Gendern mit Unterstrich | Alle Regeln leicht verständlich im Überblick
Durch das Gendern mit Unterstrich – auch Gendergap genannt – soll Sprache nicht nur Männer und Frauen abbilden, sondern auch nonbinäre Personen. Der Unterstrich soll alle Geschlechter repräsentieren, die nicht durch die übliche Grammatik sichtbar gemacht werden können.
Der Unterstrich wird zwischen den zwei geschlechtsspezifischen Wortendungen platziert.
- ein_e Lehrer_in
Sind die Wortstämme der männlichen und weiblichen Version eines Worts unterschiedlich, kann mit dem Unterstrich nicht sinnvoll gegendert werden.
- Arzt oder Ärztin
- Arzt_in
- Ärzt_in
Anwendung des Genderunterstrichs
Es gibt vier wichtige Fälle, in denen du auf das richtige Gendern achten solltest.
1. Gleicher Wortstamm
Haben die männliche und weibliche Version eines Worts den gleichen Wortstamm, kann mit dem Unterstrich gegendert werden. Er wird dann zwischen den zwei Wortendungen platziert.
Meistens steht dadurch die weibliche Wortendung hinter dem Unterstrich. Jedoch gibt es auch Wörter, bei denen es umgekehrt ist.
- ein_e Proband_in
- ein_e Schauspieler_in
- ein_e Polizist_in
- ein_e Abgeordnete_r
- ein_e Beamte_r
Außerdem muss das Wort Sinn ergeben und grammatikalisch vollständig sein, wenn es von vorne bis hinten gelesen wird. Insbesondere bei gebeugten Wörtern und Pluralformen erschwert sich dadurch das richtige Gendern mit Unterstrich.
- Kund_in → ‚Kund‘ ist kein Wort
- Student_innen → ‚Studenten‘ fehlt
- des/der Managers_in → ‚Managersin‘ ist kein Wort
2. Unterschiedlicher Wortstamm
Wenn die männliche und die weibliche Version eines Worts nicht den gleichen Wortstamm haben und sich z. B. durch einen Umlaut unterscheiden, kann mit dem Unterstrich nicht gegendert werden.
- Arzt oder Ärztin
- Koch oder Köchin
- Ärzt_in → ‚Ärzt‘ ist kein Wort
3. Artikel und Pronomen
Bestimmte Artikel haben nie den gleichen Wortstamm und können daher nicht sinnvoll mit dem Unterstrich gegendert werden.
- ein_e
- jede_r
- der oder die
- er oder sie
- er_sie
4. Komposita
Komposita sind zusammengesetzte Wörter. Für das Gendern sind solche Wörter relevant, die einen geschlechtsspezifischen Wortteil haben.
Beispiel: Leserbrief
Leser (männlich) + Brief (neutral)
- Leser_innenbrief
Vom Duden wird mittlerweile empfohlen, auch zusammengesetzte Wörter zu gendern. Allerdings kann es sein, dass die Richtlinien deiner Hochschule davon abweichen und es für dich nicht erforderlich ist.
Nicht alle Komposita müssen unbedingt gegendert werden. Wenn die Person nicht im Vordergrund steht, wie beispielsweise bei dem Wort ‚Maurerkelle‘, muss nicht zwingend gegendert werden.
Wenn du dir nicht sicher bist, kannst du stattdessen immer eine neutrale Formulierung wählen.
Vor- und Nachteile des Genderns mit Unterstrich
Das Gendern mit Unterstrich ist dazu geeignet, mehr als zwei Geschlechter abzubilden. Dadurch unterscheidet sich der Unterstrich beispielsweise von dem Schrägstrich oder dem Binnen-I.
Allerdings ist der Gendergap nicht Teil der amtlichen Rechtschreibung und nicht barrierefrei, da Screenreader den Unterstrich nicht richtig vorlesen.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Bildet mehr als zwei Geschlechter ab | Nicht von der amtlichen Rechtschreibung abgedeckt |
Nicht barrierefrei: Wird von Screenreadern nicht sinnvoll vorgelesen | |
Bei gleichzeitiger Verwendung von Unterstreichungen nur noch schwer zu lesen |
Verbreitung und Verwendung des Genderunterstrichs
Das Gendern mit Unterstrich ist nicht so weitverbreitet wie andere Formen des geschlechtergerechten Schreibens, beispielsweise mit Gendersternchen.
An vielen Universitäten, darunter die TU Darmstadt und die HU Berlin, ist der Gendergap eine von mehreren akzeptierten geschlechtergerechten Schreibweisen.
Auch einige Unternehmen nutzen den Unterstrich für geschlechtergerechte Sprache. So hat beispielsweise Audi im Frühjahr 2021 das Gendern mit Unterstrich eingeführt.
Genderunterstrich durch neutrale Formulierungen vermeiden
In vielen Fällen lassen sich mit Sonderzeichen gegenderte Formulierungen umgehen, indem stattdessen auf neutrale Formulierungen zurückgegriffen wird. Dies hat den Vorteil, dass neutrale Schreibweisen barrierefrei sind und gar keine Unterscheidung zwischen den Geschlechtern machen.
- Leser_innen → Lesende
- Autor_in → verfassende Person
- Proband_in → Testperson
- Radfahrer_innen → Radfahrende
Wenn du in deinem Text auf geschlechtergerechte Sprache achten möchtest und dir nicht sicher bist, welche Art des Genderns für dich die richtige ist, kannst du immer auf neutrale Formulierungen zurückgreifen.
Häufig gestellte Fragen
- Wie gendere ich mit Unterstrich?
-
Beim Gendern mit Unterstrich wird der Unterstrich zwischen den zwei geschlechtsspezifischen Wortendungen platziert.
- ein_e Autor_in
Wenn die männliche und die weibliche Version eines Worts nicht den gleichen Wortstamm haben, kann nicht sinnvoll mit dem Unterstrich gegendert werden.
- Koch oder Köchin
- Ist das Gendern mit Unterstrich verpflichtend?
-
Das Gendern mit Unterstrich ist nicht von der amtlichen Rechtschreibung abgedeckt. Daher ist es für dich nur dann verpflichtend, wenn es von deiner Hochschule ausdrücklich verlangt wird.
- Wie gendere ich Artikel und Pronomen mit Unterstrich?
-
Artikel und Pronomen werden nach dem gleichen Prinzip wie Nomen gegendert. Der Unterstrich wird zwischen der männlichen und weiblichen Wortendung platziert.
Sind die Wortstämme unterschiedlich, kann nicht sinnvoll mit Unterstrich gegendert werden.
- ein_e
- jede_r
- der oder die
- er oder sie
- Sollte ich mit dem Unterstrich gendern?
-
Ob das Gendern mit Unterstrich für dich die richtige Wahl ist, hängt hauptsächlich von den Richtlinien deiner Hochschule ab.
Wenn du dir nicht sicher bist, kannst du immer auf neutrale Formulierungen ausweichen.
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