Dativ: der Wem-Fall
Der Dativ ist der 3. Fall (= Kasus) im Deutschen. Die wichtigste Funktion des Dativs ist die Markierung eines Objekts im Satz.
Das Dativobjekt ist oft eine Person, die etwas erhält, von etwas betroffen ist oder etwas wahrnimmt.
Den Dativ erkennst du bei Wörtern im Maskulinum und Neutrum Singular oft an der Endung ‚-m‘. Im Plural ist die normale Dativendung hingegen ‚-n‘.
Inhaltsverzeichnis
- Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ: die 4 Fälle
- Wie du nach dem Dativ fragst
- Die Position des Dativs im Satz
- Die Funktionen des Dativs
- Wortarten, die mit Dativ stehen
- Verben mit Dativ
- Präpositionen mit Dativ
- Wortarten, die im Dativ stehen
- Substantive im Dativ
- Artikel im Dativ
- Adjektive im Dativ
- Pronomen im Dativ
- Häufig gestellte Fragen
Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ: die 4 Fälle
Im Deutschen gibt es 4 Fälle (= Kasus): Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. Mit den Fällen zeigst du an, wie die Satzteile im Satz miteinander zusammenhängen.
Das Subjekt eines Satzes steht immer im Nominativ. Das Subjekt drückt aus, wer etwas tut.
Die Objekte stehen in den anderen drei Fällen. Mit den Objekten wird ausgedrückt, wer oder was das Ziel einer Handlung ist bzw. von einer Handlung betroffen ist.
Neben der Markierung des Objekts hat der Dativ allerdings noch weitere Funktionen (siehe Kapitel ‚Die 3 Funktionen des Dativs‘).
Wie du nach dem Dativ fragst
Um das Dativobjekt in einem Satz zu finden, verwendest du das Fragewort ‚wem?‘.
Die Position des Dativs im Satz
Im Deutschen gibt es keine feste Reihenfolge der Satzteile im Satz. Da die Fälle deutlich machen, in welchem Zusammenhang die Satzteile stehen, kann die Reihenfolge variieren.
Trotzdem gibt es eine Satzstellung, die als normal angesehen wird. Dabei steht das Subjekt am Beginn des Satzes. Nach dem Subjekt kommen das Verb und die Objekte, beispielsweise ein Dativobjekt.
In den meisten Sätzen mit Dativobjekt gibt es auch noch ein Akkusativobjekt. Es steht normalerweise hinter dem Dativobjekt.
Diese Reihenfolge gilt auch, wenn das Dativobjekt kein Substantiv (mit Begleiter) ist, sondern ein Personalpronomen. Auch hier steht das Dativobjekt vor dem Akkusativobjekt.
Die Reihenfolge ist allerdings anders, wenn das Akkusativobjekt oder beide Objekte Personalpronomen sind. In diesem Fall steht das Akkusativobjekt vor dem Dativobjekt.
Die Funktionen des Dativs
Der Dativ hat insgesamt 3 Funktionen:
1. Dativobjekt
Das Dativobjekt ist meist eine Person. Diese Person hat oft eine der folgenden Rollen:
- Empfangene Person
- Besitzende Person
- Wahrnehmende Person
- Betroffene Person
Eine Besonderheit ist dabei, dass manche Sätze mit Dativobjekt kein Subjekt haben. Das ist in der Regel der Fall, wenn es um eine Wahrnehmung geht.
2. Präpositionalgruppe im Dativ
Der Dativ ist der Fall, der am häufigsten nach Präpositionen steht.
Die Präposition und die folgende Wortgruppe im Dativ werden zusammen als ‚Präpositionalgruppe‘ bezeichnet.
Manche Präpositionen erfordern immer einen bestimmten Fall, also beispielsweise den Dativ. Andere Präpositionen stehen mal mit dem Dativ und mal mit einem anderen Fall.
Welche Präpositionen immer mit dem Dativ stehen und welche mal mit Dativ und mal mit Akkusativ oder Genitiv, erfährst du im Kapitel ‚Präpositionen mit Dativ‘.
3. Apposition im Dativ
Eine Apposition ist ein Zusatz, mit dem ein vorangegangenes Substantiv näher beschrieben wird. Die Apposition steht dabei im gleichen Fall wie das Substantiv (ggf. mit Artikel oder Pronomen), auf das sie sich bezieht.
Die Apposition wird wie ein Nebensatz durch Kommata vom restlichen Satz abgetrennt. Im Gegensatz zu einem Nebensatz enthält die Apposition aber kein Verb.
Eine besondere Form der Apposition kommt bei Datumsangaben vor. Wenn nach einem Wochentag noch ein Kalendertag genannt wird, steht dieser Zusatz meist im Dativ, wenn vor dem Wochentag ‚am‘ steht.
Wortarten, die mit Dativ stehen
Manche Wörter fordern eine Ergänzung im Dativ. Das sind vor allem Wörter der folgenden Wortarten:
Es geht dabei nicht darum, dass sie selbst an den Fall angepasst werden. Ihr Vorhandensein im Satz führt dazu, dass im Satz eine Wortgruppe im Dativ notwendig ist.
Verben mit Dativ
Der Fall hängt im Deutschen oft vom Verb ab. Verben, die immer nur ein Dativobjekt erfordern, sind zum Beispiel:
- absagen
- begegnen
- danken
- dienen
- drohen
- folgen
- gehören
- gratulieren
- helfen
- zuhören
Sie gehören zu den sogenannten intransitiven Verben. Das sind Verben, die kein Akkusativobjekt erfordern.
Verben, die ein Dativobjekt und ein Akkusativobjekt erfordern, sind beispielsweise:
- antworten
- bringen
- empfehlen
- erklären
- erzählen
- geben
- leihen
- mitteilen
- nehmen
- sagen
- schenken
- zeigen
Sie werden ‚ditransitive Verben‘ genannt. Häufig handelt es sich um Verben des Gebens und Nehmens. Das Dativobjekt drückt dann aus, wem etwas gegeben wird, und das Akkusativobjekt, was gegeben wird.
In vielen Fällen ist das Dativobjekt im Satz notwendig, weil das Verb im Satz eine Ergänzung im Dativ erfordert (z. B.: Wem gibt Felix einen Ratschlag? Seinem Bruder!).
In anderen Fällen ist das Dativobjekt nur eine Art Zusatz, der nicht vom Verb gefordert wird. Das wird als ‚freier Dativ‘ bezeichnet.
Der freie Dativ ist bei Verben möglich, mit denen etwas beschrieben wird, von dem eine Person indirekt betroffen ist.
Im ersten Beispiel wird z. B. spezifiziert, dass der Junge ein Bild für seine Oma malt. Der Satz ergibt aber auch ohne das Dativobjekt ‚seiner Oma‘ Sinn: Der Junge malt ein Bild.
Präpositionen mit Dativ
Der Dativ ist der Normalkasus bei Präpositionen. Das bedeutet, dass Präpositionen am häufigsten mit dem Dativ stehen.
Präpositionen, die immer den Dativ verlangen, sind:
- ab
- aus
- außer
- bei
- gegenüber
- mit
- nach
- nächst
- nebst
- seit
- von
- zu
- zufolge
- zuliebe
- zunächst
- zuwider
Präpositionen mit Dativ und Akkusativ
Folgende Präpositionen werden sowohl mit dem Dativ als auch mit dem Akkusativ verwendet:
Dabei gibt es oft einen Bedeutungsunterschied:
- Dativ: feste Position (wo?)
- Akkusativ: Richtung, in die etwas bewegt wird (wohin?)
Dativ: feste Position | Akkusativ: Richtung |
---|---|
Das Regal steht an der Wand. | Ich schiebe das Regal an die Wand. |
Das Glas steht auf dem Tisch. | Ich stelle das Glas auf den Tisch. |
Mein Rad steht hinter dem Haus. | Ich stelle mein Rad hinter das Haus. |
Er befindet sich im Wohnzimmer. | Er geht ins Wohnzimmer. |
Sie steht neben mir. | Sie stellt sich neben mich. |
Ich trage die Jacke über dem T-Shirt. | Ich ziehe die Jacke über das T-Shirt. |
Die Reinigungsmittel stehen unter der Spüle. | Er stellt die Reinigungsmittel unter die Spüle. |
Das Paket steht vor der Tür. | Der Postbote stellt das Paket vor die Tür. |
Zwischen den Häusern steht ein Baum. | Zwischen die Häuser wird ein Baum gepflanzt. |
Präpositionen mit Dativ und Genitiv
Manche Präpositionen kommen sowohl mit dem Dativ als auch mit dem Genitiv vor. Hierbei gibt es meist keinen Bedeutungsunterschied.
Es handelt sich um folgende Präpositionen:
- binnen
- dank
- entgegen
- entsprechend
- fern
- gemäß
- laut
- mangels
- mitsamt
- nahe
- samt
- trotz
- während
- wegen
- zuzüglich
Wenn der Genitiv bei Präpositionen verwendet wird, die meist mit dem Dativ stehen, dann vor allem:
- in der Schriftsprache
- beim Plural
Nach Präpositionen, die normalerweise mit dem Genitiv verwendet werden, steht manchmal im Plural der Dativ, wenn der Genitiv nicht erkennbar ist.
Das ist dann der Fall, wenn der Genitiv Plural die gleiche Form wie der Nominativ Plural hat und der Genitiv nicht durch einen Artikel oder ein Adjektiv deutlich werden würde.
Adjektive mit Dativ
Manche Adjektive erfordern in einigen Zusammenhängen eine Ergänzung im Dativ.
Dazu gehören zum Beispiel:
- ähnlich
- behilflich
- bekannt
- neu
- nützlich
- peinlich
- schuldig
- überlegen
- wichtig
Wie du siehst, wird hier meist eine Form von ‚sein‘ zusammen mit dem Adjektiv verwendet. Es geht dabei häufig um persönliche Wahrnehmungen und Gefühle.
In manchen Fällen fehlt in Sätzen, in denen es um Empfindungen geht, sogar das Subjekt. Es gibt dann nur eine Verbform von ‚sein‘, das Adjektiv und das Dativobjekt, das vom Adjektiv gefordert wird. Das Dativobjekt drückt aus, wer die Empfindung hat.
Wortarten, die im Dativ stehen
In den Wortgruppen, die im Dativ stehen, müssen folgende Wortarten an den Fall angepasst werden:
Substantive im Dativ
Die Substantive im Dativ unterscheiden sich im Singular in der Regel nicht vom Nominativ. Im Plural wird der Dativ oft durch die Endung ‚-n‘ markiert.
Nominativ Singular | Dativ Singular | Nominativ Plural | Dativ Plural |
---|---|---|---|
(der) Baum | (dem) Baum | (die) Bäume | (den) Bäumen |
(die) Note | (der) Note | (die) Noten | (den) Noten |
(das) Haus | (dem) Haus | (die) Häuser | (den) Häusern |
(der) Dialog | (dem) Dialog | (die) Dialoge | (den) Dialogen |
(die) Studie | (der) Studie | (die) Studien | (den) Studien |
(das) Interview | (dem) Interview | (die) Interviews | (den) Interviews |
Artikel im Dativ
Bei den bestimmten Artikeln wird der Dativ im Maskulinum und Neutrum Singular durch ‚-m‘ markiert, diese Endung kommt sonst in keinem Fall vor.
Maskulinum | Femininum | Neutrum | Plural | |
---|---|---|---|---|
Nominativ | der | die | das | die |
Dativ | dem | der | dem | den |
Bei den unbestimmten Artikeln wird im Maskulinum und Neutrum ebenfalls die charakteristische Dativendung ‚-m‘ verwendet.
Maskulinum | Femininum | Neutrum | Plural | |
---|---|---|---|---|
Nominativ | ein | eine | ein | – |
Dativ | einem | einer | einem | – |
Adjektive im Dativ
Bei den Adjektiven wird zwischen der starken und der schwachen Deklination unterschieden.
Adjektive werden stark dekliniert, wenn vor dem Wort kein Artikel oder Pronomen steht.
Bei der starken Deklination ist im Maskulinum und Neutrum die typische Dativendung ‚-m‘ zu sehen.
Maskulinum | Femininum | Neutrum | Plural | |
---|---|---|---|---|
Nominativ | guter (Dialog) | gute (Note) | gutes (Interview) | gute (Dialoge/ Noten/Interviews) |
Dativ | gutem (Dialog) | guter (Note) | gutem (Interview) | guten (Dialogen/ Noten/Interviews) |
Adjektive werden schwach dekliniert, wenn vor dem Wort ein Artikel oder Pronomen steht.
Die Dativendung ‚-m‘ zeigt sich in dem Fall nicht am Adjektiv selbst, sondern an dem Artikel oder Pronomen.
Maskulinum | Femininum | Neutrum | Plural | |
---|---|---|---|---|
Nominativ | der gute (Dialog) | die gute (Note) | das gute (Interview) | die guten (Dialoge/ Noten/Interviews) |
Dativ | dem guten (Dialog) | der guten (Note) | dem guten (Interview) | den guten (Dialogen/ Noten/Interviews) |
Pronomen im Dativ
Alle Pronomen kommen auch im Dativ vor:
- Personalpronomen
- Reflexivpronomen
- Possessivpronomen
- Demonstrativpronomen
- Relativpronomen
- Interrogativpronomen
- Indefinitpronomen
Personal-, Reflexiv- und Possessivpronomen im Dativ
Bei den Personal-, Reflexiv- und Possessivpronomen gibt es
- Singular und Plural sowie
- 3 verschiedene Personen.
Die verschiedenen Dativ-Formen kannst du der folgenden Tabelle entnehmen.
Singular | Personalpronomen | Reflexivpronomen | Possessivpronomen |
---|---|---|---|
1. Person | mir | mir | meinem / meiner |
2. Person | dir | dir | deinem / deiner |
3. Person | ihm / ihr | sich | seinem / seiner
ihrem / ihrer |
Plural | |||
1. Person | uns | uns | unserem / unserer |
2. Person | euch | euch | eurem / eurer |
3. Person | ihnen | sich | ihrem / ihrer |
Demonstrativ-, Relativ- und Interrogativpronomen im Dativ
Bei den Demonstrativ-, Relativ- und Interrogativpronomen wird ebenfalls zwischen Singular und Plural unterschieden. Zudem gibt es für die verschiedenen grammatikalischen Geschlechter verschiedene Formen. Es gibt allerdings nur eine Person.
Die folgende Tabelle zeigt die Demonstrativpronomen im Dativ. Im Maskulinum und Neutrum Singular ist die typische Dativendung ‚-m‘ zu sehen.
Maskulinum | Femininum | Neutrum | |
---|---|---|---|
3. Person Singular | dem / diesem / jenem
demjenigen / demselben |
der / dieser / jener
derjenigen / derselben |
dem / diesem / jenem
demjenigen / demselben |
3. Person Plural | denen / diesen / jenen
denjenigen / denselben |
Bei den Relativpronomen im Dativ weisen die Maskulinum-Form und die Neutrum-Form ebenfalls die Endung ‚-m‘ auf.
Maskulinum | Femininum | Neutrum | |
---|---|---|---|
3. Person Singular | dem | der | dem |
3. Person Plural | denen |
Mit dem Interrogativpronomen ‚wem‘ fragst du nach Personen im Dativ. Es wird dabei nicht nach grammatikalischem Geschlecht oder Anzahl unterschieden.
Das Interrogativpronomen ‚welcher‘ hat hingegen verschiedene Formen. Du kannst sie der folgenden Tabelle entnehmen.
Maskulinum | Femininum | Neutrum | |
---|---|---|---|
3. Person Singular | welchem | welcher | welchem |
3. Person Plural | welchen |
Indefinitpronomen im Dativ
Es gibt zahlreiche Indefinitpronomen. Sie unterscheiden sich bei der Deklination teilweise stark voneinander. Deswegen können an dieser Stelle keine allgemeingültigen Regeln, sondern nur Beispiele gegeben werden.
Das Indefinitpronomen ‚jeder‘ gibt es beispielsweise nur im Singular. Im Maskulinum und Neutrum kannst du die typische Dativendung ‚-m‘ sehen.
Maskulinum | Femininum | Neutrum | |
---|---|---|---|
Singular | jedem | jeder | jedem |
Plural | – | – | – |
Manche Indefinitpronomen gibt es hingegen nur im Plural. Ein Beispiel dafür ist ‚beide‘. Es hat die für den Dativ Plural typische Endung ‚-n‘.
Maskulinum | Femininum | Neutrum | |
---|---|---|---|
Singular | – | – | – |
Plural | beiden | beiden | beiden |
Häufig gestellte Fragen
- Wie frage ich nach dem Dativ?
-
Nach dem Dativ fragst du mit ‚wem‘?
- Wann benutze ich den Dativ?
-
Den Dativ benutzt du, um das Dativobjekt im Satz zu markieren. Das Dativobjekt ist in der Regel die Person, die von einer Handlung betroffen ist oder etwas wahrnimmt.
- Was ist ein Beispiel für den Dativ?
-
Im Satz ‚Peter dankt seinem Freund‘ steht ‚seinem Freund‘ im Dativ.
Das findest du mit der Frage ‚wem?‘ heraus.
Frage: Wem dankt Peter?
Antwort: seinem Freund
Ergebnis: ‚seinem Freund‘ steht im Dativ
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