Ein Experiment in deiner Abschlussarbeit durchführen

Ein Experiment ist ein wissenschaftlicher Versuch zur Gewinnung von empirischen Informationen. Du kannst es z. B. in deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit einsetzen, um gezielt eine bestimmte Hypothese zu überprüfen.

Das Experiment kann auch in Zusammenhang mit einer Beobachtung oder einer Umfrage durchgeführt werden. Es gibt verschiedene Formen des Experiments, wie das Laborexperiment, das Feldexperiment und das Quasi-Experiment.

Experiment Definition + Beispiel

Ein Experiment ist eine wissenschaftlicher Untersuchung (siehe experimentelle Studie), um neue Informationen zu gewinnen oder Hypothesen zu überprüfen. Im Gegensatz zu einer Beobachtung werden dazu in einem Experiment eine oder mehrere unabhängige Variablen unter kontrollierten Bedingungen manipuliert.

Eine unabhängige Variable ist, wie der Name bereits andeutet, unabhängig von anderen Einflussfaktoren des Experiments. Sie selbst ist unbeeinflusst, beeinflusst jedoch die abhängige Variable.

Wird eine unabhängige Variable in einem Experiment gezielt verändert, reagiert die abhängige Variable auf diese Veränderung.

Beispiel
Es wird ein Experiment bezüglich dem Einfluss der Schlafdauer auf das allgemeine Wohlbefinden durchgeführt.

Dabei ist die Schlafdauer selbst die unabhängige Variable, die bei den Probanden gezielt verändert wird. Die abhängige Variable, das allgemeine Wohlbefinden, wird durch die unabhängige Variable, die Schlafdauer, beeinflusst.

Das Experiment wird an einer Versuchsgruppe und an einer Kontrollgruppe durchgeführt. So stellst du sicher, dass die von dir eingesetzte Variable tatsächlich für das Ergebnis verantwortlich ist.

Mit einem Experiment kann überprüft werden, ob Aussagen wahr oder falsch sind. Es können auch Zusammenhänge untersucht werden.

Das Experiment wird deshalb nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in den Sozialwissenschaften zur Erforschung von Verhaltensweisen eingesetzt.

In den Sozialwissenschaften ist das Experiment eine der vier zentralen Methoden der empirischen Sozialforschung.

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Bestandteile eines Experiments

Es gibt einige grundsätzliche Bestandteile eines wissenschaftlichen Experiments.

Ein Experiment enthält immer:

  • ein zu untersuchendes Subjekt bzw. Objekt, meist realisiert in Versuchs- und Kontrollgruppe,
  • den Beobachter bzw. die Beobachterin des Experiments, mit letzter Kontrolle über den Versuchsaufbau,
  • den Versuchsaufbau bzw. die ausgewählten Methoden selbst,
  • den Vorgang der Untersuchung selbst.

Die 4 Formen des Experiments

Es gibt 4 verschiedene Formen des Experiments: das Laborexperiment, das Feldexperiment, das ‚echte‘ Experiment und das Quasi-Experiment.

Laborexperiment

Das Experiment findet in einer Laborsituation statt, in der du die Umgebung künstlich herstellst. Dort kannst du die Variablen gut kontrollieren, aber du kannst die Ergebnisse aufgrund der künstlich geschaffenen Bedingungen nur begrenzt verallgemeinern.

Beispiel
Klassische Laborexperimente befassen sich häufig mit der Konditionierung von Tieren.

Feldexperiment

Das Feldexperiment findet im ‚Alltag‘ oder in der natürlichen Umgebung der Versuchspersonen statt. Dabei hast du zwar nicht ganz so viel Kontrolle über die Variablen und es gibt mehr mögliche Störfaktoren als in einem Laborexperiment, deine Ergebnisse haben jedoch eine höhere externe Validität.

Beispiel
Ein Feldexperiment kann z. B. in einem Kaufhaus durchgeführt werden. Mithilfe einer Versuchs- und Kontrollgruppe wird untersucht, wie viele Probanden einen gefundenen 50-Euro-Schein abgeben würden. Die unabhängige Variable, der Geldschein, wird dabei entweder in einer unbeobachteten Ecke oder im Bereich einer Kasse platziert. Hat die Platzierung des Scheins Auswirkungen auf die Häufigkeit der Abgabe des Scheins?
Beachte
Das Labor- und das Feldexperiment werden nach dem Ort, an dem sie stattfinden, klassifiziert. Laborexperimente finden unter künstlichen, Feldexperimente unter natürlichen Bedingungen statt.

‚Echtes‘ Experiment

Die Versuchs- und Kontrollgruppen werden per Zufall angeordnet. Du hast jederzeit Kontrolle über die Variablen, d.h. du kannst die unabhängige Variable gezielt verändern, um eine Änderung bei der abhängigen Variable zu erreichen. Die Ergebnisse lassen sich gut interpretieren.

Beispiel
Die Wirkung von Koffein auf die Reaktionsfähigkeit von Studierenden wird getestet. Dafür erhält eine Versuchsgruppe Koffeintabletten und muss einen Reaktionstest am Computer durchführen. Eine Kontrollgruppe erhält derweilen nur Placebos und muss den gleichen Reaktionstest durchführen. Es wird untersucht, ob sich Unterschiede erkennen lassen.

Quasi-Experiment

Bei dem Quasi-Experiment findet keine Randomisierung (zufällige Zuteilung der Teilnehmenden) statt. Das bedeutet, dass die Versuchs- und Kontrollgruppen bereits vorgegeben sind. Die Zuteilung zu der jeweiligen Gruppe erfolgt durch die Zuschreibung bestimmter identischer Eigenschaften, z. B. Geschlecht oder Alter.

Beispiel
Es wird ein Konzentrationstraining in zwei verschiedenen Altersklassen durchgeführt. Die Versuchsgruppe ist zwischen 55 und 65 Jahren alt, die Kontrollgruppe zwischen 25 und 35 Jahren. Die Versuchsgruppe erhält eine detaillierte Einweisung in das Trainingsprogramm, die Kontrollgruppe nicht. Die Ergebnisse der Konzentrationstests sind daher nicht unbedingt auf die Einweisung zurückzuführen, sondern ebenso auf das Alter der Teilnehmenden.

Besonderheit des Quasi-Experiments: Häufig sind bei Quasi-Experimenten unabhängige Variablen von Interesse. Diese sind jedoch fest mit den Versuchsteilnehmern oder Versuchsteilnehmerinnen verbunden und somit nicht manipulierbar, wie etwa das Alter im genannten Beispiel. Die Ergebnisse von Quasi-Experimenten sind daher wissenschaftlich nur eingeschränkt nutzbar.

Beachte
Das ‚echte‘ Experiment sowie das Quasi-Experiment erhalten ihre Namen durch die unterschiedliche Versuchsplanung. In einem ‚echten‘ Experiment kannst du die Variablen gezielt kontrollieren, in einem Quasi-Experiment ist dies nicht möglich.

Beispiel: Experiment für deine Abschlussarbeit

An dieser Stelle möchten wir das oben genannte Beispiel für ein ‚echtes‘ Experiment erneut aufgreifen und etwas genauer erklären.

Beispiel: ‚Echtes‘ Experiment
Für deine Bachelorarbeit, in der du dich mit dem Einfluss von koffeinhaltigen Getränken auf die Reaktionsfähigkeit beschäftigst, führst du ein Experiment durch.

In diesem möchtest du die Wirkung von Koffein auf die Reaktionsfähigkeit von Studierenden testen. Außerdem möchtest du die Hypothese überprüfen, ob der sogenannte Placebo-Effekt bei den Probanden zu erkennen ist.

Dafür erhält deine zufällig zugeteilte Versuchsgruppe Koffeintabletten und muss einen Reaktionstest am Computer durchführen. Eine Kontrollgruppe erhält derweilen nur Placebos und muss den gleichen Reaktionstest durchführen.

Die Koffeintabletten stellen die unabhängige Variable dar, die gezielt verändert wird, um die abhängige Variable zu überprüfen. Die Teilnehmenden selbst wissen nicht, zu welcher Gruppe sie gehören.

Es wäre denkbar, dass die Probanden, die lediglich ein Placebo erhalten, ähnlich bzw. genauso gut fungieren wie diejenigen, die echte Koffeintabletten erhalten haben.

Zur Kontrolle der Ergebnisse geschieht das Ganze im Anschluss umgekehrt. Lassen sich Unterschiede bei den Probanden mit und ohne Koffeintabletten feststellen?

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Gütekriterien für ein gültiges Experiment

Es gibt bestimmte Kriterien, die ein Experiment erfüllen muss, damit es wissenschaftlich ist. An diesen solltest du dich immer orientieren, bevor du dein Experiment durchführst.

Zu diesen Gütekriterien gehören:

  • Validität – Sind die Ergebnisse des Experiments gültig? Misst das ausgewählte Experiment tatsächlich den Wert, den es messen soll?
  • Reliabilität – Ist das Experiment reproduzierbar?
  • Variierbarkeit – Könnte man das gleiche Experiment mit unterschiedlichen Variablen wiederholen?
  • Objektivität – Können die Ergebnisse des Experiments unabhängig vom Versuchsleiter bzw. der Versuchsleiterin genauso ermittelt werden?
  • Planbarkeit – Kann man das Experiment zu einem beliebigen Zeitpunkt durchführen?

Vor- und Nachteile des Experiments

Vorteile

  • Du hast aktiven Einfluss auf den Ablauf des Experiments.
  • Es können auch unbewusste Aspekte menschlichen Verhaltens erfasst werden.
  • Du erhebst eigene Daten und kannst somit neue Erkenntnisse gewinnen.

Nachteile

  • Der Arbeits- und Planungsaufwand ist sehr hoch.
  • Du erschaffst eine künstliche Umgebung und kannst daher nicht repräsentativ auf die Realität schließen.
  • In Bezug auf den Datenschutz bestehen hohe Anforderungen, die du einhalten musst.

Häufig gestellte Fragen

Was ist ein Quasi-Experiment?

Bei einem Quasi-Experiment findet keine zufällige Zuteilung der Versuchsgruppen statt. Versuchs- und Kontrollgruppe sind bereits vorgegeben. Die Zuteilung zu der jeweiligen Gruppe erfolgt durch die Zuschreibung bestimmter Eigenschaften (z. B. männlich oder weiblich).

Was ist ein wissenschaftliches Experiment?

Ein Experiment ist ein wissenschaftlicher Versuch zur Gewinnung von empirischen Informationen. Du kannst es z. B. in deiner Bachelor- oder Masterarbeit einsetzen, um gezielt eine bestimmte Hypothese zu überprüfen.

Was ist ein Laborexperiment?

Das Experiment findet in einer Laborsituation statt, in der die Umgebung künstlich hergestellt wird. Du kannst die Variablen gut kontrollieren, aber die Ergebnisse aufgrund der künstlich geschaffenen Bedingungen nur begrenzt verallgemeinern.

Was ist ein Feldexperiment?

Das Feldexperiment findet im ‚Alltag‘ oder in der natürlichen Umgebung der Versuchspersonen statt. Du hast zwar nicht ganz so viel Kontrolle über die Variablen und es gibt mehr mögliche Störfaktoren als in einem Laborexperiment, deine Ergebnisse haben jedoch eine höhere externe Validität.

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Genau, L. (2018, 03. Oktober). Ein Experiment in deiner Abschlussarbeit durchführen. Scribbr. Abgerufen am 9. Dezember 2024, von https://www.scribbr.ch/methodik-ch/experiment/

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Lea Genau

Hi, ich bin Lea und mache momentan meinen Master in neuer deutscher Literatur an der Fernuniversität Hagen. Besonders viel Freude macht es mir meine Erfahrungen in Artikeln mit anderen Studierenden zu teilen und diesen somit auf dem Weg zu ihrem Abschluss zu helfen.