werden
Wortart Beispiele
Verben lesen, spielen, lachen, gehen, machen
Adjektive schön, gut, klein, grün, klug, einzig
Adverbien dort, morgen, oft, natürlich, vormittags
Pronomen ich, er, ihnen, dieser, dein, euch, sich
Artikel der, die, das, einer, eine, eines
Konjunktionen sondern, und, sowie, oder, als, aber
Präpositionen seit, auf, neben, nach, anstelle, mithilfe
Partikeln nicht, danke, ja, ganz, halt, eben, wohl

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Großschreibung am Satzanfang

Am Satzanfang wird im Deutschen grundsätzlich großgeschrieben. 

Beispiel: Großschreibung am Satzanfang 
Auch wenn Viktor manchmal müde war, ging er dennoch stets zum Sport.

Großschreibung gilt auch

  • nach einem Doppelpunkt, wenn ein vollständiger Satz folgt,
  • am Beginn von Überschriften und 
  • am Anfang einer wörtlichen Rede. 

Groß- und Kleinschreibung nach dem Doppelpunkt

Auch nach dem Doppelpunkt gilt die Regel, dass am Satzanfang großgeschrieben wird.

Beispiel: Großschreibung nach dem Doppelpunkt
Viola war sich sicher: Sie hatte die Prüfung bestanden.

Wenn allerdings nach dem Doppelpunkt kein vollständiger Satz steht, wird kleingeschrieben. Es handelt sich dann nicht um einen Satzanfang, sondern um einen Teil des vorangegangenen Satzes. 

Beispiel: Kleinschreibung nach dem Doppelpunkt
Martin kaufte Folgendes ein: zwei Äpfel, eine Melone und vier Kiwis.

Großschreibung am Beginn von Überschriften und Werktiteln

Überschriften und Werktitel werden wie Satzanfänge behandelt. Sie beginnen daher mit einem Großbuchstaben.

Beispiel: Großschreibung von Überschriften und Werktiteln
(Kapitelüberschrift:) Von der Taufschale und vom Großvater in zwiefacher Gestalt 

Thomas Manns Der Zauberberg ist einer der bedeutendsten Romane der deutschen Literatur.

Großschreibung am Anfang der wörtlichen Rede

Am Anfang der wörtlichen Rede schreibst du immer groß. Dabei ist es egal, ob es sich um einen vollständigen Satz handelt.

Beispiel: Großschreibung am Anfang der wörtlichen Rede
Die Verkäuferin fragte: „Kann ich Ihnen helfen?“

Er antwortete: „Nein, danke!“

„Die Veranstaltung beginnt um 20:00 Uhr.“

Großschreibung von Eigennamen

Eigennamen werden in der Regel großgeschrieben. Dazu gehören:

  • Vor- und Nachnamen von Personen
  • Orts- und Ländernamen
  • Markennamen (außer die offizielle Schreibweise beginnt mit einem Kleinbuchstaben)

Großschreibung von Substantiven

Substantive, auch ‚Nomen‘ genannt, werden immer großgeschrieben.  

Beispiel: Großschreibung von Substantiven
Die Familie hat schon seit zwei Jahren einen Hund.

Das gilt auch für Substantive, die aus Wörtern unterschiedlicher Wortarten zusammengesetzt wurden und mit Bindestrich geschrieben werden.

Beispiel: zusammengesetzte Substantive aus Wörtern verschiedener Wortarten
  • der Pro-Kopf-Verbrauch
  • die Rechts-links-Schwäche
  • die Mund-zu-Mund-Beatmung

Das erste Wort wird unabhängig von der Wortart großgeschrieben, weil die Zusammensetzung insgesamt als Substantiv betrachtet wird. Im Inneren der Zusammensetzung werden nur die eigentlichen Substantive großgeschrieben.

So erkennst du Substantive

Substantive kannst du an folgenden Eigenschaften erkennen:

  • Sie haben ein festes grammatisches Geschlecht (Genus): Maskulinum, Femininum, Neutrum.
  • Sie sind nach der Anzahl (Numerus) bestimmt: Singular, Plural.
  • Sie treten in 4 Fällen (Kasus) auf: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ.

Zudem erkennst du Substantive daran, dass  

  • sie zusammen mit einem bestimmten Artikel oder unbestimmten Artikel auftreten,
  • ein Possessivpronomen oder ein Demonstrativpronomen vor ihnen steht und/oder
  • sie durch ein Adjektiv näher bestimmt werden.
Beispiel: Substantiv mit Artikel, Pronomen, Adjektiv 
Bestimmter Artikel: Der Mann geht über die Straße.

Unbestimmter Artikel: Maria kaufte ein Brot.

Possessivpronomen: Mein Bruder ist zwei Jahre älter als ich.

Demonstrativpronomen: In dieser Woche hat Martin viele Termine.

Adjektiv: Sie musste einen großen Umweg fahren.

Des Weiteren gibt es einige Wortendungen, die typisch für Substantive sind:

-heit (Gesundheit, Wahrheit) 

-keit (Fähigkeit, Möglichkeit)

-ling (Frühling, Lehrling)

-mus (Humanismus, Kapitalismus)

-nis (Finsternis, Verhängnis)

-schaft (Freundschaft, Leidenschaft)

-tum (Reichtum, Christentum)

-ung (Entscheidung, Lösung)

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Großschreibung von Substantivierungen

Mit Ausnahme der Substantive werden alle Wortarten im Regelfall kleingeschrieben. Es kommt allerdings häufig vor, dass ein Wort einer anderen Wortart wie ein Substantiv verwendet wird.

Das wird ‚Substantivierung‘ genannt. Meist werden Verben oder Adjektive substantiviert.

Beispiel: Substantivierung von Verben und Adjektiven
Substantiviertes Verb: Das tägliche Laufen tut ihm gut.

Substantiviertes Adjektiv: Sie wird noch Großes erreichen.

In seltenen Fällen können aber auch andere Wortarten substantiviert werden.

Beispiel: Substantivierung von anderen Wortarten
Substantiviertes Adverb: Nach langem Hin und Her entschieden sie sich für einen Film.

Substantiviertes Pronomen: Er hat einfach das gewisse Etwas.

Substantivierter Artikel: Sie ist die Eine.

Substantivierte Konjunktion: Er akzeptierte die Entscheidung ohne Wenn und Aber.

Substantivierte Präposition: Sie wägen das Für und Wider ab.

Substantivierte Partikel: Sabine antwortete mit einem lauten Ja

So erkennst du Substantivierungen

Substantivierungen erkennst du daran, dass ein Artikel und/oder ein Adjektiv vor dem Wort steht (oder stehen kann) und dass kein Substantiv nach dem Wort steht.

Beispiel: Artikel und Adjektiv vor einer Substantivierung
Artikel vor der Substantivierung: Das Schwimmen war eines ihrer größten Hobbys.

Adjektiv vor der Substantivierung: Lautes Reden ist in der Bibliothek untersagt.

Manchmal ist der Artikel auch mit einer Präposition verschmolzen, sodass er nicht gleich zu erkennen ist:

  • von + dem = vom
  • bei + dem = beim
  • in + dem = im
  • in + das = ins
  • zu + der = zur
  • zu + dem = zum
  • für + das = fürs
  • an + dem = am
Beispiel: Artikel mit Präposition verschmolzen
Paul macht Fotos fürs Jahrbuch. 

Der Sessel steht im Wohnzimmer

Wir treffen uns am Wochenende. 

Achtung
‚Am‘ ist nicht immer eine Verschmelzung aus Präposition ‚an‘ und dem Artikel ‚dem‘.

Auch die höchste Steigerungsform von Adjektiven (der Superlativ) enthält das Wort ‚am‘. 

Beispiel: gut – besser – am besten 

Das Wort ‚am‘ ist hier Teil des Adjektivs. Es deutet also nicht auf eine Substantivierung und damit auch nicht auf die Großschreibung des folgenden Wortes hin.

Superlative werden immer kleingeschrieben. 

Dass es sich nicht um die Kombination aus Präposition und Artikel handelt, erkennst du daran, dass du ‚am‘ in diesem Fall nicht auflösen kannst:

Ich finde das grüne Auto an dem besten.

Großschreibung bei der höflichen Anrede

Die Anredepronomen der höflichen Anrede (beim Siezen) werden immer großgeschrieben. 

Beispiel: Großschreibung bei der höflichen Anrede
Könnten Sie mir bitte helfen, den Eingang zu finden?
Anredepronomen der höflichen Anrede
Fall Anredepronomen (Höflichkeitsform)
Nominativ Sie
Genitiv Ihrer
Dativ Ihnen
Akkusativ Sie

Die Anredepronomen der vertrauten Anrede (beim Duzen) können großgeschrieben werden, wenn sich die Anrede an eine konkrete Person richtet.

Anredepronomen der vertrauten Anrede
Fall Anredepronomen (vertraute Anrede)
Nominativ du / Du
Genitiv dein / Dein
Dativ dir / Dir
Akkusativ dich / Dich

Du darfst die Anredepronomen also großschreiben, wenn du eine E-Mail oder einen Brief schreibst, musst das aber nicht tun.

Die Anredepronomen der vertrauten Anrede müssen hingegen kleingeschrieben werden, wenn keine konkrete Person angesprochen wird, beispielsweise in einem Fragebogen. Die Kleinschreibung gilt außerdem auch in der wörtlichen Rede.

Tipp

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Übungen zur Groß- und Kleinschreibung

Übung 1: Bestimme, welche Wörter in den Sätzen großgeschrieben werden müssen.
  1. gestern morgen ist peter aufgrund eines längeren staus zu spät zur arbeit gekommen.
  2. an heißen sommertagen gehen viele gerne zum schwimmen ins freibad.
  3. eine bedeutende sehenswürdigkeit der hauptstadt berlin ist das brandenburger tor. 
  4. die schönen und reichen trafen sich an diesem wochenende in monaco.
  5. paula liest ihr lieblingsbuch „die unendliche geschichte“ schon zum dritten mal. das lesen ist ihr liebstes hobby.
  1. Gestern Morgen ist Peter aufgrund eines längeren Staus zu spät zur Arbeit gekommen.
  2. An heißen Sommertagen gehen viele gerne zum Schwimmen ins Freibad.
  3. Eine bedeutende Sehenswürdigkeit der Hauptstadt Berlin ist das Brandenburger Tor. 
  4. Die Schönen und Reichen trafen sich an diesem Wochenende in Monaco.
  5. Paula liest ihr Lieblingsbuch „Die unendliche Geschichte“ schon zum dritten Mal. Das Lesen ist ihr liebstes Hobby.

Übung 2: Entscheide dich für die Groß- oder Kleinschreibung.
  1. Karina fragte ihren Mann: „Kannst Du/du bitte heute Einkaufen/einkaufen gehen?“
  2. Ich habe schon viele Sportarten ausprobiert. Am Längsten/längsten habe ich Handball gespielt.
  3. Melanie geht gerne zur Schule. Besonders das Rechnen/rechnen gefällt ihr.
  4. Das Schönste/schönste an meiner neuen Wohnung ist, dass sie im Grünen/grünen liegt.
  5. Michael packte folgende Dinge ein: Seinen/seinen Laptop, das Handy und den Hausschlüssel. 
  1. du: wörtliche Rede, daher nur die Kleinschreibung der vertrauten Anrede korrekt
    einkaufen: Verb, das nicht substantiviert ist
  2. längsten: Teil des Superlativs ‚am längsten‘, daher Kleinschreibung
  3. Rechnen: substantiviertes Verb, daher Großschreibung
  4. Schönste: substantiviertes Adjektiv, daher Großschreibung
    Grünen: substantiviertes Adjektiv (erkennbar an ‚in dem‘)
  5. seinen: kein vollständiger Satz nach dem Doppelpunkt, daher Kleinschreibung

Großschreibung im Wortinnern

Die oben aufgeführten Fälle beziehen sich auf die Großschreibung am Wortanfang. Innerhalb eines Wortes werden alle Buchstaben kleingeschrieben.

Der einzige Ausnahmefall ist das Binnen-I, das seit einigen Jahren zur Umsetzung der gendergerechten Sprache verwendet wird. 

Das Binnen-I ist ein großgeschriebenes ‚I‘ im Wortinnern.

Eine Großschreibung von Buchstaben innerhalb von Wörtern ist durch die offiziellen Rechtschreibregeln noch nicht gedeckt. Trotzdem wird das Binnen-I zunehmend verwendet.

Alle Informationen zur Verwendung des Binnen-I findest du im Artikel Gendern mit Binnen-I.

Artikel zur Groß- und Kleinschreibung

In der folgenden Liste findest du Links zu weiteren Artikeln zur Groß- und Kleinschreibung:

Häufig gestellte Fragen

Welche Wortarten werden im Deutschen großgeschrieben?

Im Deutschen werden nur Substantive großgeschrieben.

Andere Wortarten werden nur großgeschrieben, wenn sie wie ein Substantiv verwendet werden, also substantiviert sind.

Welche Wortarten werden im Deutschen kleingeschrieben?

Mit Ausnahme der Substantive werden im Deutschen alle Wortarten kleingeschrieben:

  • Verben
  • Adjektive
  • Adverbien
  • Pronomen
  • Artikel
  • Konjunktionen
  • Präpositionen
  • Partikeln
Woran erkenne ich eine Substantivierung?

Eine Substantivierung erkennst du daran, dass ein Artikel und/oder ein Adjektiv vor dem Wort und kein Substantiv nach dem Wort steht.

Substantivierungen werden großgeschrieben.

Werden die Anredepronomen groß- oder kleingeschrieben?

Die Anredepronomen der höflichen Anrede werden großgeschrieben.

Die Anredepronomen der vertrauten Anrede können großgeschrieben werden, wenn eine konkrete Person angesprochen wird.

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