Nominalisierung: Regeln, Beispiele und Übung

Nominalisierung ist ein Vorgang, bei dem Nomen (= Substantive) aus Wörtern anderer Wortarten gebildet werden.

Vor allem Verben und Adjektive werden häufig nominalisiert.

Nominalisierung Beispiele
Verb → Nomen: lesen → das Lesen

Adjektiv → Nomen: klug → die Klugheit

Das Wort, das beim Nominalisieren gebildet wird, nennt man ebenfalls ‚Nominalisierung‘.

Du schreibst Nominalisierungen groß und verwendest sie in der Regel mit einem Begleiter, z. B. einem Artikel, einem Pronomen oder einem Adjektiv.

Beispiel: Nominalisierung mit Begleiter
mit Artikel: die Klugheit

mit Pronomen: diese Klugheit

mit Adjektiv: große Klugheit

Nominalisierung: Verfahren und Verwendung mit Beispielen

Im Folgenden erfährst du, wie du bei der Nominalisierung (= Substantivierung) vorgehst und wie du nominalisierte Wörter verwendest:

Verfahren zur Nominalisierung

Es gibt zwei Verfahren, um Wörter zu nominalisieren:

  1. Ableitung
  2. Konversion

Bei der Ableitung werden Nomen gebildet, indem man den Stamm eines Wortes mit einer Vor- oder Nachsilbe verknüpft.

Nominalisierung durch Ableitung
Wort Stamm Vor-/Nachsilbe Nominalisierung
brüllen brüll- Ge- das Gebrüll
schreiben schreib- -er der Schreiber
tief tief -e die Tiefe

Bei der Konversion verwendest du meist die Grundform eines Wortes unverändert als Nomen.

Nominalisierung durch Konversion
Grundform Nominalisierung
üben das Üben
schwarz das Schwarz

Verwendung von Nominalisierungen

Du verwendest Nominalisierungen wie Nomen (= Substantive).

Das bedeutet, du

  • schreibst sie groß,
  • stellst ihnen meist einen Begleiter voran und
  • kannst sie deklinieren (= ihre Form verändern).

Die folgende Tabelle zeigt, mit welchen Begleitern Nominalisierungen auftreten können.

Begleiter von Nominalisierungen
Begleiter Beispiel
Artikel Das Üben hat mir geholfen.
Pronomen Dieses Üben ist manchmal anstrengend.
Adjektiv Häufiges Üben zahlt sich aus.
Präposition Ohne Üben geht es nicht.

Nominalisierungen haben ein festes Genus (= grammatisches Geschlecht) und können dekliniert werden. Sie lassen sich also nach Kasus (= Fall) und Numerus (= Zahl) anpassen.

Deklination einer Nominalisierung
Kasus Singular (= Einzahl) Plural (= Mehrzahl)
Nominativ der Schreiber die Schreiber
Genitiv des Schreibers der Schreiber
Dativ dem Schreiber den Schreibern
Akkusativ den Schreiber die Schreiber

In welchem Kasus und Numerus eine Nominalisierung steht, ist oft nicht an ihrer Form zu erkennen, sondern nur am Begleiter oder am Zusammenhang im Satz.

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Nominalisierung von Verben

Verben können auf folgende Arten nominalisiert werden:

Nominalisierung mit Vor- und Nachsilben

Einige Verben kannst du nominalisieren, indem du die Vorsilbe ‚Ge-‘ mit dem Stamm verbindest. Oft wird dann auch die Nachsilbe ‚-e‘ angehängt.

Nominalisierung von Verben mit der Vorsilbe ‚Ge-‘
Verb Stamm Nominalisierung
schreien schrei- das Geschrei
jammern jammer- das Gejammer(e)
schreiben schreib- das Geschreibe

Häufiger werden Verben nominalisiert, indem man folgende Nachsilben an den Stamm anhängt.

Nominalisierung von Verben mit Nachsilben
Nachsilbe Verb Stamm Nominalisierung
-e ernten ernt- die Ernte
-er fahren fahr- der Fahrer
-ling prüfen prüf- der Prüfling
-nis erleben erleb- das Erlebnis
-tum wachsen wachs- das Wachstum
-ung gründen gründ- die Gründung

Nominalisierung der Grundform

Die Grundform (= Infinitiv) eines Verbs wird häufig unverändert als Nomen verwendet.

Beispiel: Nominalisierung des Infinitivs eines Verbs
rufen → das Rufen

sprechen → das Sprechen

treffen → das Treffen

Nominalisierung des Stamms

Bei einigen Verben ist es möglich, den Stamm zu nominalisieren.

Nominalisierung des Verbstamms
Verb Stamm Nominalisierung
rufen ruf- der Ruf

Bei unregelmäßigen Verben verändert sich dann häufig der Vokal im Stamm.

Nominalisierung des Stamms unregelmäßiger Verben
Verb Stamm Nominalisierung
brechen brech- der Bruch
fliegen flieg- der Flug
klingen kling- der Klang

Nominalisierung von Adjektiven

Adjektive können auf folgende Arten nominalisiert werden:

Nominalisierung mit Nachsilben

Du kannst Adjektive nominalisieren, indem du folgende Nachsilben an die Grundform anhängst.

Nominalisierung von Adjektiven mit Nachsilben
Nachsilbe Adjektiv (Grundform) Nominalisierung
-e breit die Breite
-heit dunkel die Dunkelheit
-igkeit schnell die Schnelligkeit
-keit höflich Höflichkeit
-ling neu der Neuling
-nis finster die Finsternis
-schaft bereit die Bereitschaft

Nominalisierung der Grundform

Bei einigen Adjektiven kann die Grundform unverändert als Nomen verwendet werden.

Es handelt sich dabei vor allem um Adjektive, die Farben bezeichnen oder zu einer festen Wendung gehören.

Nominalisierung der Grundform von Adjektiven
Verwendung Adjektiv Nominalisierung
Farbe rot Das Rot steht dir gut!
feste Wendung gut, böse „Jenseits von Gut und Böse“ (Buch von Friedrich Nietzsche)

Nominalisierung der Attribut-Form

Meist treten nominalisierte Adjektive in der Form auf, die sie als Attribut (= Beifügung) eines Nomens haben.

Attribute sind Satzteile, mit denen du Personen oder Sachen näher beschreibst.

Nominalisierung der Attribut-Form von Adjektiven
Grundform Adjektiv als Attribut nominalisiertes Adjektiv
rot der rote Wagen der Rote
gut der gute Nachbar der Gute

Die so nominalisierten Adjektive können in allen drei Genera (= grammatischen Geschlechtern) vorkommen.

Beispiel: Genera nominalisierter Adjektive
Maskulinum: der Gute

Femininum: die Gute

Neutrum: das Gute

Diese Nominalisierungen werden unterschiedlich dekliniert, je nachdem, mit welchem Begleiter (z. B. Artikel oder Pronomen) sie auftreten.

Du unterscheidest zwei Varianten:

  • schwache Deklination (z. B. nach dem Begleiter ‚der‘)
  • starke Deklination (z. B. nach dem Begleiter ‚ein‘ oder ohne Begleiter)

Die folgende Tabelle zeigt die Formen für beide Varianten im Nominativ.

Schwache und starke Deklination nominalisierter Adjektive
Singular (= Einzahl) Plural (= Mehrzahl)
Deklination Maskulinum Femininum Neutrum alle Genera
schwach der Gute die Gute das Gute die Guten
stark (ein) Guter (eine) Gute (ein) Gutes Gute

Auch die Attribut-Form von Partizipien lässt sich auf die beschriebene Weise nominalisieren und verwenden.

Partizipien sind Verbformen, die häufig wie Adjektive gebraucht werden.

Nominalisierung der Attribut-Form von Partizipien
Verb Partizip Partizip als Attribut nominalisiertes Partizip
lesen lesend (Partizip 1) die lesende Frau die Lesende
gelesen (Partizip 2) das gelesene Buch das Gelesene

Nominalisierung von Wörtern anderer Wortarten

Neben Verben und Adjektiven kannst du auch Wörter anderer Wortarten nominalisieren. Ihre Form bleibt dabei in der Regel gleich.

Nominalisierung von Wörtern verschiedener Wortarten
Wortart Beispiel Nominalisierung
Pronomen ich, es „Das Ich und das Es“ (Buch von Sigmund Freud)
Adverb abseits Der Stürmer stand im Abseits.
Präposition aus Der Verteidiger schoss den Ball ins Aus.
Konjunktion wenn, aber Wir stehen hinter dir, ohne Wenn und Aber.
Interjektion pfui „Er hat […] sein geweihtes Pfui über mein Werkchen ausgespuckt.“ Georg Christoph Lichtenberg
Partikel ja Sie murmelte ein Ja.

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Nominalisierung: Übungen mit Lösung

Übung 1: 

Nominalisiere die folgenden Wörter. Oft sind mehrere Lösungen möglich.

  1. gestern
  2. schön
  3. suchen
  4. nein
  5. leiten
  6. neu

Lösung:

  1. das Gestern
  2. die Schönheit, der Schönling, der/die/das Schöne
  3. die Suche, der Sucher, das Gesuche, das Suchen, der/die/das Suchende, der/die/das Gesuchte
  4. das Nein
  5. der/die Leiter, die Leitung, das Leiten, der/die/das Leitende, der/die/das Geleitete
  6. die Neuheit, die Neuigkeit, der Neuling, der/die/das Neue

Übung 2: 

Nominalisiere die angegebenen Adjektive, indem du sie mit einer der folgenden Endungen kombinierst: ‚-e‘, ‚-heit‘, ‚-igkeit‘ ‚-keit‘, ‚-ling‘, ‚-nis‘.

  1. sauber
  2. geheim
  3. klar
  4. fies
  5. tief
  6. gerecht

Lösung:

  1. die Sauberkeit
  2. das Geheimnis
  3. die Klarheit
  4. der Fiesling
  5. die Gerechtigkeit
  6. die Tiefe

Häufig gestellte Fragen zur Nominalisierung

Was sind Signalwörter bei der Nominalisierung?

Signalwörter bei der Nominalisierung sind:

  • Artikel (z. B. das Lernen)
  • Pronomen (z. B. dieses Lernen)
  • Adjektive (z. B. häufiges Lernen)
  • Präpositionen (z. B. ohne Lernen)

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Was sind ‚Nominalisierung‘ und ‚Verbalisierung‘?

‚Nominalisierung‘ und ‚Verbalisierung‘ sind Vorgänge, bei denen Nomen oder Verben aus Wörtern anderer Wortarten gebildet werden.

Beispiel Nominalisierung: suchen (Verb) → die Suche (Nomen)

Beispiel Verbalisierung: die Sonne (Nomen) → sonnen (Verb)

Auch die Wörter, die auf diese Weise gebildet werden, nennt man ‚Nominalisierung‘ oder ‚Verbalisierung‘.

Um sicherzustellen, dass du Nominalisierungen und Verbalisierungen richtig schreibst, kannst du die kostenlose Rechtschreibprüfung von Scribbr nutzen.

Woran kann ich eine Nominalisierung erkennen?

Du erkennst eine Nominalisierung an den folgenden vier Merkmalen:

  1. Sie wird großgeschrieben (das Lernen).
  2. Sie steht meist mit einem Begleiter (das Lernen, häufiges Lernen, beim Lernen).
  3. Sie kann durch einen Begleiter ergänzt werden, falls sie ohne einen steht (Lernen macht Spaß. → Das Lernen macht Spaß.).
  4. Sie kann durch ein Nomen ersetzt werden (Lernen macht Spaß. → Fußball macht Spaß.).

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, . (2024, 02. Dezember). Nominalisierung: Regeln, Beispiele und Übung. Scribbr. Abgerufen am 3. Dezember 2024, von https://www.scribbr.ch/substantive-ch/nominalisierung/

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fstrohmeier

Franz hat Betriebswirtschaftslehre in Regensburg und Pisa studiert. Er begeistert sich für die deutsche Sprache und erklärt in seinen Artikeln vielschichtige Themen auf eine leicht verständliche Weise.