Diminutiv: Definition, Bedeutung und Beispiele
Als ‚Diminutiv‘ (lateinisch: ‚diminutum‘ – ‚verkleinert‘) wird in der Sprachwissenschaft die Verkleinerungsform eines Wortes bezeichnet.
Meist handelt es sich hierbei um die Verkleinerungsform von Substantiven, aber auch von Verben und Adjektiven können Diminutive gebildet werden.
Im Deutschen wird das Diminutiv von Substantiven in der Regel durch das Anhängen der Nachsilben ‚-chen‘ oder ‚-lein‘ gebildet.
Mit Diminutiven können verschiedene Wirkungen erzielt werden. So können sie unter anderem dazu genutzt werden, etwas zu verniedlichen.
Beispiele für Diminutive
Im Folgenden findest du einige Beispiele für Diminutive von Substantiven. Du siehst auch, von welchem Wort sie abgeleitet wurden.
Manche Diminutive haben sich verselbstständigt. Das heißt, sie sind im Laufe der Zeit als feste Begriffe in den Wortschatz der deutschen Sprache eingegangen.
Das Wort, von dem das Diminutiv abgeleitet wurde, ist nicht immer selbst ein geläufiges Wort. In manchen Fällen ist es kaum oder gar nicht gebräuchlich.
Wie Diminutive gebildet werden
Die wesentlichen grammatischen Regeln und Besonderheiten bei der Bildung von Diminutiven findest du im Folgenden aufgeführt:
- Anhängen von Suffixen (= Nachsilben)
- Änderung von Vokalen im Wortstamm
- Wegfall von Endungen
- Gleiche Form bei Singular und Plural
- Artikel von Diminutiven: ‚das‘
- Diminutive in deutschen Dialekten
- Diminutive mit ‚-i‘
Anhängen von Suffixen (= Nachsilben)
Die Bildung von Diminutiven wird als Diminution bezeichnet. Bei Substantiven erfolgt diese meist durch das Anhängen von Suffixen.
Am häufigsten sind hierbei die Suffixe ‚-chen‘ oder ‚-lein‘.
Diminutive mit ‚-chen‘ | Diminutive mit ‚-lein‘ |
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In vielen Fällen können beide Nachsilben beim gleichen Wort genutzt werden, um ein Diminutiv zu bilden.
Welche Form im Einzelfall verwendet wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Zeit: Heute werden Diminutive mit ‚-lein‘ teilweise als veraltet wahrgenommen. Daher wird die Nachsilbe ‚-chen‘ öfter verwendet.
- Region: In Norddeutschland wird generell eher ‚-chen‘ verwendet, im Süden, in Österreich und in der Schweiz eher ‚-lein‘.
- Aussprache: Wenn ein Wort zum Beispiel auf ‚-ch‘ oder ‚-che‘ endet, wird eher ‚-lein‘ angehängt. So lässt sich etwa ‚Bächlein‘ leichter aussprechen als ‚Bächchen‘.
Änderung von Vokalen im Wortstamm
Bei der Bildung von Diminutiven ändert sich in einigen Fällen der Vokal im Wortstamm zu einem Umlaut.
Bei der Änderung von Vokalen gibt es bestimmte Regelmäßigkeiten. Die wichtigsten findest du in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Dabei siehst du auch, dass sich nicht alle Vokale ändern. Das liegt daran, dass nur die Vokale ‚a‘, ‚o‘, ‚u‘ umlautfähig sind. Die Vokale ‚e‘ und ‚i‘ können nicht zu Umlauten werden.
Vokale im Wortstamm | Änderung | Beispiel |
---|---|---|
einfacher Vokal (a, o, u) | wird zu Umlaut (ä, ö, ü) | Straße → Sträßchen |
Dorf → Dörfchen | ||
Buch → Büchlein | ||
einfacher Vokal (e, i) | keine | Text → Textchen |
Riss → Risschen | ||
Umlaut (ä, ö, ü) | keine | Bär → Bärchen |
Möhre → Möhrchen | ||
Tür → Türchen | ||
Doppelvokal (aa, oo) | wird zu Umlaut (ä, ö) | Saal → Sälchen |
Boot → Bötchen | ||
Doppelvokal (ee) | keine | Seele → Seelchen |
Diphthong (au) | wird zu Umlautdiphthong (äu) | Bauch → Bäuchlein |
Diphthong (ei/ai, eu/äu) | keine | Weile → Weilchen |
Leute → Leutchen |
Wegfall von Endungen
Enden Substantive auf ‚-e‘ oder ‚-en‘, wird diese Endung beim Diminutiv weggelassen, wenn sie unbetont ist.
Gleiche Form bei Singular und Plural
Um den Plural (= eine Kategorie des Numerus) eines Substantivs zu bilden, wird im Deutschen oftmals eine Endung angehängt (Beispiel: ‚das Kind‘→ ‚die Kinder‘).
Diminutive auf ‚-chen‘ und ‚-lein‘ gehören allerdings zu den Wörtern, die im Plural keine Endung haben. Die Singular- und die Pluralform sind also gleich.
Artikel von Diminutiven: ‚das‘
Das grammatische Geschlecht (Genus) von Diminutiven auf ‚-lein‘ oder ‚-chen‘ ist das Neutrum.
Der bestimmte Artikel eines Diminutivs ist in diesen Fällen also ‚das‘ – unabhängig vom Genus des Ausgangswortes.
Diminutive in deutschen Dialekten
Bei der Bildung von Diminutiven gibt es auch regionale Besonderheiten. So werden je nach Dialekt unterschiedliche Suffixe (= Nachsilben) verwendet.
Die folgende Tabelle enthält einige Beispiele für Diminutive aus deutschen Dialekten.
Dialekt | Suffixe | Beispiel und hochdeutsche Form |
---|---|---|
Badisch | -le, -el | Kätzle (Kätzchen) |
Bairisch | -erl, -rl, -l, -ei | Glaserl (Gläschen) |
Hessisch | -che | Hündche (Hündchen) |
Saarländisch | -je, -sche, -elsche | Wutzje (Schweinchen) |
Schweizerdeutsch | -li, -i, -eli | Männli (Männchen) |
Diminutive mit ‚-i‘
Bei Namen und Anredeformen wird auch die Endung ‚-i‘ verwendet, um Diminutive zu bilden.
Manchmal wird der Name dabei auch verkürzt. Anders als bei Diminutiven mit ‚-chen‘ und ‚-lein‘ ändert sich der Vokal (a, u, o) im Ausgangswort dabei nicht.
Wirkung von Diminutiven
Die häufigsten Wirkungen oder Funktionen des Diminutivs sind folgende:
Verkleinerung
Diminutive können die geringe Größe einer Sache anzeigen. Dies ist etwa der Fall, wenn in der Physik von ‚Teilchen‘ gesprochen wird.
Verniedlichung
Diminutive können auch zur Verniedlichung verwendet werden. Sie dienen dann dazu, etwas (zum Beispiel ein Tier) aus einer liebevollen Perspektive als zierlich oder reizend darzustellen.
Die verniedlichende Wirkung zeigt sich auch bei Kosenamen oder Kosewörtern. Mit ihnen wird eine vertraute oder liebevolle Beziehung zu einer Person ausgedrückt.
Untertreibung
Diminutive können verwendet werden, um eine Aussage abzuschwächen oder einen Sachverhalt zu verharmlosen.
Abwertung
Diminutive können auch zur Abwertung einer Person oder einer Sache eingesetzt werden. Etwas wird dabei als irrelevant oder ungenügend dargestellt.
Vorwurf oder Warnung
Auch eine vorwurfsvolle oder warnende Wirkung kann mit Diminutiven erzielt werden.
Diminutive lassen eine Sache als harmlos erscheinen. Durch den Kontext des Satzes wird jedoch klar, dass hier gerade das Gegenteil gemeint ist: Der Aussage wird mehr Nachdruck und Ernst verliehen.
Ironisierung
Schließlich kann ein Diminutiv eingesetzt werden, um in scherzhafter Weise das Gegenteil dessen auszudrücken, was eigentlich gemeint ist (= Ironie).
Das siehst du im folgenden Beispiel, in dem auf einen großen Hund mit der Verkleinerungsform Bezug genommen wird.
Diminutive als Stilmittel
Diminutive sind zum einen im alltäglichen Sprachgebrauch zu finden.
Aufgrund ihrer vielfältigen Wirkungen werden Diminutive aber auch in anderen Bereichen als Stilmittel genutzt:
Diminutive in der Literatur
Diminutive eignen sich dazu, die emotionale Bedeutung einer Person oder Sache zu unterstreichen. Deshalb findest du sie oft in literarischen Texten wie Gedichten, Erzählungen oder Märchen.
So können sie etwa dazu verwendet werden, die Welt und die Erlebnisse von Menschen in einer romantisierenden Weise darzustellen.
Diminutive im Journalismus
Diminutive werden auch in journalistischen Texten und Beiträgen wie Zeitungsartikeln verwendet.
Hier sind sie primär in Meinungsbeiträgen zu finden, da diese eine subjektive Perspektive erlauben.
Diminutive in der Werbung
Diminutive sind auch in der Werbesprache anzutreffen. Die Wirkung der Verkleinerung und Verniedlichung kann hier dazu dienen, positive Assoziationen hervorzurufen.
Auf diese Weise soll das beworbene Produkt für eine bestimmte Zielgruppe als attraktiv erscheinen.
Diminutive von Verben und Adjektiven
Diminutive findest du am häufigsten unter den Substantiven. Es ist aber im Deutschen auch möglich, die Verkleinerungsform von Verben und Adjektiven zu bilden.
Diminutive von Verben können mit dem Suffix ‚-el‘ erzeugt werden. Meist haben diese Verben eine abgeschwächte Bedeutung gegenüber dem Ursprungswort.
Bei Adjektiven wird zur Bildung des Diminutivs die Nachsilbe ‚-lich‘ angehängt. Auch hier findet eine Abschwächung der Bedeutung statt.
Zu welchen Wörtern kein Diminutiv gebildet werden kann
Von den meisten Substantiven kann im Deutschen ein Diminutiv abgeleitet werden.
Allerdings gibt es auch Wörter, zu denen kein Diminutiv gebildet werden kann oder bei denen es unüblich ist. Hierzu gehören unter anderem:
- Substantive wie ‚die Tiefe‘ oder ‚die Schönheit‘, die etwas Allgemeines bezeichnen (= Abstrakta)
- Stoffnamen wie ‚das Metall‘, es sei denn, es ist ein einzelner Gegenstand gemeint (zum Beispiel ‚das Hölzchen‘)
- substantivierte Partizipien wie ‚die Studierende‘
Gegenteil des Diminutivs: Augmentativ
Das Gegenteil des Diminutivs wird als Augmentativ (lateinisch: ‚augmentare‘ – ‚vermehren‘) bezeichnet.
Hierbei handelt es sich um die Vergrößerungsform von Substantiven. Die Wirkung des Augmentativs ist eine Verstärkung der Bedeutung.
Zur Bildung des Augmentativs wird im Deutschen ein Präfix (= eine Vorsilbe) an das Substantiv angehängt. So werden etwa Präfixe wie ‚Un-‘, ‚Erz-‘, ‚Aber-‘ oder ‚Mega-‘ verwendet.
Häufig gestellte Fragen
- Was ist ein Diminutiv?
-
Als Diminutiv wird in der Sprachwissenschaft die Verkleinerungsform eines Wortes bezeichnet.
Diminutive sind meist Substantive, aber auch von Verben und Adjektiven können Diminutive gebildet werden.
- Was sind Beispiele für Diminutive?
-
Hier sind einige Beispiele für die Bildung von Diminutiven:
- Pferd → Pferdchen
- Schlüssel → Schlüsselchen
- Haus → Häuslein
- Auge → Äuglein
- Wie werden Diminutive gebildet?
-
Im Deutschen werden Diminutive in der Regel durch das Anhängen von Nachsilben an ein Substantiv gebildet.
Am häufigsten werden die Nachsilben ‚-chen‘ und ‚-lein‘ verwendet.
Bestimmte Vokale im Ausgangswort (a, o, u) werden dabei zu einem Umlaut (Stuhl → Stühlchen).
- Welche Wirkung können Diminutive haben?
-
Die häufigsten Wirkungen oder Funktionen von Diminutiven sind:
- Verkleinerung
- Verniedlichung
- Untertreibung
- Abwertung
- Vorwurf oder Warnung
- Ironisierung
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