So wendest du Transkriptionsregeln richtig an

Wenn du für eine wissenschaftliche Arbeit qualitative Interviews durchführst, musst du diese im Anschluss transkribieren.

Für die Anfertigung eines Transkriptes solltest du dich an bestimmte Transkriptionsregeln halten. Diese dienen zur Vereinfachung deiner Transkription und gewährleisten Einheitlichkeit der angefertigten Transkripte.

Es gibt verschiedene Transkriptionsregeln:

  • Dresing & Pehl
  • GAT 2

Das sind Transkriptionsregeln

Transkriptionsregeln sind bestimmte Vorgaben, an die du dich bei der Erstellung deines Transkriptes deiner qualitativen Interviews halten musst.

Sie geben dir vor, wie du deine Audio- oder Videoaufnahme deiner Interviews verschriftlichst. Transkriptionsregeln dienen zur Vereinfachung deiner Transkription und gewährleisten Einheitlichkeit.

Es gibt verschiedene Transkriptionsregeln, die sich je nachdem, in welchem Fach du deine Bachelorarbeit schreibst, unterschiedlich gut eignen.

Die gängigen Transkriptionsregeln stammen von Dresing & Pehl oder GAT 2. Diese Transkriptionsregeln lassen 3 verschiedene Formen einer Transkription zu.

Formen der Transkription:

  • einfache Transkription
  • erweiterte Transkription
  • komplexe Transkription
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Transkriptionsregeln im Überblick

Dresing & Pehl haben Regeln für eine einfache Transkription oder erweiterte Transkription entwickelt, die du als Vorlage für die Transkription in deiner Abschlussarbeit verwenden kannst.

Das System nach GAT 2 stellt Transkriptionsregeln für eine komplexe Transkription zur Verfügung. Die Transkriptionsregeln nach GAT 2 bieten sich für Abschlussarbeiten oder Veröffentlichungen im sprachwissenschaftlichen Bereich an.

Transkriptionsregeln in der Übersicht
Entwickelnde Kategorie Geeignete Studienrichtung Beschreibung
Dresing & Pehl Einfache Transkription Alle Studiengänge Es wird stark vereinfacht transkribiert. Nur das wirklich gesprochene Wort wird verschriftlicht.
Erweiterte Transkription Alle Studiengänge Es wird lautsprachlich transkribiert, u. a. werden auch Lückenfüller und Betonungen transkribiert.
GAT 2 Komplexe Transkription: Minimaltranskript Alle Studiengänge

Empfohlen für Psychologie und Soziologie

Lautsprachliche Transkription, bei der zusätzlich u. a. die Pausen exakt nach ihrer Länge sowie Ein- und Ausatmen gekennzeichnet werden.
Komplexe Transkription: Basis- und Feintranskript Ausschließlich sprachwissenschaftliche Studiengänge und Veröffentlichungen Weitere Transkriptionsregeln im Vergleich zum Minimaltranskript, u. a. Sprechgeschwindigkeit und Tonhöhe.

Einfache Transkription nach Dresing & Pehl

Wenn du mit Dresing & Pehl transkribieren möchtest, musst du dich zunächst zwischen einer einfachen Transkription und einer erweiterten Transkription entscheiden.

Eine einfache Transkription ist für das Transkribieren von Interviews in den meisten Fällen ausreichend.

Bei einer einfachen Transkription transkribierst du deine Aufnahme möglichst vereinfacht. Man spricht hier auch von wörtlicher Transkription, da das gesprochene Wort nahezu 1:1 verschriftlicht wird.

Transkriptionsregeln einfache Transkription

  • Lückenfüller wie ‚äh‘, ‚ähm‘, Stotterer etc. werden weggelassen.
  • Es erfolgt keine besondere Kennzeichnung von Lautstärke oder Betonungen oder Wort-/Satzabbrüchen.
  • Dialekte werden ins Hochdeutsche übersetzt.
  • Pausen werden unabhängig von der Länge in Klammern mit ‚(…)‘ gekennzeichnet.
  • Seufzen, Lachen etc. als emotionale Äußerungen werden in Klammern ‚(lacht)‘ hinzugefügt.

Beispiel einfache Transkription

Das Beispiel zeigt eine einfache Transkription. Die Pause wird unabhängig von der Länge durch ‚(…)‘ gekennzeichnet, außerdem das Seufzen in Klammern.

Ansonsten werden lediglich Zeitmarken gesetzt. Zeitmarken markieren, wann die entsprechende Äußerung in der Aufnahme getätigt wurde.

Beispiel einfache Transkription

Interview 1

I: Und wie ging es dann weiter mit dem Job? #00:30:25#

B1: Also, ich hab dann beim Supermarkt gekündigt und, naja (…), das war vielleicht keine gute Idee. Ich weiß nicht. #00:30:29#

I: Warum nicht? #00:30:31#

B2: Ja, das war keine gute Idee. (seufzt) #00:30:33#

Erweiterte Transkription nach Dresing & Pehl

Eine erweiterte Transkription verfährt in vielen Punkten detaillierter als eine einfache Transkription.

Sie kann dann sinnvoll sein, wenn dem Interview in deiner Abschlussarbeit ein großer Stellenwert zukommt oder du sie bspw. in der Germanistik oder Sprachwissenschaft schreibst.

Bei einer erweiterten Transkription integrierst du alle lautsprachlichen Elemente des Gesprächs in dein Transkript. Daher spricht man hier auch von lautsprachlicher Transkription.

Transkriptionsregeln erweiterte Transkription

  • Du integrierst alle Lückenfüller wie ‚ähm‘, ‚ah‘ etc. und Stotterer in dein Transkript.
  • Es werden auch die Lautstärke und/oder Betonungen im Transkript berücksichtigt. Dies erfolgt z. B. durch Großschreibung der Betonung. Beispiel: ‚Bist du WIRKLICH sicher?‘
  • Wort- und Satzabbrüche werden durch ‚/‘ gekennzeichnet. Sprechüberlappungen werden mit ‚//‘ gekennzeichnet.
  • Pausen werden entsprechend der Länge mit ‚(.)‘, ‚(..)‘, ‚(…)‘ gekennzeichnet.
  • Seufzer, Lachen und emotionale Äußerungen aller Art werden in Klammern ‚(seufzt)‘ gekennzeichnet.

Die vollständigen Transkriptionsregeln von Dresing & Pehl findest du unter:

Dresing, T. & Pehl, T. (2018). Praxisbuch Interview & Transkription & Analyse: Anleitungen und Regelsysteme für qualitativ Forschende (8. Auflage). Eigenverlag.

Die Veröffentlichung ist auch online verfügbar.

Beispiel erweiterte Transkription

Im Beispiel des erweiterten Transkripts werden auch Füllelemente wie ‚mhm‘ und ‚ähm‘, Stotterer sowie Wort- oder Satzabbrüche transkribiert.

Die Pausen werden je nach Länge mit ‚(.)‘ bis ‚(…)‘ angegeben. Zeitmarken werden ebenfalls angegeben.

Beispiel erweiterte Transkription

Interview 1

I: Und wie ging es dann weiter mit dem Job? #00:30:25#

B1: Ähm (.). Also, ich hab dann beim Supermarkt gekündigt und, naja (..) das war vielleicht keine gute Idee. Ich we/ weiß nicht. #00:30:29#

I: Warum nicht? #00:30:31#

B2: Ja, das war KEINE gute Idee. (seufzt) #00:30:33#

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Transkriptionsregeln nach GAT 2

Die Transkriptionsregeln nach GAT 2 dienen dazu, eine komplexe Transkription zu erstellen.

GAT 2 steht für Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem 2. Das ursprüngliche System von 1998 wurde im Jahr 2009 von mehreren Sprachwissenschaftlern weiterentwickelt.

Kennzeichnend für das GAT 2 ist die Struktur des Transkripts in fortlaufend nummerierte Segmente. Diese werden anstelle der Zeitmarken von einfacher Transkription und erweiterter Transkription verwendet.

Als ein Segment zählen einzelne Intonationsphrasen, dazu zählen Redebeiträge, Fragmente eines Redebeitrags, Pausen und körperlich bzw. visuell wahrnehmbare Handlungen.

Mögliche Transkriptformen bei GAT 2:

  • Minimaltranskript
  • Basistranskript
  • Feintranskript

Minimaltranskript nach GAT 2

Das Minimaltranskript gilt als das einfachste Transkript nach GAT2.

Es dient zur übersichtlichen Darstellung der geführten Interviews und wird für Transkripte aus den Bereichen Soziologie oder Psychologie empfohlen.

Es eignet sich für sprachwissenschaftliche Hausarbeiten oder Abschlussarbeiten.

Regeln im Minimaltranskript:

  • Sprechpausen werden exakt in ihren verschiedenen Längen dargestellt.
  • Kennzeichnung von hörbarem Ein- und Ausatmen.
  • Nonverbale Handlungen wie Überlappungen, Verzögerungen, Lachen werden innerhalb des Transkriptes notiert.
  • Alle Elemente des Transkriptes werden klein geschrieben.
Auszug Regeln für das Minimaltranskript
Ein- und Ausatmen

°h / h° Ein- bzw. Ausatmen von ca. 0,2–0,5 Sek. Dauer

°hh / hh° Ein- bzw. Ausatmen von ca. 0,5–0,8 Sek. Dauer

°hhh / hhh° Ein- bzw. Ausatmen von ca. 0,8–1,0 Sek. Dauer

Pausen

(.) Mikropause, geschätzt, bis ca. 0,2 Sek. Dauer

(-) kurze geschätzte Pause von ca. 0,2–0,5 Sek. Dauer

(–) mittlere geschätzte Pause von ca. 0,5–0,8 Sek. Dauer

(—) längere geschätzte Pause von ca. 0,8–1,0 Sek. Dauer

(0,5) gemessene Pausen von ca. 0,5 bzw. 2,0 Sek. Dauer (2,0)

Sonstige Konventionen

((hustet)) para-/außersprachliche Handlungen u. Ereignisse

<hustend> > sprachbegleitende para-/außersprachliche Handlungen u. Ereignisse mit Reichweite

( ) unverständliche Passage ohne weitere Angaben

 

Die vollständigen Transkriptionsregeln nach GAT 2 findest du hier in der offiziellen Veröffentlichung.

Beispiel Minimaltranskript

Im Beispiel dieses Minimaltranskripts sind die genauen Angaben der jeweiligen Länge der Pausen und das Ein- und Ausatmen gut erkennbar.

Außerdem werden die einzelnen Segmente von ‚01‘ bis ‚08‘ gekennzeichnet.

Beispiel Minimaltranskript

Interview 1

01 I: und wie ging es dann weiter mit dem job

02 B1: ähm (–)

03 °h / h° also ich hab dann beim supermarkt gekündigt und (.) naja (-)

04 das war vielleicht keine gute idee

05 ich weiß nicht

06 I: warum nicht?

07 B2: ja, das war keine gute idee (.)

08 ((seufzt))

Basistranskript & Feintranskript nach GAT 2

Das Basistranskript und das Feintranskript kommen lediglich in sprachwissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Einsatz. Sie spielen für deine Abschlussarbeit in der Regel keine Rolle.

Hier werden neben den Transkriptionsregeln des Minimaltranskripts auch auffällige Betonungen, Akzentuierungen und die Lautstärke in das Transkript integriert.

Zusätzliche Regeln im Basis- und Feintranskript

  • Ein auffällig stark hervorgehobener Akzent, z. B. durch erhöhte Lautstärke wird zusätzlich durch Ausrufezeichen vor und nach dem Akzent gekennzeichnet.
  • Dehnungen werden je nach Länge mit ‚:‘, ‚::‘ oder ‚:::‘ angegeben.
  • Fokusakzente, d. h. Akzente die besonders betont werden, werden durch Großschreibung gekennzeichnet.
  • Im Basistranskript wird die letzte Tonhöhenbewegung der gesamten Intonationsphrase transkribiert. Beim Feintranskript werden die exakten Veränderungen in der Tonhöhe für jedes einzelne Wort über Pfeile nach oben und unten transkribiert.
  • Veränderungen der Sprechgeschwindigkeit und Lautstärke werden im Feintranskript angegeben. Dies geschieht durch die Angabe bestimmter Parameter.
Transkriptionsregeln Tonhöhe
Basistranskript Feintranskript
? hoch steigend

, steigend

– gleichbleibend

; fallend

. tief fallend

↑ kleiner Tonhöhensprung nach oben

↓ kleiner Tonhöhensprung nach unten

↑↑ großer Tonhöhensprung nach oben

↓↓ großer Tonhöhensprung nach unten

Transkriptionsregeln Feintranskript Sprechgeschwindigkeit und Lautstärke

<f> > forte, laut

<p> > piano, leise

<all>  > allegro, schnell

<len> > lento, langsam

Beispiel Feintranskript

Wie du im Beispiel sehen kannst, werden die Parameter an die Stelle gesetzt, in der die Veränderung auftritt. Die Klammer ‚>‘ nach außen wird da gesetzt, wo der Einsatz des Parameters beendet ist.

Beispiel Feintranskript

Interview 1

01 I: und ↑wie ging es dann weiter mit dem job

02 B1: ÄH::hhm↓ (–)

03 °h / h° also ich hab dann beim supermarkt gekündigt und (.) naja (-)

04 das war vielleicht keine gute idee

05 <p> ich weiß nicht >

06 I: warum nicht?

07 B2: ja, das war KEIne gute idee (.)

08 ((seufzt))

Einfach Transkribieren mit Transkriptionssoftwares

Du kannst kostenlose Transkriptionssoftwares verwenden, die dir nützliche Features zur Verfügung stellen, um dir das Transkribieren leichter zu machen.

Es ist auch möglich, dass eine Transkriptionssoftware automatisiert die Transkription deiner Interviews für dich übernimmt.

Viele Webseiten ermöglichen auch die Beauftragung professioneller Transkribierende, die das Transkribieren nach den gängigen Transkriptionsregeln vollständig für dich übernehmen.

Mehr zu Transkriptionssoftware 

Häufig gestellte Fragen

Was sind Transkriptionsregeln?

Transkriptionsregeln sind bestimmte Vorgaben, an die du dich bei der Erstellung deines Transkriptes deiner qualitativen Interviews halten musst. Sie geben dir vor, wie du deine Audio- oder Videoaufnahme deiner Interviews verschriftlichst.

Transkriptionsregeln dienen zur Vereinfachung und gewährleisten Einheitlichkeit der angefertigten Transkripte.

Welche Transkriptionsregeln gibt es?

Es wird zwischen den gängigen Transkriptionsregeln nach Dresing & Pehl oder GAT 2 unterschieden.

Diese Transkriptionsregeln bieten die Möglichkeit, 3 verschiedene Formen einer Transkription anzufertigen:

  • Einfache Transkription
  • Erweiterte Transkription
  • Komplexe Transkription

Wir erklären dir alle Unterschiede detailliert im Artikel zu Transkriptionsregeln.

Welche Transkriptionsregeln sollte ich in meiner Abschlussarbeit anwenden?

Für welche Transkriptionsregeln du dich zum Transkribieren deines Interviews entscheiden solltest, hängt stark von dem Fach ab, in dem du deine Abschlussarbeit schreibst.

Am häufigsten verwendet wird die einfache Transkription nach Dresing & Pehl, die in den meisten Fällen ausreichend ist.

In der Soziologie und Psychologie sowie in sprachwissenschaftlichen Abschlussarbeiten werden die Transkriptionsregeln nach GAT 2 empfohlen.

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Genau, L. (2024, 08. März). So wendest du Transkriptionsregeln richtig an. Scribbr. Abgerufen am 16. Dezember 2024, von https://www.scribbr.ch/methodik-ch/transkriptionsregeln/

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Lea Genau

Hi, ich bin Lea und mache momentan meinen Master in neuer deutscher Literatur an der Fernuniversität Hagen. Besonders viel Freude macht es mir meine Erfahrungen in Artikeln mit anderen Studierenden zu teilen und diesen somit auf dem Weg zu ihrem Abschluss zu helfen.