Wie viele Wörter hat die deutsche Sprache? Ausführlich erklärt
Sprachwissenschaftler/-innen schätzen, dass die deutsche Sprache zwischen 300 000 und 500 000 Wörter hat.
Die neueste Ausgabe des Dudens (Stand 2020) umfasst hingegen 148 000 Wörter. Darin findest du 3000 neue Begriffe.
Das Dudenkorpus, eine elektronische Datenbank, umfasst sogar etwa 18 Mio. Einträge (Stand 2020). Denn es beinhaltet auch Begriffe aus Fachbereichen wie der Biologie und der Technik sowie selten benutzte und veraltete Wörter.
Basierend auf dem Dudenkorpus ermittelt die Dudenredaktion, welche Wörter im Wörterbuch aufgenommen werden sollen, z. B. abhängig von ihrer gesellschaftlichen Relevanz oder Verwendungshäufigkeit.
Die Angaben zur Wortanzahl in der deutschen Sprache variieren so stark, da diese einem ständigen Wandel unterliegt. Das heißt, dass z. B. Wörter verloren gehen oder neue hinzukommen.
Auch stellt sich die Frage, ob spezifische Fachbegriffe, regionale Dialektwörter, Wortzusammensetzungen, Umgangssprache etc. dazugezählt werden sollen.
Veränderung der Wortanzahl über die Jahre
Die Wörter im Deutschen wurden Ende des 18. Jahrhunderts erstmals von Johann Christoph Adelung in seinem „Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart“ veröffentlicht. Er kam dabei auf 58 000 Wörter.
Im Jahr 1838 fingen dann die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm an, die Wörter im Deutschen zu zählen.
In ihrem „Deutschen Wörterbuch“ sind rund 320 000 Wörter enthalten. Allerdings wurde es erst 1961 von Sprachwissenschaftler/-innen fertiggestellt.
Wolfgang Klein und sein Team, der Leiter des „Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache“, kamen bei einer Auswertung von Textmaterial aus den Jahren 1994 bis 2004 auf mehr als 5 Mio. Wörter.
Wie du sehen kannst, hat die Wortanzahl im Deutschen im Laufe der Zeit stetig zugenommen.
Mehr über die deutsche Sprache findest du in diesem Artikel: Deutsche Sprache: Wortzahl, Ursprung, Lerntipps und mehr
Was unter einem Wortschatz zu verstehen ist
Unter einem Wortschatz ist nicht nur die Gesamtheit aller Wörter in einer Sprache zu verstehen, sondern auch die Anzahl an Wörtern, die eine Person kennt.
Du kannst hierbei zwei Typen unterscheiden:
- den aktiven (= produktiven) Wortschatz und
- den passiven (= rezeptiven) Wortschatz.
Der aktive Wortschatz umfasst all jene Wörter, die eine Person beim Sprechen oder Schreiben verwendet.
Der passive Wortschatz hingegen bezieht sich auf diejenigen Wörter, die eine Person nicht aktiv verwendet, aber problemlos beim Hören oder Lesen verstehen kann.
Der Umfang des aktiven und des passiven Wortschatzes hängt z. B. vom Bildungsstand einer Person ab. Je höher ihr Bildungsstand ist, desto mehr Wörter kennt sie normalerweise.
Probleme beim Bestimmen der Wortanzahl im Deutschen
Die Wortanzahl im Deutschen lässt sich aufgrund der folgenden Worterscheinungen nur schwer bestimmen:
- Zusammengesetzte Wörter (= Komposita)
- Homonyme
- Polyseme
Zusammengesetzte Wörter (= Komposita)
In der deutschen Sprache lässt sich im Allgemeinen eine unendliche Menge an Wörtern kombinieren, woraus neue Wörter entstehen, sogenannte Komposita (= zusammengesetzte Wörter).
Es besteht deshalb Unklarheit, ob z. B. nur die Wörter ‚Sitz‘ und ‚Fläche‘ getrennt als Wörter zählen oder ob auch deren Kombination ‚Sitzfläche‘ ein eigenes Wort ist.
Wenn solche Wortkombinationen mitgezählt werden, stellt sich wiederum die Frage, ob nur häufig verwendete Begriffe wie ‚Sitzfläche‘ oder auch seltene wie ‚Sitzflächenpolsterbezug‘, die man bilden könnte, berücksichtigt werden sollen.
Homonyme
Homonyme sind Wörter, die gleich geschrieben werden, aber je nach Kontext etwas anderes bedeuten.
Anhand der Beispiele siehst du, dass die einzelnen Wörter nichts miteinander zu tun haben.
Es besteht kein logischer Zusammenhang z. B. zwischen einem Ball zum Spielen und einem Ball zum Tanzen.
Bei Homonymen stellt sich allerdings die Frage, ob sie wegen ihrer gleichen Schreibweise als ein Wort zählen oder je nach ihrer Bedeutung als unterschiedliche Wörter zu werten sind.
Polyseme
Polyseme wirken auf den ersten Blick wie Homonyme, weil sie ebenfalls gleich geschrieben werden und je nach Kontext etwas anderes bedeuten.
Die Bedeutungen der einzelnen Wörter weisen aber einen Zusammenhang auf.
Wie du sehen kannst, besteht ein Zusammenhang zwischen dem Himmel, an dem die Himmelskörper zu sehen sind, und dem Himmel als Jenseits.
In beiden Fällen ist ein Ort über dem Horizont gemeint, der für uns Menschen nur schwer greifbar ist.
Ein Zahn im Mund wiederum ist aufgrund seiner zackigen Form mit den Bestandteilen mancher Objekte vergleichbar, z. B. von Sägen oder Briefmarken.
Häufig wird also die Bedeutung einer Sache bildlich auf eine andere, abstrakte Sache übertragen, um sie einfacher beschreiben zu können.
Wie bei Homonymen besteht auch hier das Problem, zu entscheiden, ob Polyseme als einzelnes Wort gelten oder mehrere Wörter darstellen.
Häufig gestellte Fragen
- Wie viele Wörter hat die deutsche Sprache?
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Die deutsche Sprache hat zwischen 350 000 und 500 000 Wörter. Laut dem Dudenkorpus enthält sie allerdings etwa 18 Mio. Wörter (Stand 2020).
Wie viele Wörter die deutsche Sprache hat lässt sich nicht eindeutig festlegen, da zu klären ist, ob z. B. auch regionale Eigenheiten, Umgangssprache, Fachbegriffe und Wortschöpfungen berücksichtigt werden sollen.
- Warum ist die Wortanzahl in der deutschen Sprache schwer zu bestimmen?
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Die Wortanzahl in der deutschen Sprache ist schwer zu bestimmen, da sich diese ständig verändert. Es kommen z. B. neue Wörter hinzu und alte gehen verloren.
Zudem muss entschieden werden, ob unter anderem Fachbegriffe und regionale Dialektwörter berücksichtigt werden sollen.
Auch ist nicht eindeutig, was alles als Wort zählt. Das Problem besteht bei den folgenden Worterscheinungen:
- Zusammengesetzte Wörter (= Komposita)
- Homonyme
- Polyseme
- Was ist der aktive und passive Wortschatz in der deutschen Sprache?
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Der aktive Wortschatz in der deutschen Sprache bezieht sich auf all jene Wörter, die eine Person beim Sprechen oder Schreiben verwendet.
Unter dem passiven Wortschatz sind hingegen diejenigen Wörter gemeint, die eine Person nicht aktiv benutzt, aber problemlos beim Hören oder Lesen verstehen kann.
Sowohl der aktive als auch der passive Wortschatz wird vom Bildungsstand einer Person beeinflusst. Wer einen höheren Bildungsstand hat, kennt und benutzt in der Regel mehr Wörter.
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