Gendersternchen – Gendern mit * | Alle Regeln im Überblick
Mit dem Gendersternchen soll eine geschlechtergerechte Sprache erreicht werden, indem alle Geschlechter Sichtbarkeit erhalten. Das Sternchen symbolisiert dabei alle Geschlechter, die keine grammatikalische Entsprechung haben.
Das Gendersternchen * wird zwischen der maskulinen und der femininen Wortendung platziert. Beispielsweise ist ‚Proband‘ in ‚Probandin‘ enthalten. Der Stern steht vor dem ‚in‘.
- Proband*in
Wenn die maskuline Wortendung in der femininen Form des Worts nicht enthalten ist, kann das entsprechende Wort nicht richtig mit Sternchen gegendert werden und sollte umformuliert werden.
Das ist einfach zu prüfen mit der Weglassprobe: Ist das Wort noch vollständig und sinnvoll, wenn du den Wortteil nach dem Stern abdeckst? Ist das Wort auch sinnvoll, wenn du den Teil vor und nach dem Stern zusammen liest?
- Expert*in → ‚Expert‘ ist kein Wort
- Experte*in → ‚Expertein‘ ist kein Wort
In diesem Fall solltest du umformulieren: z. B. zu ‚Person mit Expertise‘.
Bei unterschiedlichen Wortstämmen kann das Gendersternchen nicht angewendet werden.
- der oder die
- Bauer oder Bäuerin
- Bäuer*in
Inhaltsverzeichnis
- Anwendung des Gendersterns
- Beispiele Doppelnennungen mit Genderstern
- Beispiele Artikel und Pronomen mit Genderstern
- Beispiele Komposita mit Genderstern
- Das Gendersternchen aussprechen
- Vor- und Nachteile des Gendersternchens
- Verbreitung und Verwendung des Gendersternchens
- Gendersternchen mit neutralen Formulierungen umgehen
- Häufig gestellte Fragen
Anwendung des Gendersterns
Es gibt drei verschiedene Fälle, die beim Gendern beachtet werden müssen.
1. Gleicher Wortstamm
Das Sternchen wird zwischen den geschlechtsspezifischen Wortendungen platziert.
- Mitarbeiter*in
Wenn durch das Gendern mit Sternchen die männliche Wortendung weggelassen werden würde, kann diese Form nicht gebildet werden. Wähle stattdessen die Paarform oder eine neutrale Formulierung.
- Kund*in
- Kunde oder Kundin
- Kundschaft
2. Unterschiedlicher Wortstamm
Wenn der Wortstamm nicht identisch ist, kann mit dem Gendersternchen nicht sinnvoll gegendert werden. Verwende stattdessen die Doppelnennung oder falls möglich eine neutrale Formulierung.
- Koch oder Köchin
- Köch*in
- Koch*in
3. Artikel und Pronomen
Artikel und Pronomen werden nach dem gleichen Prinzip gegendert wie Substantive. Bestimmte Artikel haben keinen gleichen Wortstamm. In diesem Fall kann das Gendersternchen nicht verwendet werden.
- ein*e
- der oder die
Beispiele Doppelnennungen mit Genderstern
Hier findest du viele Beispiele zur richtigen Verwendung des Gendersternchens.
Gleicher Wortstamm
Ist die maskuline Wortendung im femininen Wort enthalten, kann mit dem Gendersternchen gegendert werden.
- Mitarbeiter*in
- Schüler*in
- Dozent*in
- Professor*in
- Student*in
- Erzieher*in
- Sachbearbeiter*in
- Proband*in
- Akteur*in
Würde durch das Gendern mit Sternchen eine Wortendung entfallen, kann das Gendersternchen nicht korrekt eingesetzt werden. Formuliere stattdessen um.
- Kolleg*in → ‚Kolleg‘ ist kein Wort
- Kollege oder Kollegin
- Kollegium
- Professor*innen → ‚Professoren‘ fehlt
- Professoren und Professorinnen
Unterschiedlicher Wortstamm
Die unterschiedlichen Wortstämme führen zur Beidnennung der männlichen und weiblichen Wortform. Mit Sternchen kann hier nicht sinnvoll gegendert werden.
- Arzt oder Ärztin
- Bauer oder Bäuerin
- Koch oder Köchin
Beispiele Artikel und Pronomen mit Genderstern
Artikel und Pronomen werden nach dem gleichen Prinzip gegendert wie Substantive. Bestimmte Artikel haben nie einen gleichen Wortstamm und können daher nicht mit dem Sternchen gegendert werden.
- ein*e
- jede*r
- der oder die
- er oder sie
Beispiele Komposita mit Genderstern
Komposita sind zusammengesetzte Wörter. Relevant sind hier Komposita mit einem geschlechterspezifischen Wortteil. Auch hier gilt, dass das Gendersternchen nur dann verwendet werden kann, sodass vor dem Sternchen ein sinnvolles Wort steht.
- Besucher*innenparkplätze
- Schüler*innenvertretung
- Lehrer*innenmangel
- Kund*innenzufriedenheit → ‚Kund‘ ist kein Wort
Nicht alle Komposita sollten unbedingt gegendert werden. Ein Bürgersteig wird also nicht zwangsläufig zum Bürger*innensteig. Es sollte gegendert immer dann werden, wenn die Person im Vordergrund steht.
Schau zu den Anforderungen deiner Hochschule am besten in den Richtlinien nach, ob Komposita gegendert werden sollen oder nicht. Wir raten jedoch dazu, auch zusammengesetzte Wörter zu gendern.
Wenn du dir nicht sicher bist, kannst du immer stattdessen eine neutrale Formulierung wählen.
Das Gendersternchen aussprechen
Um das Gendersternchen auszusprechen, wird eine kurze Sprechpause anstelle des Sternchens gemacht, auch Glottisschlag genannt.
So sprichst du ‚Schüler*in‘ mit einer kurzen Pause zwischen ‚Schüler‘ und ‚in‘.
Dies ist z. B. bei der Präsentation deiner wissenschaftlichen Arbeit im Seminar oder bei der Verteidigung deiner Abschlussarbeit besonders relevant.
Alternativ bietet es sich an, wenn möglich neutrale Pluralformen zu verwenden, um eine umständliche Aussprache zu vermeiden.
Vor- und Nachteile des Gendersternchens
Das Gendersternchen ist eine der am weitesten verbreiteten Methoden, um gendergerecht zu schreiben. Das Sternchen soll dabei nicht nur Frauen und Männer in der Sprache gleich sichtbar machen, sondern auch alle anderen Geschlechter symbolisieren. Das unterscheidet es von anderen Formen des Genderns, beispielsweise mit dem Schrägstrich.
Da aber die Verwendung des Gendersterns nicht von der amtlichen Rechtschreibung abgedeckt sind, solltest du es in wissenschaftlichen Arbeiten nur dann verwenden, wenn es von deiner Hochschule ausdrücklich verlangt wird.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Sichtbarmachung von mehr als zwei Geschlechtern | Nicht barrierefrei → Vorleseprogramme können das Gendersternchen nicht richtig aussprechen |
Weit verbreitet | Nicht anerkannt in der amtlichen Rechtschreibung |
Platzsparend | Kann bei übermäßigem Gebrauch schnell unübersichtlich sein |
Verbreitung und Verwendung des Gendersternchens
Das Gendersternchen wird vom Duden zurzeit noch nicht empfohlen. Dennoch ist es mittlerweile weit verbreitet und wird von einigen Hochschulen und Universitäten sogar vorgeschrieben.
„Wertschätzende, faire und diskriminierungsfreie Kommunikation – dafür ist eine gendersensible Schriftsprache unverzichtbar. Mit der Verwendung des Gendersternchens trägt die Universität Bielefeld zu einer Gleichberechtigung und Sichtbarkeit aller Geschlechtsidentitäten bei.“
Quelle: Uni Bielefeld
Auch in bekannten Medien wie dem NDR oder in Stadtverwaltungen wie z. B. von Kiel und Stuttgart wird das Gendersternchen verwendet.
Bevor du das Gendersternchen in deiner wissenschaftlichen Arbeit verwendest, solltest du in den Richtlinien deiner Hochschule nachsehen, ob dies erlaubt ist. Da sich dadurch manchmal grammatikalisch falsche Formulierungen ergeben, solltest du nicht auf eigene Faust das Gendersternchen in deiner Arbeit einführen.
Wenn du für ein breites Publikum schreibst und dabei Lesende mit Sehbehinderung nicht ausschließen möchtest, solltest du das Gendersternchen nicht verwenden, denn Vorleseprogramme können damit nicht richtig umgehen. Oftmals wird nur die weibliche Form vorgelesen, was verwirrend sein kann.
Gendersternchen mit neutralen Formulierungen umgehen
Das Gendersternchen ist zwar eine weitverbreitete Form der geschlechtergerechten Sprache und wird von einigen Hochschulen eingesetzt, doch ergeben sich manchmal schwer lesbare oder grammatikalisch falsche Wortformen.
In vielen Fällen ist dies vermeidbar, indem statt der Wahl einer mit Genderstern gegenderten Form eine neutrale Formulierung verwendet wird.
Es ist kein Problem, die Wortformen mit Genderstern mit neutralen Formulierungen zu kombinieren. Allerdings solltest du vermeiden, andere Formen des Genderns (z. B. mit Unterstrich oder Schrägstrich) mit dem Gendersternchen zu kombinieren.
Beispiele neutrale Formulierungen
Grammatikalisch falsche oder schwer lesbare Wortkonstruktionen mit dem Gendersternchen lassen sich oft auch anders ausdrücken.
- Mitarbeiter*innen → Mitarbeitende
- Leser*innen → Lesende
- Pfleger*innen → Pflegende
- Proband*in → Testperson
Wenn du in deinem Text auf geschlechtergerechte Sprache achten möchtest und dir nicht sicher bist, welche Art des Genderns für dich die richtige ist, kannst du immer auf neutrale Formulierungen zurückgreifen.
Häufig gestellte Fragen
- Wie verwende ich das Gendersternchen?
-
Der Genderstern wird zwischen den zwei geschlechterspezifischen Wortendungen platziert.
- Autor*in
Wenn die zwei Versionen eines Wortes nicht den gleichen Wortstamm haben, kann das Gendersternchen nicht verwendet werden.
- Arzt oder Ärztin
- Ist das Gendersternchen verpflichtend?
-
Es gibt Universitäten und Hochschulen, die die Verwendung des Gendersterns vorschreiben. Dazu gehören z. B. die Uni Bielefeld und die Uni Köln.
Jedoch ist das Gendersternchen nicht dudenkonform. Das bedeutet, dass du es nicht verwenden solltest, wenn es gemäß den Richtlinien deiner Hochschule nicht ausdrücklich erlaubt ist.
- Wie gendere ich Artikel und Pronomen mit Gendersternchen?
-
Artikel und Pronomen werden nach dem gleichen Prinzip wie Nomen gegendert. Der Genderstern wird an der Stelle platziert, an der sich die Wörter je nach Geschlecht unterscheiden. Wenn die Wörter einen unterschiedlichen Wortstamm haben, kann das Gendersternchen nicht verwendet werden.
- jede*r
- ein*e
- der oder die
- er oder sie
- Sollte ich das Gendersternchen verwenden?
-
Ob das Gendersternchen die richtige Wahl für deine Arbeit ist, hängt von den Richtlinien deiner Hochschule ab. Wenn dort der Genderstern vorgeschrieben ist, solltest du ihn verwenden.
Wenn das Gendersternchen gemäß den Richtlinien nicht ausdrücklich erlaubt ist, solltest du nicht darauf zurückgreifen, da durch die Sternchenschreibweise grammatikalisch inkorrekte Wortformen entstehen.
Wenn du dich nicht an offizielle Richtlinien halten musst, solltest du zwischen den platzsparenden Eigenschaften des Gendersternchens und der fehlenden Barrierefreiheit abwägen.
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