Explorative Forschung: Definition, Anleitung und Beispiele
Explorative Forschung ist ein methodischer Forschungsansatz, bei dem Forschungsgebiete bzw. Forschungsfragen untersucht werden, die bisher nicht untersucht wurden.
Explorative Forschung wird meistens anhand qualitativer – nicht quantitativer – Methoden betrieben. Eine explorative Untersuchung mit einer großen Stichprobe kann jedoch auch quantitativ sein.
Aufgrund ihrer Flexibilität und Offenheit wird explorative Forschung oft als interpretative Forschung oder als Grounded-Theory-Ansatz bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
- Dann eignet sich explorative Forschung für deine Arbeit
- Explorative Forschungsfragen
- Explorative Forschungsdaten erheben
- Schritt-für-Schritt-Beispiel einer explorativen Forschung
- Unterschiede zwischen explorativer, deskriptiver, explanativer, experimenteller und korrelativer Forschung
- Vor- und Nachteile von explorativer Forschung
- Häufig gestellte Fragen
Dann eignet sich explorative Forschung für deine Arbeit
Explorative Forschung ist geeignet, wenn du eine allgemeine Idee oder eine bestimmte Forschungsfrage untersuchen möchtest und es dazu noch kein vorhandenes Wissen oder Forschungsparadigma gibt, das du für deine Forschung verwenden kannst.
Explorative Forschungsfragen
Explorative Forschungsfragen sollen dir dabei helfen, mehr über ein bestimmtes Thema zu erfahren, ohne dass es dazu bereits vorgefasste Meinungen oder Annahmen geben muss.
Hier sind einige Beispiele:
- Welche Auswirkung hat die Verwendung eines digitalen Notizbuchs auf die Aufmerksamkeitsspanne von Mittelschülern und Mittelschülerinnen?
- Wie wirkt sich das Vorhandensein eines nichtmuttersprachlichen Akzents auf die Verständlichkeit der sprechenden Person aus?
- Inwiefern kann die Nutzung eines Lebensmittellieferdienstes die Lebensmittelverschwendung in Einpersonenhaushalten reduzieren?
Explorative Forschungsdaten erheben
Daten zu einem Thema zu erheben, das bisher nicht (auf diese Weise) erforscht wurde, ist eine Herausforderung. Explorative Forschung kann dir dabei helfen, dein Thema einzugrenzen und eine klare Hypothese zu formulieren.
Die explorative Datenerhebung und -analyse wird häufig in Primär- und Sekundärforschung unterteilt (auch Primär- und Sekundärerhebung genannt).
Primärforschung
Bei einer Primärforschung (auch Primärerhebung genannt) werden neue, bisher nicht existierende Daten erhoben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, neue Daten zu erheben.
Einige Beispiele sind:
- Umfrage: Versenden einer Umfrage an Studierende, in der sie gefragt werden, ob sie vegan essen würden
- Fokusgruppe: Zusammenstellung von Gruppen aus 8–10 Schülerinnen und Schülern zur Diskussion darüber, was sie von veganen Mahlzeiten in der Mensa halten
- Interview: Befragung einzelner Schülerinnen und Schüler zum Thema veganes Essen in der Mensa
Sekundärforschung
Bei einer Sekundärforschung (auch Sekundärerhebung genannt) werden bereits erhobene Daten ausgewertet.
Einige Beispiele sind:
- Systematic Review: Strukturierte Auswertung vorhandener Studiendaten zur Beliebtheit von veganem Essen im Hinblick auf eine neue – explorative – Fragestellung: die Beliebtheit von veganem Essen insbesondere bei jungen Menschen
- Systematische Literaturrecherche: Suche und Auswertung vorhandener Literatur über die Essgewohnheiten von Schülern und Schülerinnen und deren Veränderung im Laufe der Zeit
Schritt-für-Schritt-Beispiel einer explorativen Forschung
Wie du mit deine explorative Forschung konzipierst, hängt von der Methodik ab, die du für die Datenerhebung und die Datenauswertung wählst. In den meisten Fällen gehst du in 5 Schritten vor:
- Problem identifizieren
- Hypothese entwickeln
- Methodik definieren
- Daten erheben und analysieren
- Zukünftige Forschungsvorhaben ableiten
Wir erklären dir die 5 Schritte an einem Beispiel.
Schritt 1: Problem identifizieren
Der erste Schritt bei der Durchführung von explorativer Forschung besteht darin, ein Problem zu identifizieren. Anschließend muss festgestellt werden, ob sich explorative Forschung dazu eignet, dieses Problem zu lösen.
Schritt 2: Hypothese entwickeln
Im zweiten Schritt formulierst du eine Hypothese, um deine Forschung zu leiten.
Schritt 3: Methodik definieren
Als nächstes definierst du, welche Methoden du zur Datenerhebung und Datenauswertung verwendest.
Schritt 4: Daten erheben und analysieren
Nun führst du die Datenerhebung und Datenauswertung durch. So kannst du feststellen, ob deine vorläufigen Ergebnisse mit deiner Hypothese übereinstimmen.
Übrigens: Normalerweise werden Hypothesen vor Durchführen der Datenerhebung und -analyse formuliert.
Bei der explorativen Forschung darfst du deine Hypothese aber basierend auf den Erkenntnissen aus Schritt 4 verändern, da du ein zuvor unerklärtes Phänomen erforschst, das viele Erklärungen haben könnte.
Schritt 5: Zukünftige Forschungsvorhaben ableiten
Entscheide, ob du dein Thema weiter erforschen möchtest.
Wenn dies der Fall ist, musst du möglicherweise die Methodik deiner Forschung ändern. Explorative Forschung ist meist qualitativ. Willst du eine größere Stichprobe untersuchen, um verallgemeinerbarere Ergebnisse zu erzielen, wirst du eher quantitativ forschen.
Unterschiede zwischen explorativer, deskriptiver, explanativer, experimenteller und korrelativer Forschung
Explorative Forschung wird betrieben, um ein bislang nicht untersuchtes neues Forschungsgebiet zu erkunden. Das Ziel von explorativer Forschung ist es, erste Daten zu einem neuen Forschungsgebiet zu erheben und auszuwerten.
Deskriptive Forschung wird betrieben, um ein bereits untersuchtes Forschungsgebiet weiter zu erkunden und Charakteristika des untersuchten Forschungsobjektes zu beschreiben.
Explanative Forschung wird betrieben, um die Ursachen und Folgen eines bereits genauer definierten Phänomens zu erklären.
Experimentelle Studien werden betrieben, um vorab aufgestellte Hypothesen in einem Experiment zu überprüfen.
Korrelationsstudien werden durchgeführt, um die Beziehung von Variablen zueinander zu untersuchen.
Vor- und Nachteile von explorativer Forschung
Wie jede andere Forschungsmethode hat explorative Forschung gewisse Vor- und Nachteile.
Vorteile
- Sie kann sehr hilfreich sein, um ein Problem einzugrenzen, das zuvor nicht untersucht wurde.
- Sie kann dazu dienen, zukünftige Forschungsvorhaben abzuleiten.
- Sie ist flexibel. Du kannst so vorgehen, wie du es für am besten hältst.
Nachteile
- Sie führt normalerweise nicht zu endgültigen Ergebnissen.
- Die Ergebnisse können aufgrund eines Mangels an bereits vorhandenem Wissen zum erforschten Thema subjektiv und verzerrt sein.
- Sie erfüllt das Gütekriterium der Validität normalerweise nicht und ist somit nicht verallgemeinerbar.
Häufig gestellte Fragen
- Wann ist explorative Forschung sinnvoll?
-
Explorative Forschung ist sinnvoll, wenn du eine allgemeine Idee oder eine bestimmte Forschungsfrage untersuchen möchtest und es dazu noch kein vorhandenes Wissen oder Forschungsparadigma gibt, das du für deine Forschung verwenden kannst.
- Ist qualitative Forschung explorativ?
-
Nein, qualitative Forschung ist nicht immer explorativ, sondern kann z. B. auch einen deskriptiven (beschreibenden) oder explanativen (erklärenden) Ansatz verfolgen.
Umgekehrt gilt, dass explorative Forschung meistens mithilfe einer qualitativen Methodik durchgeführt wird.
- Wie kann ich explorativ forschen?
-
Um explorativ zu forschen, kannst du in den folgenden 5 Schritten vorgehen:
- Problem identifizieren
- Hypothese entwickeln
- Methodik definieren
- Daten erheben und analysieren
- Zukünftige Forschungsvorhaben ableiten
Wie du deine explorative Forschung konzipierst, hängt von der Methodik ab, die du für die Datenerhebung und Datenauswertung wählst.
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