In 4 Schritten zur quantitativen Inhaltsanalyse – mit Beispielen
Bei der quantitativen Inhaltsanalyse findet eine systematische Bearbeitung von Material statt, um eine wissenschaftliche Forschungsfrage zu beantworten.
Im Fokus der quantitativen Inhaltsanalyse steht die Absicht, möglichst viele verschiedene Fälle zur Beantwortung deiner Fragestellung einzubeziehen.
Mit ihrer Hilfe kannst du sowohl verschiedenste Arten von Texten als auch Audio- oder Bilddateien untersuchen.
Wir zeigen dir, wie du eine quantitative Inhaltsanalyse in 4 Schritten durchführst.
Definition quantitative Inhaltsanalyse
Eine quantitative Inhaltsanalyse dient dazu, eine konkrete Forschungsfrage, z. B. in deiner Bachelorarbeit, wissenschaftlich zu beantworten.
Sie zielt darauf ab, möglichst viele verschiedene Fälle zu untersuchen. Es werden nur Merkmale berücksichtigt, die für die Beantwortung deiner konkreten Forschungsfrage relevant sind.
Durch die Untersuchung möglichst vieler Fälle soll ein zuverlässiger Überblick über den analysierten Sachverhalt gegeben werden.
Die quantitative Inhaltsanalyse verfährt deduktiv. Anhand der Ergebnisse kann eine bestehende Theorie bestätigt oder entkräftet werden.
Quantitative Inhaltsanalyse vs. qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring
Im Gegensatz zur quantitativen Inhaltsanalyse steht die qualitative Inhaltsanalyse, die von Philipp Mayring geprägt wurde.
Die qualitative Inhaltsanalyse untersucht eine geringe Anzahl an Texten oder anderer Materialien im Detail. Sie befasst sich stärker mit der detaillierten Interpretation der untersuchten Materialien.
Sie gilt als induktive Form der Inhaltsanalyse. Bei der qualitativen Inhaltsanalyse werden die Ergebnisse unter der Einhaltung bestimmter Kriterien ausgewertet und lassen sich im Anschluss auf die Allgemeinheit übertragen.
Die 4 Schritte deiner quantitativen Inhaltsanalyse
Du kannst deine quantitative Inhaltsanalyse ganz einfach in den folgenden 4 Schritten durchführen:
- Untersuchungsgegenstand festlegen
- Kategorienbildung vornehmen
- Codebuch erstellen
- Gütekriterien sicherstellen
1. Untersuchungsgegenstand festlegen
In einem ersten Schritt wählst du aus, welche Materialien du für deine quantitative Inhaltsanalyse heranziehen möchtest.
Es gibt verschiedene gängige Möglichkeiten:
- Zeitungsartikel
- Fernsehbeiträge
- Forschungsberichte
- Lieder
- aufgenommene Gesprächsdaten
2. Kategorienbildung vornehmen
Bei der quantitativen Inhaltsanalyse wird zwischen zwei Typen von Kategorien unterschieden:
1. Formale Kategorien
Formale Kategorien sind Variablen, die feststehende und unveränderliche Textinhalte erfassen. Sie ermöglichen es, die Materialien im Auswertungsprozess eindeutig zu identifizieren.
Außerdem geben sie wichtige Zusatzinformationen, die für die Auswertung wichtig sein können.
2. Inhaltliche Kategorien
Die inhaltlichen Kategorien sind direkt mit der konkreten Forschungsfrage verknüpft, die beantwortet werden soll. Sie sind daher in jeder quantitativen Inhaltsanalyse verschieden.
Die inhaltlichen Kategorien werden in drei Unterkategorien eingeteilt:
Thematische Kategorien | Akteursbezogene Kategorien | Bewertungskategorien |
---|---|---|
Die thematischen Kategorien untersuchen das Thema des analysierten Materials genauer. | Bei den akteursbezogenen Kategorien werden die Handlungsträger bzw. deren Verhalten im untersuchten Material besonders in den Blick genommen. | Bewertungskategorien bewerten einen bestimmten Sachverhalt, meist mithilfe einer Skala. Eine mögliche Bewertung wäre z. B., wie stark die Kritik in einem Text ausgeprägt ist oder wie stark eine Personalisierung stattfindet. |
3. Codebuch erstellen
Bevor du mit der Auswertung deiner quantitativen Inhaltsanalyse beginnen kannst, musst du ein Codebuch erstellen.
Mithilfe des Codebuchs kannst du die zentralen Merkmale, in Form der Kategorien und Ausprägungen, aus deinen untersuchten Materialien herausfiltern. Im Anschluss können den verschiedenen Ausprägungen der Kategorien dann konkrete Zahlenwerte zugeordnet werden.
Ein Codebuch enthält klare Vorgaben zu den Kategorien, anhand derer dein Material bearbeitet werden soll. Auch konkrete Anweisungen zum Codiervorgang sollten gegeben werden.
Beispiel Codebuch
Titel | Das Bild der Public Relations in der Berichterstattung ausgewählter deutscher Printmedien. Eine quantitative Inhaltsanalyse. |
---|---|
Autorin | Katharina Kerl |
Universität | Ludwig-Maximilians-Universität München |
Vollständigkeit und Trennschärfe einhalten
Es gilt, innerhalb deines Codebuches die Vollständigkeit und Trennschärfe der Kategorien in deiner quantitativen Inhaltsanalyse sicherzustellen:
- Die Vollständigkeit ist dann gegeben, wenn alle Kategorien, die für die Auswertung eine Rolle spielen, in deinem Kategoriensystem erfasst sind. Falls nicht alle Kategorien oder deren Ausprägungen berücksichtigt werden, werden ggf. wichtige Informationen nicht erfasst.
- Trennschärfe liegt dann vor, wenn sich die einzelnen Ausprägungen der jeweiligen Kategorien gegenseitig ausschließen. Untersuchte Inhalte dürfen nur einer einzigen Ausprägung zugeordnet werden und nicht mehreren, damit keine falschen Zuordnungen erfolgen können.
Für quantitative Inhaltsanalysen wird häufig die Frequenzanalyse verwendet. Mit dieser kann die Häufigkeit bestimmt werden, mit der bestimmte Wörter in den untersuchten Materialien auftreten.
Du untersuchst die Lokalzeitungen hinsichtlich aller möglichen Begrifflichkeiten rund um die Kategorie ‚Parteien Lokalpolitik’ und deren Ausprägungen.
Kategorien und Ausprägungen | Kategorien und Ausprägungen |
Kategorie: ‚Parteien der Lokalpolitik’ | Kategorie: ‚Parteien der Lokalpolitik’ |
Ausprägungen der Kategorie: CDU SPD |
Ausprägungen der Kategorie: CDU SPD FDP Grüne Linke (… weitere denkbar) |
4. Gütekriterien sicherstellen
Bei der Erstellung deines Codebuches solltest du außerdem die Einhaltung der Gütekriterien quantitativer Forschung sicherstellen: Validität, Reliabilität und Objektivität.
So gehst du sicher, deine Ergebnisse wissenschaftlich angemessen auszuwerten.
Vor- und Nachteile der quantitativen Inhaltsanalyse
Vorteile
- Die Quantität der untersuchten Materialien ist enorm hoch. Es werden viele Materialien untersucht, die ein repräsentatives Ergebnis ermöglichen.
- Du kannst durch die quantitative Inhaltsanalyse bestehende Thesen überprüfen, um sie zu stärken oder zu entkräften.
Nachteile
- Texte oder andere Materialien werden nicht in der Tiefe untersucht, sondern lediglich anhand einiger ausgewählter Merkmale. Andere Merkmale werden nicht berücksichtigt.
- Die Vollständigkeit und die Trennschärfe in der Auswertung sind in den wenigstens Fällen vollständig einhaltbar.
Häufig gestellte Fragen
- Was ist eine quantitative Inhaltsanalyse?
-
Eine quantitative Inhaltsanalyse dient dazu, eine konkrete Forschungsfrage, z. B. in deiner Abschlussarbeit, wissenschaftlich zu beantworten.
Die quantitative Inhaltsanalyse zielt darauf ab, möglichst viele verschiedene Fälle zu untersuchen. Nur Merkmale, die für die Beantwortung der konkreten Forschungsfrage relevant sind, werden dabei berücksichtigt.
- Wie führe ich eine quantitative Inhaltsanalyse durch?
-
Deine quantitative Inhaltsanalyse kannst du anhand der folgenden 4 Schritten durchführen:
- Untersuchungsgegenstand festlegen
- Kategorienbildung vornehmen
- Codebuch erstellen
- Gütekriterien sicherstellen
- Wo liegt der Unterschied zwischen quantitativer und qualitativer Inhaltsanalyse?
-
Die qualitative Inhaltsanalyse analysiert im Gegensatz zur quantitativen Inhaltsanalyse nur eine geringe Anzahl an Texten oder anderen Materialien. Sie befasst sich stärker mit der detaillierten Interpretation der untersuchten Materialien.
Literaturhinweise quantitative Gütekriterien
Früh, W. (2017). Inhaltsanalyse: Theorie und Praxis. UTB GmbH.
Rössler, P. (2017). Inhaltsanalyse. UTB GmbH.
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