Plusquamperfekt: Beispiele, Verwendung, Bildung und Übungen
Das Plusquamperfekt zählt zu den sechs Zeitformen in der deutschen Sprache.
Du drückst mit ihm ein Ereignis aus, das vor einem anderen Ereignis in der Vergangenheit stattgefunden hat.
Üblicherweise steht die darauffolgende Handlung dann im Präteritum.
Das Plusquamperfekt wird wegen seiner Verwendung auch als Vorvergangenheit bezeichnet.
Verwendung |
Beispiel |
---|---|
Ereignis, das vor einem anderen Ereignis stattgefunden hat | Bevor ich mit meinem Freund einen Film schaute, hatten wir zu Abend gegessen. |
Nachdem es geregnet hatte, roch die Luft so gut. | |
Sie waren zu einem Konzert gefahren, auf dem sie ihre Lieblingsband sahen. |
Wann du das Plusquamperfekt verwendest
Du verwendest das Plusquamperfekt, wenn du ein Ereignis beschreiben möchtest, das vor einem anderen Ereignis in der Vergangenheit passiert ist.
Für das andere Ereignis benutzt du dann das Präteritum.
Wie du anhand der Beispiele siehst, werden häufig die Wörter ‚bevor‘ und ‚nachdem‘ verwendet, um die beiden Zeitformen in einem Satz zu verbinden.
Du kannst aber auch zwei Sätze daraus machen, solange klar ist, welche Handlung wann stattgefunden hat. Hierfür sind wiederum Wörter wie ‚danach‘ und ‚später‘ hilfreich.
Wie du das Plusquamperfekt bildest
Um das Plusquamperfekt zu bilden, benötigst du Folgendes:
Hilfsverb ‚haben‘ oder ‚sein‘
Bei ‚haben‘ und ‚sein‘ handelt es sich um sogenannte Hilfsverben. Denn du brauchst sie zur Unterstützung des Hauptverbs im Satz.
Um das Plusquamperfekt zu bilden, musst du entweder das Hilfsverb ‚haben‘ oder das Hilfsverb ‚sein‘ im Präteritum konjugieren, also z. B. ‚hatte‘ oder ‚war‘.
Konjugieren heißt, dass du ein Verb an die jeweilige Person im Satz angleichst, etwa ‚ich hatte‘ oder ‚wir waren‘.
Person |
Hilfsverb ‚haben‘ |
Hilfsverb ‚sein‘ |
---|---|---|
ich | hatte | war |
du | hattest | warst |
er/sie/es | hatte | war |
wir | hatten | waren |
ihr | hattet | wart |
sie/Sie | hatten | waren |
Die Hilfsverben ‚haben‘ und ‚sein‘ sind unregelmäßig, weshalb du ihre Präteritumformen leider auswendig lernen musst.
Wann du ‚haben‘ und wann du ‚sein‘ brauchst
Du brauchst das Hilfsverb ‚haben‘ in Kombination mit den meisten anderen Verben, um das Plusquamperfekt zu bilden.
Es wird dann eine Tätigkeit beschrieben.
Wie du sehen kannst, wird das Hilfsverb ‚haben‘ in den Beispielen mit den Verben ‚essen‘, ‚lernen‘ und ‚beenden‘ kombiniert. Bei allen handelt es sich um Tätigkeiten.
Das Hilfsverb ‚sein‘ brauchst du hingegen, wenn ein Verb der Bewegung oder der Zustandsänderung im Satz vorkommt.
Verben der Bewegung erkennst du daran, dass ein Ortswechsel erfolgt. Hierzu zählen z. B.:
- fahren
- fliegen
- gehen
- kommen
- laufen
- reisen
- rennen
Verben der Zustandsänderung sind hingegen solche, bei denen ein Zustand endet und ein neuer beginnt, z. B.:
- aufwachen
- einschlafen
- gefrieren
- sterben
- verwelken
- zerfallen
- zerfließen
Wenn du z. B. einschläfst, gehst du in den Schlafzustand über. Wenn du aber aufwachst, gehst du in den Wachzustand über.
Es gibt aber auch Verben, die das Hilfsverb ‚sein‘ erfordern, obwohl sie weder eine Bewegung noch einen Zustand erkennen lassen.
Diese Fälle musst du dir leider einfach so merken.
Daneben gibt es Fälle, in denen du ein Verb sowohl mit ‚haben‘ als auch mit ‚sein‘ kombinieren kannst, um das Plusquamperfekt zu bilden.
Es kommt dann darauf an, was genau ausgedrückt werden soll.
Zum Beispiel kann das Verb ‚tauchen‘ bedeuten, dass etwas in eine Flüssigkeit gehalten wird. Dann brauchst du das Verb ‚haben‘, weil es sich um eine Tätigkeit handelt.
Wenn aber gemeint ist, dass jemand unter der Wasseroberfläche schwimmt, dann benötigst du ‚sein‘. In diesem Fall handelt es sich um eine Bewegung.
Partizip Perfekt (= Partizip 2)
Beim Partizip Perfekt (= Partizip 2) handelt es sich um eine Verbform wie ‚gelacht‘ oder ‚gegessen‘.
Du bildest es bei regelmäßigen Verben wie folgt:
- Präfix ‚ge-‘ + Verbstamm + Suffix ‚-(e)t‘
Das Präfix ist die Vorsilbe und das Suffix die Nachsilbe, die vor bzw. nach dem Verbstamm ergänzt wird.
Den Verbstamm bildest du, indem du die Endung ‚-en‘ bei der Grundform (= Infinitiv) des jeweiligen Verbs entfernst, also z. B. ‚lachen‘ -> ‚gelach-‘.
Das Partizip Perfekt unregelmäßiger Verben wird so gebildet:
- Präfix ‚ge-‘ + Verbstamm + Suffix ‚-en‘
Der einzige Unterschied liegt also im Suffix bzw. in der Nachsilbe, da hier ‚-en‘ anstatt ‚-(e)t‘ verwendet wird.
Bei unregelmäßigen Verben kann sich zusätzlich der Vokal (a, e, i, o, u) im Verbstamm ändern.
Die Formen unregelmäßiger Verben musst du leider immer auswendig lernen.
Plusquamperfekt Passiv
Das Plusquamperfekt Passiv verwendest du, wenn du in einem Satz die Handlung betonen möchtest. Wer oder was die Handlung ausführt, ist weniger wichtig.
Somit ist das Plusquamperfekt Passiv das Gegenteil vom Plusquamperfekt Aktiv, bei dem die Handlung im Vordergrund steht. Du findest es in diesem Artikel in den anderen Beispielen.
Das Plusquamperfekt Aktiv findest du in den anderen Beispielen in diesem Artikel.
Du bildest das Plusquamperfekt Passiv wie folgt:
- Präteritum von ‚sein‘ + Partizip Perfekt + ‚worden‘
Mehr zu Aktiv und Passiv kannst du in diesem Artikel nachlesen: Die Bildung und Verwendung von Aktiv und Passiv.
Konjunktiv Plusquamperfekt
Den Konjunktiv Plusquamperfekt verwendest du, wenn du etwas ausdrücken möchtest, das jetzt nicht mehr erfüllbar ist.
Denn es bezieht sich auf die Vergangenheit und kann daher nicht mehr geändert werden.
Den Konjunktiv Plusquamperfekt bildest du so:
- Konjunktiv 2 von ‚haben‘/‚sein‘ + Partizip Perfekt des Hauptverbs
Person |
Hilfsverb ‚haben‘ |
Hilfsverb ‚sein‘ |
---|---|---|
ich | hätte | wäre |
du | hättest | wärst |
er/sie/es | hätte | wäre |
wir | hätte | wären |
ihr | hättet | wärt |
sie/Sie | hätten | wären |
Die Wahl des Hilfsverbs ‚haben‘ oder ‚sein‘ ist davon abhängig, ob dieses mit einem Verb der Tätigkeit, der Bewegung oder der Zustandsänderung kombiniert wird.
Verben der Tätigkeit erfordern ‚haben‘ und Verben der Bewegung und der Zustandsänderung erfordern ‚sein‘.
Wie du anhand der Beispiele siehst, können in Sätzen mit dem Konjunktiv Plusquamperfekt mehrere Verben vorkommen.
Es kann z. B. im Satzteil vor dem Komma ein Verb der Bewegung und im Satzteil nach dem Komma ein Verb der Tätigkeit stehen.
Das Plusquamperfekt in wissenschaftlichen Arbeiten
Das Plusquamperfekt wird nur selten in einer wissenschaftlichen Arbeit zur Darstellung vergangener Ereignisse verwendet.
Denn hierfür benutzt man meistens das Präteritum oder das Perfekt, z. B. in einer Bachelorarbeit oder in einer Masterarbeit.
Du kannst das Plusquamperfekt aber dann einsetzen, wenn du die Abfolge deines methodischen Vorgehens verdeutlichen möchtest.
Es ist dann sinnvoll, die zeitliche Abfolge anhand des Wortes ‚nachdem‘ zu verstärken.
Eine andere Möglichkeit ist, mit dem Plusquamperfekt literarische Werke, Erfindungen etc. der zitierten Autorenschaft zeitlich voneinander abzugrenzen.
Auch hier ist zu empfehlen, das Wort ‚nachdem‘ zu benutzen, um die Abgrenzung zu verdeutlichen.
Plusquamperfekt Übungen
Hier findest du Aufgaben, mit denen du die Verwendung des Plusquamperfekts üben kannst.
Übung 1: Entscheide, ob du das Hilfsverb ‚haben‘ oder ‚sein‘ benötigst. Setze es dann in der richtigen Plusquamperfektform ein.
- Er _______ (haben/sein) bereits die Umgebung erkundet, bevor er das historische Schloss besuchte.
- Ich _______ (haben/sein) eine Weile faul am Strand gelegen, bevor ich ins kühle Nass sprang.
- Bevor der Sturm kam, _______ (haben/sein) die Kinder den ganzen Tag im Garten gespielt.
- Calvin _______ (haben/sein) zuerst den Film gesehen, bevor er das Buch dazu las.
- Wir _______ (haben/sein) den ganzen Tag im Museum gewesen. Danach gingen wir etwas in einer Bar trinken.
- Die Touristengruppe _______ (haben/sein) mit Mühe den Berg erklommen, wurde dann aber mit einer wunderbaren Aussicht belohnt.
- Er hatte bereits die Umgebung erkundet, bevor er das historische Schloss besuchte.
- Ich war eine Weile faul am Strand gelegen, bevor ich ins kühle Nass sprang.
- Bevor der Sturm kam, hatten die Kinder den ganzen Tag im Garten gespielt.
- Calvin hatte zuerst den Film gesehen, bevor er das Buch dazu las.
- Wir waren den ganzen Tag im Museum gewesen. Danach gingen wir etwas in einer Bar trinken.
- Die Touristengruppe hatte mit Mühe den Berg erklommen, wurde dann aber mit einer wunderbaren Aussicht belohnt.
Übung 2: Bilde die richtige Form des Plusquamperfekts. Denke daran, dass du hierfür entweder ‚haben‘ oder ‚sein‘ und das Partizip Perfekt des Hauptverbs in Klammern brauchst.
- Nachdem ich die Schule _______ _______ (beenden), zog ich für mein Studium in eine andere Stadt.
- Bevor Thorsten den Marathon _______ _______ (laufen), hatte er jahrelang trainiert.
- Susanne _______ Flugtickets nach Montenegro _______ (buchen). Danach suchte sie ein passendes Hotel.
- Die VIP-Gäste trafen die Band backstage, nachdem das Konzert _______ _______ (enden).
- Kirsty _______ das Essen mühsam _______ (vorbereiten), bevor ihre gesamte Familie zu Besuch kam.
- Zuerst _______ wir im Kino _______ (sein). Später gingen wir noch in eine Karaokebar.
- Nachdem ich die Schule beendet hatte, zog ich für mein Studium in eine andere Stadt.
- Bevor Thorsten den Marathon gelaufen war, hatte er jahrelang trainiert.
- Susanne hatte Flugtickets nach Montenegro gebucht. Danach suchte sie ein passendes Hotel.
- Die VIP-Gäste trafen die Band backstage, nachdem das Konzert geendet hatte.
- Kirsty hatte das Essen mühsam vorbereitet, bevor ihre gesamte Familie zu Besuch kam.
- Zuerst waren wir im Kino gewesen. Später gingen wir noch in eine Karaokebar.
Übung 3: Bilde logische Sätze im Plusquamperfekt, indem du entscheidest, welche Handlung als Erstes passiert ist. Du kannst hierfür Wörter wie ‚bevor‘ und ‚nachdem‘ zur Hilfe nehmen.
- (die Schüler/-innen sich auf den Heimweg machen), (der Unterricht beendet werden)
- (die Erde ausgetrocknet), (schon lange nicht mehr regnen)
- (der Tag bereits angebrochen), (die Vögel zu zwitschern beginnen)
- (sie das Buch ins Regal zurückstellen), (sie fertig gelesen)
- (Semir am Ziel ankommen), (der Zug pünktlich abfahren)
- (Sonne untergehen), (wir versuchen im Dunkeln das Auto zu finden)
- Die Schüler/-innen machten sich auf den Heimweg, nachdem der Unterricht beendet worden war.
- Die Erde war ausgetrocknet, da es schon lange nicht mehr geregnet hatte.
- Der Tag war bereits angebrochen, als die Vögel zu zwitschern begannen.
- Sie stellte das Buch ins Regal zurück, nachdem sie es fertig gelesen hatte.
- Semir kam am Ziel an, nachdem der Zug pünktlich abgefahren war.
- Nachdem die Sonne untergegangen war, versuchten wir im Dunkeln das Auto zu finden.
Häufig gestellte Fragen
- Was ist Plusquamperfekt für eine Zeitform?
-
Plusquamperfekt ist eine Zeitform für Ereignisse, die bereits vor anderen Ereignissen in der Vergangenheit stattgefunden haben.
Beispiel: Ich hatte meinen Urlaub 2015 auf Mallorca verbracht, 2016 war ich aber in Italien.
- Wie bilde ich das Plusquamperfekt?
-
Um das Plusquamperfekt zu bilden, kombinierst du das Hilfsverb ‚haben‘ oder ‚sein‘ mit dem Partizip Perfekt (= Partizip 2) des jeweiligen Hauptverbs.
Beispiel mit ‚haben‘: Wir hatten unser Haus geputzt, bevor die Gäste kamen.
Beispiel mit ‚sein‘: Nachdem ich bei meiner Freundin gewesen war, ging ich noch meine Eltern besuchen.
- Wie bilde ich das Plusquamperfekt Passiv?
-
Das Plusquamperfekt Passiv bildest du wie folgt:
- Präteritum von ‚sein‘ + Partizip Perfekt + ‚worden‘
Beispiel: Das Auto war abgeschleppt worden, weil es im Halteverbot stand.
- Wie bilde ich den Konjunktiv Plusquamperfekt?
-
Um den Konjunktiv Plusquamperfekt zu bilden, kannst du dich an dieser Abfolge orientieren:
- Konjunktiv 2 von ‚haben‘/‚sein‘ + Partizip Perfekt des Hauptverbs
Beispiel: Wenn ich Zeit gehabt hätte, wäre ich auf die Party gegangen.
Diesen Scribbr-Artikel zitieren
Wenn du diese Quelle zitieren möchtest, kannst du die Quellenangabe kopieren und einfügen oder auf die Schaltfläche „Diesen Artikel zitieren“ klicken, um die Quellenangabe automatisch zu unserem kostenlosen Zitier-Generator hinzuzufügen.