Empirische Sozialforschung | Methoden und Beispiele
Empirische Sozialforschung ist die datenbasierte Erforschung sozialer Erscheinungen. Sie umfasst die Datenerhebung, -analyse und -auswertung anhand qualitativer und quantitativer Methoden.
Diese vier Methoden werden in der empirischen Sozialforschung am häufigsten verwendet:
Ziel der empirischen Sozialforschung ist die Beschreibung der sozialen Wirklichkeit, die Überprüfung bestehender und Entwicklung neuer Theorien sowie die Erarbeitung von Lösungsansätzen.
Quantitative vs. qualitative Sozialforschung
Es wird zwischen quantitativer und qualitativer Sozialforschung unterschieden.
Quantitative Sozialforschung | Qualitative Sozialforschung | |
---|---|---|
Forschungsansatz | Überprüfung vorhandener Theorien und Hypothesen | Entwicklung neuer Theorien und Hypothesen |
Weltbild | Soziale Erscheinungen können objektiv gemessen werden | Soziale Erscheinungen können nicht objektiv gemessen werden, sondern müssen durch die forschende Person subjektiv interpretiert werden |
Daten | Großer Datensatz
Datenerfassung ist standardisiert Anspruch auf Repräsentativität |
Kleiner Datensatz
Datenerfassung ist nicht standardisiert Kein Anspruch auf Repräsentativität |
Vorteile | Die Forschungsergebnisse sind unabhängig von der forschenden Person | Die Forschenden können flexibel und offen auf unerwartete Daten reagieren |
Nachteile | Gefahr, durch standardisierte Methoden Unvorhergesehenes zu übersehen | Die Forschungsergebnisse sind durch die subjektive Perspektive der forschenden Person geprägt
Die Forschungsergebnisse sind nicht reproduzierbar |
Kombination quantitativer und qualitativer Forschungsmethoden
Häufig werden quantitative und qualitative Methoden in einer Abschlussarbeit kombiniert. Dieser Forschungsansatz wird Mixed-Methods-Ansatz genannt.
Die 4 wichtigsten Methoden der empirischen Sozialforschung
In diesem Kapitel erklären wir dir die vier wichtigsten Methoden der empirischen Sozialforschung:
1. Befragung
Die Befragung, auch Interview genannt, ist die am häufigsten verwendete Methode in der empirischen Sozialforschung. Es wird zwischen quantitativen und qualitativen Befragungen unterschieden.
Befragungen können mündlich, schriftlich, telefonisch oder online durchgeführt werden.
Quantitative Befragung
In einer quantitativen Befragung wird eine große Anzahl an Personen befragt.
Quantitative Befragungen eignen sich, um
- Theorien und Hypothesen zu überprüfen,
- soziale Erscheinungen zu messen und
- statistische Zusammenhänge zu überprüfen.
Quantitative Befragungen sind standardisiert, d. h., die Interviewfragen und Antwortmöglichkeiten sind im Vorfeld festgelegt.
Qualitative Befragung
In einer qualitativen Befragung wird eine kleinere Anzahl an Personen befragt als bei einer quantitativen Befragung.
Eine qualitative Befragung eignet sich, um
- Theorien und Hypothesen zu entwickeln und
- Zusammenhänge interpretativ zu beschreiben und zu verstehen.
Qualitative Befragungen sind meistens offen gestaltet. Die Fragen sind in einem Leitfaden oft lediglich skizziert, sodass die interviewende Person keinem strikt vorgegebenen Ablauf und Fragenkatalog folgt. Auch die Antwortmöglichkeiten sind nicht beschränkt.
2. Beobachtung
Bei der Beobachtung werden soziale Erscheinungen durch Observation erfasst. Dabei werden verschiedene Arten der Beobachtung voneinander unterschiedenen.
Qualitative Beobachtung | Quantitative Beobachtung |
---|---|
Wird zur Entwicklung neuer Theorien und Hypothesen verwendet. | Wird zur Überprüfung bestehender Theorien und Hypothesen verwendet. |
Selbstbeobachtung | Fremdbeobachtung |
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Du beobachtest dich selbst. | Du beobachtest etwas/jemand anderes. |
Teilnehmende Beobachtung | Nicht teilnehmende Beobachtung |
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Du nimmst aktiv am beobachteten Geschehen teil. | Du bleibst passiv bei der Beobachtung. |
Unstrukturierte Beobachtung | Strukturierte Beobachtung |
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Du bist in deiner Beobachtung offen und folgst keinem Beobachtungsschema. | Du folgst bei deiner Beobachtung einem genau festgelegten Beobachtungsschema. |
Offene Beobachtung | Verdeckte Beobachtung |
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Die Beobachteten wissen, dass sie beobachtet werden. | Die Beobachteten wissen nicht, dass sie beobachtet werden. |
Laborbeobachtung | Feldbeobachtung |
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Du beobachtest soziale Erscheinungen in künstlich herbeigeführten Situationen. | Du beobachtest soziale Erscheinungen in ihrem natürlichen Kontext. |
Oft werden verschiedene Beobachtungsmethoden miteinander kombiniert.
3. Inhaltsanalyse
Es gibt zwei Arten von Inhaltsanalysen:
Quantitative Inhaltsanalyse
In der quantitativen Inhaltsanalyse wird eine große Zahl an Texten sowie Audio- oder Videoinhalten untersucht.
Sie eignet sich zur Beantwortung deduktiver Fragestellungen: Welche Theorien und Hypothesen kannst du anhand der Analyse vieler Texte sowie Audio- oder Videoinhalte überprüfen?
Um eine quantitative Inhaltsanalyse durchzuführen, wird ein Liste an Kategorien erstellt, die für die Beantwortung der Fragestellung relevant sind.
Diese Kategorien werden anschließend kodiert. Dadurch kann schließlich numerisch bewertet werden, wie stark die Kategorien in den verschiedenen untersuchten Texten sowie Audio- oder Videoinhalten jeweils ausgeprägt sind.
Kodiersystem: Anhand eines Kodiersystems können Änderungen in der Berichterstattung quantitativ erfasst werden.
Kategorie | Code |
---|---|
Nachricht | 1 |
Bericht | 2 |
Kommentar | 3 |
Interview | 4 |
Kategorie | Code |
---|---|
FAZ-Zeitungsausgabe A | 3 |
FAZ-Zeitungsausgabe B | 1 |
FAZ-Zeitungsausgabe C | 1, 4 |
Qualitative Inhaltsanalyse
In der qualitativen Inhaltsanalyse wird eine geringere Zahl an Texten bzw. transkribierten Audio- oder Videoinhalten untersucht als in der quantitativen Inhaltsanalyse.
Sie eignet sich, um induktive Fragestellungen zu bearbeiten: Welche Theorien und Hypothesen kannst du durch die detaillierte Analyse weniger Texte sowie Audio- und Videoinhalte ableiten?
Um eine qualitative Inhaltsanalyse durchzuführen, werden Kategorien aufgestellt, anhand derer die untersuchten Texte geordnet werden können. Danach werden die Texte analysiert und dabei Textstellen den verschiedenen Kategorien zugeordnet.
4. Experiment
Bei einem Experiment (siehe auch: experimentelle Studie) werden durch einen wissenschaftlichen Versuch Daten gewonnen. Dazu wird der Einfluss einer unabhängigen Variable auf eine gemessene abhängige Variable untersucht.
Experimente werden in der empirischen Sozialforschung seltener eingesetzt als andere Methoden. Viele Forschende setzen sich aber für den häufigeren Gebrauch von Experimenten ein.
Es wird zwischen Laborexperimenten und Feldversuchen unterschieden. Laborexperimente finden unter künstlichen Bedingungen statt, während Feldversuche in natürlicher Umgebung durchgeführt werden.
Häufig gestellte Fragen
- Welche Methoden gibt es in der empirischen Sozialforschung?
-
Die vier wichtigsten Methoden in der empirischen Sozialforschung sind die Befragung, die Beobachtung, die Inhaltsanalyse und das Experiment.
- Warum ist empirische Sozialforschung wichtig?
-
Durch empirische Sozialforschung können soziale Erscheinungen wissenschaftlich untersucht werden.
Dadurch können Erkenntnisse gewonnen werden, die nicht durch persönliche Meinungen und Vorurteile sowie subjektive alltägliche Erfahrungen verfälscht sind.
- Welche Methode wird in der empirischen Sozialforschung am häufigsten benutzt?
-
Die Befragung, auch Interview genannt, ist die am häufigsten verwendete Methode in der empirischen Sozialforschung. Es wird zwischen quantitativen und qualitativen Befragungen unterschieden.
Befragungen können mündlich, schriftlich, telefonisch oder online durchgeführt werden.
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