Singular: Bedeutung, Funktion und Besonderheiten

Als Singular wird die Einzahl eines Wortes bezeichnet.

Die meisten Wörter können im Deutschen je nach Numerus (= grammatische Zahl) im Singular oder im Plural auftreten.

Mit dem Singular wird ausgedrückt, dass das Bezeichnete nur einmal vorhanden ist, während der Plural anzeigt, dass es sich um zwei oder mehr Exemplare handelt.

Beispiel: Singular vs. Plural
Singular: 🍎 = (ein) Apfel

Plural: 🍎🍎🍎 = (drei) Äpfel

Folgende Wortarten werden an den Numerus angepasst:

Wortart Singular Plural
Substantive In unserem Garten steht der schönste Baum. In unserem Garten stehen die schönsten Bäume.
Artikel In unserem Garten steht der schönste Baum. In unserem Garten stehen die schönsten Bäume.
Adjektive In unserem Garten steht der schönste Baum. In unserem Garten stehen die schönsten Bäume.
Pronomen In unserem Garten steht er. In unserem Garten stehen sie.
Verben In unserem Garten steht der schönste Baum. In unserem Garten stehen die schönsten Bäume.

Wörter, die ein Substantiv begleiten, wie Adjektive und Artikel, richten sich nach dem Numerus des Substantivs. Steht das Substantiv im Singular, so müssen seine Begleiter ebenfalls im Singular stehen.

Beispiel: das Substantiv und seine Begleiter im Singular
Der mächtige Löwe schläft im Schatten.

Der Numerus des Verbs ist vom Numerus des Subjekts im Satz abhängig. Steht das Subjekt im Singular, muss auch das gebeugte Verb (= Prädikat) im Singular stehen.

Beispiel: Subjekt und Prädikat im Singular
Meine Schwester fährt gerne Fahrrad.

Substantive, die nur im Singular auftreten: Singularetantum

Nur zählbare Substantive können in den Plural gesetzt werden. Substantive, die etwas Nichtzählbares bezeichnen, können nicht in den Plural gesetzt werden. Sie treten nur in der Singularform auf.

Diese Wörter werden als Singularetantum oder auch Einzahlwörter bezeichnet.

Um herauszufinden, ob ein Singularetantum vorliegt, kann dem Substantiv

  1. der unbestimmte Artikel ‚ein/eine‘ oder
  2. eine beliebige Zahl

vorangestellt werden.

Bei Substantiven, die einen Plural bilden können, ist das Ergebnis beider Proben sinnvoll.

Beispiel: positive Erweiterungsprobe
  1. ein Bild
  2. zwei Bilder, drei Bilder, tausend Bilder

Bei einem Substantiv, das keinen Plural bilden kann, ist das Ergebnis einer oder beider Erweiterungsproben nicht sinnvoll. Dann handelt es sich um ein Singularetantum.

Beispiel: negative Erweiterungsprobe
  1. *ein Reis
  2. *zwei Reis, *drei Reis, *tausend Reis

Einzahlwörter sind vor allem in den folgenden Kategorien zu finden:

Eigennamen stehen meist im Singular

Eigennamen bezeichnen häufig etwas, das nur einmal vorkommt, etwa ein bestimmtes Lebewesen, einen besonderen Gegenstand, ein Ereignis oder eine Institution.

Daher kommen sie meist nur im Singular vor.

Beispiel: Einzahlwörter aus der Gruppe der Eigennamen
Nürnberg, Rhein, Jesus, Wolfram von Eschenbach, Brexit

Manchmal können aus diesen Begriffen jedoch auch Pluralformen gebildet werden, nämlich immer dann, wenn sie als Gattungsbezeichnung verwendet werden. Dann bezeichnen sie eine Gruppe mit denselben Eigenschaften.

Beispiel: Plural bei Eigennamen als Gattungsbezeichnung
Ich kenne drei Christians (= Personen mit Namen Christian).

Ihr seid ja richtige Einsteins (= Menschen wie Einstein).

Simon bereiste schon beide Amerikas (= Kontinente mit Namen Amerika).

Abstrakta stehen meist im Singular

Abstrakta sind Substantive, die etwas Nichtgegenständliches wie Vorstellungen, Gefühle, Konzepte, Zustände oder Eigenschaften bezeichnen.

Die meisten Abstrakta kommen nur im Singular vor.

Beispiel: Einzahlwörter aus der Gruppe der Abstrakta
Schutz, Treue, Schlaf, Würde, Mut, Biologie, Malerei, Durst

Substantivierte Infinitive stehen meist im Singular

Substantivierungen von Infinitiven treten in aller Regel nur im Singular auf.

Beispiel: Einzelwörter aus der Gruppe der substantivierten Infinitive
das Sterben, das Lesen, das Schwimmen, das Warten

Stoffbezeichnungen stehen meist im Singular

Die dritte Wortgruppe, die besonders viele Einzahlwörter enthält, sind die Stoffbezeichnungen. Die Substantive dieser Gruppe bezeichnen Stoffe, Materialien, Substanzen oder Massen, die nicht zählbar oder unterteilbar sind.

Beispiel: Einzahlwörter aus der Gruppe der Stoffbezeichnungen
Mehl, Gold, Wasser, Luftfeuchtigkeit, Käse

Um diesen Stoffen eine messbare Größe zu geben, sind Maßangaben nötig. So können Stoffbezeichnungen gemessen werden.

Beispiel: Messbarkeit von Stoffbezeichnungen
  • ein Löffel Mehl
  • vier Unzen Gold
  • drei Liter Wasser
  • 60 Prozent Luftfeuchtigkeit
  • ein Stück Käse

Hin und wieder kommen Stoffbezeichnungen aber auch im Plural vor. Diese Pluralformen bezeichnen dann verschiedene Sorten des Stoffes. Die Substanz an sich ist jedoch nach wie vor nicht zählbar.

Man spricht hier auch von der Sortenlesart, da sich der Plural auf die verschiedenen Sorten des Stoffes bezieht.

Beispiel: Plural bei Sortenlesart 
  • Hölzer (Eiche, Mahagoni, Buche)
  • Salze (Streusalz, Steinsalz, Meersalz)
Tipp
Neben den Einzahlwörtern, die nur im Singular auftreten, gibt es auch Wörter, die nur im Plural vorkommen. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel zum Pluraletantum.
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So wird der Plural gebildet: Endungen

Alle Substantive, die nicht in die Gruppe der Einzahlwörter gehören, sind zählbar und können einen Plural bilden.

Der Plural von Substantiven wird gebildet, indem bestimmte Endungen an das Substantiv im Singular angehängt werden.

Singular Plural
-e Tisch Tische
-n Tasse Tassen
-s Schal Schals
-en Heizung Heizungen
-er Kind Kinder

Bei manchen Substantiven ist der Plural mit dem Singular identisch. Hier werden keine Endungen hinzugefügt.

Beispiel: Pluralbildung ohne Endung
ein Kissen → zwei Kissen

Manchmal wird zur Bildung des Plurals auch ein Umlaut (= ä, ö, ü) verwendet. In diesem Fall verändern sich die Vokale im Wort.

Pluralbildungen mit Umlaut
Singular Plural
a → ä Tal Täler
o → ö Sohn Söhne
u → ü Flug Flüge

Besondere Verwendungsformen des Singulars

Im Folgenden werden drei Sonderfälle vorgestellt, bei denen der Singular eine verallgemeinernde Bedeutung hat oder sich auf eine Mehrzahl bezieht.

Kollektivsingular

Als Kollektivsingular wird ein Substantiv bezeichnet, das eine Einheit von Lebewesen oder Dingen bezeichnet und im Singular steht. Das Besondere daran ist, dass der Singular verwendet wird, obwohl eine Pluralbildung möglich wäre.

Der Kollektivsingular wird meist ohne Artikel verwendet.

Beispiel: Kollektivsingular
Er hat volles, langes Haar.

Schon immer führen die Menschen Krieg.

Fisch ist gesund.

Der Kollektivsingular ist von Oberbegriffen zu unterscheiden. Oberbegriffe stehen zwar ebenfalls im Singular und bezeichnen eine Einheit von mehreren Lebewesen oder Gegenständen. Aber sie können keinen Plural bilden, weil ihnen das Merkmal der Zählbarkeit fehlt.

Beispiel: Oberbegriffe
Obst, Vieh, Getreide, Reis, Laub

Generalisierungen: der generische Singular

Der generische Singular liegt vor, wenn ein Substantiv im Singular verwendet wird, um eine ganze Gattung zu bezeichnen. Er kommt daher nur bei Gattungsnamen vor.

Anders als Oberbegriffe können Substantive, die im generischen Singular verwendet werden, einen Plural bilden.

Beispiel: generischer Singular
Der Hund ist der beste Freund des Menschen.

Mittlerweile gilt die Labradorente als ausgestorben.

Der Kunde ist König.

Beachte
Bei Volksbezeichnungen sollte der generische Singular vermieden werden, um Klischeebildungen und Vorurteile zu verhindern.

Beispiel:

Der Deutsche trinkt gern Bier.
Der Italiener liebt schnelle Autos.

Distributiver Singular

Manchmal kommt es vor, dass ein Substantiv im Singular verwendet wird, obwohl damit eigentlich eine Mehrzahl von Dingen oder Lebewesen bezeichnet wird.

Dieser distributive oder einteilende Singular kommt besonders häufig im Zusammenhang mit Körperteilen von Lebewesen vor.

Beispiel: distributiver Singular
Die Hunde wedelten aufgeregt mit dem Schwanz.

Drei Mädchen hoben schnell ihre Hand.

Vehement schüttelten sie den Kopf.

Die Zeitungen brachten die Story am nächsten Tag auf der Titelseite.

Am Check-in müssen die Fluggäste ihre Bordkarte vorzeigen.

Anstelle des distributiven Singulars kann in der Regel auch der Plural verwendet werden.

Gegenüberstellung: distributiver Singular vs. Plural
Nach der Schneeballschlacht hatten die Kinder eine rote Nase.

Nach der Schneeballschlacht hatten die Kinder rote Nasen.

Häufig gestellte Fragen zum Singular

Was sind die 1., 2. und 3. Person Singular?

Verben werden nach den drei grammatischen Personen konjugiert. Die grammatische Person kann im Singular (Einzahl) oder im Plural (Mehrzahl) stehen.

Zu jeder grammatischen Person gehören bestimmte Personalpronomen:

  1. Person Singular: ich
  2. Person Singular: du
  3. Person Singular: er/sie/es
  1. Person Plural: wir
  2. Person Plural: ihr
  3. Person Plural: sie
Was bedeutet das Wort ‚Singular‘?

Das Wort ‚Singular‘ stammt von dem lateinischen Wort ‚singulus‘ (= einzeln) ab. Es bezeichnet in der Sprachwissenschaft die Einzahl eines Begriffs.

Wie wird der Genitiv Singular gebildet?

Den Genitiv Singular bildest du, indem du an das Substantiv die Endung -s oder -es anhängst.

Anders als im Englischen ist es im Deutschen falsch, ein Apostroph zwischen das Wort und die Endung einzufügen (= Deppenapostroph). Die Endung wird direkt an das Wort angehängt.

Beispiel: Genitivendungen
Grundform (Nominativ) Genitiv Beispielsatz
Tisch Tisch[e]s Die Größe des Tischs/Tisches ist ausreichend.
Lisa Lisas Lisas Wohnung ist schön eingerichtet.
Kreis Kreises Der Durchmesser des Kreises wird mit der Formel d = 2 x r berechnet.
Was ist ein Singularetantum?

Ein Singularetantum ist das Gegenstück zum Pluraletantum

Ein Singularetantum ist ein Wort, das (fast) ausschließlich im Singular vorkommt.

Beispiele für Singularetantums sind:

  • Durst
  • Lärm
  • Schnee

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Durmann, Y. (2024, 29. Juli). Singular: Bedeutung, Funktion und Besonderheiten. Scribbr. Abgerufen am 18. November 2024, von https://www.scribbr.ch/substantive-ch/singular/

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Yvonne Durmann

Yvonne hat einen Master in Germanistik und arbeitet nebenbei als Lektorin in einem kleinen Buch- und Zeitungsverlag. Es bereitet ihr Freude, Studierende mit ihrem Wissen und ihrer langjährigen Berufserfahrung auf dem Gebiet der Sprach- und Literaturwissenschaften zu unterstützen.