Umfrage als wissenschaftliche Methode durchführen
Die Umfrage ist eine wissenschaftliche Methode, die du in deiner Bachelorarbeit verwenden kannst. Eine Umfrage bietet eine gute Möglichkeit, theoretische Themen auch praxisnah zu behandeln.
Du kannst zwischen qualitativer Forschung und quantitativer Forschung für deine Umfrage wählen.
Wir haben für dich die 5 wichtigsten Schritte für die Durchführung einer eigenen Umfrage zusammengefasst. Du findest außerdem eine Auswahl von Online-Tools, die dir dabei behilflich sein können.
Inhaltsverzeichnis
Planung einer Umfrage
Die Gestaltung einer Umfrage erfordert einiges an Recherche und Vorarbeit.
Um zeitlich nicht unter Druck zu geraten, solltest du dir einen Zeitplan für deine Bachelorarbeit erstellen. Da du auf die Kooperation von Teilnehmenden angewiesen bist, solltest du für die Durchführung deiner Umfrage genügend Zeit einplanen.
Es gibt viele Entscheidungen, die du bereits im Vorfeld treffen musst, um sicherzustellen, dass deine Umfrage das Thema und die Forschungsfrage deiner Bachelorarbeit unterstützt.
Hier musst du unter anderem entscheiden, wer an deiner Umfrage teilnehmen soll und wie du deine Umfrage durchführen möchtest. Für die Art der Umfrage gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Die verschiedenen Arten der Umfrage:
- online,
- postalisch,
- telefonisch,
- Face to Face.
Bei einer telefonischen oder Face-to-Face-Umfrage wird die Umfrage als Interview durchgeführt. Der oder die Forschende stellt den Teilnehmenden die vorbereiteten Fragen und notiert die Antworten.
Qualitative und quantitative Forschung
Die wichtigste Frage, die du dir stellen solltest bevor du die Umfrage als wissenschaftliche Methode durchführst, ist, ob du in deiner Forschung qualitativ oder quantitativ vorgehen möchtest.
Qualitative Forschung
Bei einer qualitativen Forschung achtest du mehr auf die individuellen Antworten einzelner Personen und wertest diese anhand eines Codebuchs oder eines Leitfadens aus.
Bei einer qualitativen Umfrage hast du in der Regel auch nur wenige Teilnehmende und Freitextantworten, denn eine qualitative Untersuchung erfordert eine Menge interpretativer Arbeit.
Bei der Auswertung kannst du anhand der Antworten der Teilnehmenden Kategorien erstellen, in die du die einzelnen Antworten einordnen kannst. Nennen viele beispielsweise ein zu hohes Arbeitspensum, kannst du daraus eine Kategorie erstellen.
Quantitative Forschung
Die quantitative Forschung ist auf Zahlen und Messbares ausgerichtet. Hier besteht dein Fragebogen meist aus Multiple-Choice-Fragen oder skalierten Fragen, woraufhin du die Antworten anhand statistischer Methoden auswerten kannst
Es ist auch möglich, eine Kombination aus qualitativer und quantitativer Forschung zu betreiben. Man spricht hier von einem Mixed-Methods-Ansatz oder von einer Triangulation. Deine Umfrage enthält verschiedene Frage- sowie Antwortformate, also sowohl offene als auch geschlossene Fragen. Diese musst du in der späteren Auswertung der Daten zusammenführen.
Schritt für Schritt zur Umfrage deiner Bachelorarbeit
Die folgenden 5 Schritte leiten dich durch die Erstellung deiner eigenen Umfrage für die Bachelorarbeit.
In 5 Schritten zur Umfrage als wissenschaftliche Methode:
- Forschungsfrage festlegen
- Fragebogen erstellen
- Fragebogen testen
- Umfrageteilnehmer finden
- Auswertung
1. Forschungsfrage festlegen
Um eine Umfrage durchführen zu können, muss deine Forschungsfrage feststehen. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt deines Fragebogens – du musst möglichst genau definieren können, was du messen möchtest.
Deine Ergebnisse sollten allerdings auch keine Überraschung sein. Anhand einer Literaturrecherche kannst du dir vorab ein gutes Bild davon machen, welche Antworten du bei deiner Umfrage erwartest.
Du benötigst auch einen theoretischen Rahmen, auf dem du aufbauen kannst und anhand dessen du deine Ergebnisse später einordnen kannst.
Forschungsgegenstand der Umfrage
Mit einer Umfrage als wissenschaftliche Methode kannst du z. B. Folgendes messen:
- Bewertungen von Personen, Institutionen, politischen Lösungen usw., z. B. Beliebtheit von Politiktreibenden, Beliebtheit/Glaubwürdigkeit von Medien oder Moderierenden, Beurteilung der Gesundheitsreform
- Allgemeine gesellschaftliche und politische Einstellungen und Werte, z. B. zu den Themen Abtreibung, Todesstrafe, Freiheit
2. Fragebogen erstellen
Während des Erstellens deines Fragebogens gibt es einiges zu beachten. Du musst dich u. a. entscheiden, ob die Teilnehmenden deine Umfrage lieber online ausfüllen sollen oder ob du in Papierform arbeitest.
Gliederung des Fragebogens
In der Regel folgt ein Fragebogen für deine Umfrage als wissenschaftliche Methode einem ähnlichen Aufbau wie die Bachelorarbeit selbst, mit Einleitung, Hauptteil und Schluss.
Einleitung
- Worum geht es bei der Umfrage?
- Welches Ziel verfolgt die Umfrage?
- Vorstellung des Verfassers/der Verfasserin
- Warum wurden genau diese Teilnehmenden für die Umfrage ausgewählt?
- Wie viel Zeit wird die Umfrage in Anspruch nehmen?
- Versicherung, dass Daten anonym behandelt werden
- Setzen einer Teilnahmefrist
Hauptteil
- Hier sind die eigentlichen Fragen zu finden
- Aufteilung in Themenblöcke
- Beginn mit einer Eisbrecherfrage, um das Thema unverbindlich einzuleiten und nicht gleich ‚mit der Tür ins Haus zu fallen‘
- Entscheidung, mit welchen Fragetypen du die relevantesten Antworten auf deine Forschungsfrage erhältst
- Nutzung von Hinweistexten – z. B. ‚Mehrfachantworten sind möglich‘
Schluss
- Demograpfische Fragen zu Alter, Herkunft, ggf. Geschlecht des Teilnehmers
- Fragen, ob die Teilnehmenden Interesse and den Ergebnissen der Studie haben
- Danke für die Teilnahme
Formulierung der Fragen
Nutze unsere Tipps bei der Formulierung deiner Fragen:
- Fragen präzise und konkret formulieren, um keine vagen Antworten zu erhalten
- Fragebogen kurz fassen, um Teilnehmende nicht zu überlasten
- Verständliche Ausfüllanleitung
- Für Bewertungsfragen Skalenwerte messbar machen, z. B. 1–5
Online-Tools zur Erstellung von Fragebogen
Die folgenden Tools helfen dir, deine Online-Umfrage zu erstellen:
3. Fragebogen testen
Bevor du die Teilnehmenden für deine Umfrage festlegst, solltest du deinen Fragebogen testen.
Hierfür kannst du Familie oder Bekannte fragen, idealerweise solltest du deine Umfrage jedoch schon an deiner Zielgruppe testen und sie die Fragen einmal durchgehen lassen.
Du solltest deinen Fragebogen für deine Umfrage auf folgende Fragen testen:
- Gibt es Probleme beim Verständnis? Das merkst du z. B. daran, dass Fragen anders beantwortet werden, als du dachtest.
- Kannst du mit den Ergebnissen arbeiten oder sind die Ergebnisse wenig aussagekräftig? Lass dir Feedback geben und passe den Fragebogen gegebenenfalls an.
4. Umfrageteilnehmer finden
Ist der Fragebogen erstellt, geht es nun um die Suche nach Teilnehmenden.
Dabei solltest du einige Dinge im Hinterkopf behalten:
- die Anzahl der benötigten Teilnehmenden,
- eine repräsentative Auswahl der Teilnehmenden, die zu deiner Umfrage passt.
Das Anschreiben für deine Umfrage
Ein gelungenes Anschreiben kann dich bei der Suche nach Teilnehmenden unterstützen.
Tipps für den Text deines Anschreibens:
- Personalisiere die Einladung, damit Leute sich angesprochen fühlen.
- Gestalte dein Anschreiben attraktiv, um Leute aufmerksam und neugierig zu machen.
- Gib Infos zu Umfang und Dauer der Umfrage, damit Leute wissen, was sie erwarten können.
- Bestätige, dass du persönliche Daten anonymisierst.
- Belohne die Teilnehmenden für ihre Mühe mit einem Gewinnspiel.
So erreichst du Umfrageteilnehmende
Es gibt verschiedene Wege, wie du dich auf die Suche nach Umfrageteilnehmenden begeben kannst.
Auf diese Weise erreichst du möglichst viele Teilnehmende:
- Du kannst dich im eigenen Netzwerk bei Bekannten, Familie, Kommilitonen und Kommilitoninnen sowie sozialen Medien umhören.
- Du kannst den Link zu deiner Umfrage in verschiedensten Facebook-Gruppen teilen.
- Du kannst von Online-Tools Gebrauch machen, die dir die Suche nach Teilnehmenden erleichtern, wie z. B.
- PollPool (Tipp!)
- Thesius
- Surveycircle
Einwilligungserklärung vorbereiten
Laut neuen Datenschutzregelungen ist es Pflicht, deine Teilnehmenden darüber zu informieren, was mit ihren Daten passiert und wie du sie verarbeitest.
Dafür musst du eine Einwilligungserklärung vorbereiten und diese von allen Teilnehmenden unterschreiben lassen.
5. Auswertung
Die Auswertung deiner Umfrage ist einer der wichtigste Schritte. Hier ziehst du Schlüsse aus deinen Ergebnissen und erläuterst, was du nun mit deiner Forschung erreicht hast.
Je nachdem, ob du dich für eine qualitative oder quantitative Forschung entschieden hast, wertest du deine Ergebnisse nun anhand eines Codebuchs oder mithilfe einer statistischen Software aus.
Quantitative Umfrage: Statistische Datenauswertung
In deiner quantitativen Umfrage stellst du geschlossene oder Multiple-Choice-Fragen. Diese wertest du anschließend statistisch, z. B. mit graphischen Übersichten, aus.
Nicht jeder ist ein Statistikexperte oder eine -expertin, doch wenn du deine Fragen von Anfang an mit übersichtlichen Skalen erstellst, sparst du dir eine Menge Zeit.
Dir stehen für die Auswertung des Fragebogens ebenfalls verschiedene Softwares zur Verfügung.
Softwares zur Auswertung von Fragebögen:
- SPSS eignet sich für Statistikneulinge meist sehr gut, da du einen guten Überblick über deine Daten erhältst und viele Hilfestellungen dazu im Internet findest.
- Eine weitere Option ist die Erstellung von Tabellen und Grafiken mit Microsoft Excel. Diese Software haben Studierende meistens bereits auf dem PC und können auf diese Weise simple Rechnungen durchführen.
Qualitative Umfrage: Interpretative Datenauswertung
Qualitative Umfragen, in denen offene Fragen gestellt werden, werden interpretativ ausgewertet. Du kannst die Antworten der Teilnehmenden auswerten, indem du sie kodierst und in Kategorien einordnest.
Du gehst bei der Auswertung qualitativer Umfragen genauso vor wie bei der Auswertung von Expertenintverviews.
Beispiel: Welche Stressfaktoren gibt es in deinem Studium?
Antwort der Teilnehmenden | Kodierung | Kategorie |
---|---|---|
Hohe Anforderungen der Universität, z. B. von Lehrenden | Anforderungen | Anforderungen von außen |
Schlechtes Zeitmanagement der Studierenden | Organisation | Mangelnde Selbstorganisation |
Vorteile einer Umfrage in der Bachelorarbeit
Es gibt einige Vorteile, die eine Umfrage als wissenschaftliche Methode im Gegensatz zu anderen Forschungsmethoden aufweist.
Vorteile der Umfrage:
- Du kannst theoretische Themen direkt mit praxisrelevanten Erkenntnissen untermauern.
- Du kannst einem standardisierten Ablauf und einer Methode folgen.
- Dir stehen viele Hilfsmittel wie Online-Tools und statistische Methoden zur Verfügung.
- Die Eigenleistung deiner Bachelorarbeit ist eindeutig nachzuweisen.
Häufig gestellte Fragen
- Was ist eine wissenschaftliche Umfrage?
-
Die Umfrage ist eine wissenschaftliche Methode, die du in deiner Bachelorarbeit verwenden kannst. Eine Umfrage bietet eine gute Möglichkeit, theoretische Themen in der Abschlussarbeit auch praxisnah zu behandeln.
- Wie führe ich eine wissenschaftliche Umfrage durch?
-
Du kannst dich an folgenden 5 Schritten orientieren, um deine Umfrage als wissenschaftliche Methode durchzuführen:
- Forschungsfrage festlegen
- Fragebogen erstellen
- Fragebogen testen
- Umfrageteilnehmende finden
- Auswertung
- Welche Möglichkeiten für meine Umfrage als wissenschaftliche Methode gibt es?
-
Du kannst auswählen, ob du deine Umfrage persönlich, telefonisch, postalisch oder Face to Face durchführst.
Außerdem kannst du zwischen qualitativer Forschung und quantitativer Forschung für deine Umfrage als wissenschaftliche Methode wählen.
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