Präsens: Beispiele, Verwendung, Bildung und Übungen
Das Präsens ist die sogenannte Gegenwartsform im Deutschen.
Mit dem Präsens kannst du
- Ereignisse im gegenwärtigen Augenblick beschreiben (aktuelles Präsens),
- allgemeine Aussagen treffen (generelles Präsens),
- auf die Zukunft Bezug nehmen (futurisches Präsens) und
- über die Vergangenheit sprechen (historisches Präsens).
Verwendung | Typ | Beispiel |
---|---|---|
Einmalige Ereignisse | Aktuelles Präsens | Einmalig: Georgiana isst heute Spaghetti bolognese. |
Wiederkehrende Ereignisse | Wiederkehrend: Georgiana geht jeden Montag zum Karate. | |
Anhaltende Ereignisse | Anhaltend: Georgiana ist seit letzter Woche krank. | |
Allgemeine Aussagen | Generelles Präsens | Deutschland hat 16 Bundesländer. |
Zukünftige Ereignisse | Futurisches Präsens | Nach meinem Studium mache ich ein Volontariat in einer Werbeagentur. |
Vergangene Ereignisse | Historisches Präsens | Die Titanic sinkt am 15. April 1912 gegen 2:20 Uhr. |
Das Präsens ist wegen seiner vielen Verwendungsmöglichkeiten von allen Zeitformen die am häufigsten genutzte in der deutschen Sprache.
Wann du das Präsens verwendest
Du verwendest das Präsens in den folgenden Fällen:
- Einmalige, wiederkehrende und anhaltende Ereignisse (aktuelles Präsens)
- Allgemeine Aussagen (generelles Präsens)
- Zukünftige Ereignisse (futurisches Präsens)
- Vergangene Ereignisse (historisches Präsens)
Einmalige, wiederkehrende und anhaltende Ereignisse (aktuelles Präsens)
Du verwendest das sogenannte aktuelle Präsens zum einen für einmalige und wiederkehrende Ereignisse.
Wie du anhand der Beispiele siehst, werden für einmalige Ereignisse häufig Signalwörter bzw. Zeitangaben wie ‚gerade‘ oder ‚jetzt‘ verwendet.
Für wiederkehrende Ereignisse sind Signalwörter bzw. Zeitangaben wie ‚jeden Sonntag‘ oder ‚morgens‘ typisch.
Du verwendest das aktuelle Präsens zum anderen für anhaltende Ereignisse.
Anhaltende Ereignisse beginnen in der Vergangenheit und werden für ihre Dauer nicht unterbrochen.
Deshalb enthalten sie das Wort ‚seit‘ und eine konkrete Zeitangabe wie ‚ihrer Kindheit‘, um die Dauer auszudrücken.
Allgemeine Aussagen (generelles Präsens)
Mit dem generellen Präsens kannst du allgemeine Aussagen ausdrücken.
Allgemeine Aussagen können Fakten oder auch Sprichwörter sein.
Zukünftige Ereignisse (futurisches Präsens)
Das futurische Präsens benutzt du, wenn du über Ereignisse sprichst, die noch in der Zukunft liegen.
Allerdings handelt es sich meist um Ereignisse, die schon fest eingeplant sind.
Hierbei werden für gewöhnlich Signalwörter bzw. Zeitangaben wie ‚bald‘, ‚nächste Woche‘ oder ‚heute Abend‘ ergänzt, um das jeweilige Vorhaben zu unterstreichen.
Vergangene Ereignisse (historisches Präsens)
Das historische Präsens wird für vergangene geschichtliche Ereignisse verwendet.
Durch das historische Präsens ist es möglich, geschichtliche Erzählungen lebhafter und authentischer darzustellen.
So gelingt es, sich besser in die Ereignisse hineinzuversetzen.
Wie du das Präsens bildest
Um das Präsens zu bilden, musst du die folgenden Verbformen beachten:
1. Regelmäßige Verben
Regelmäßige Verben sind Verben, die im Präsens gleich gebildet werden.
Um regelmäßige Verben im Präsens zu bilden, benötigst du deren Grundform (= Infinitiv).
Die Grundform erkennst du an der Endung ‚-en‘, z. B. ‚lachen‘ oder ‚weinen‘.
Entferne die Endung ‚-en‘, sodass nur der Verbstamm übrig bleibt, z. B. ‚lach-‘. An diesen hängst du dann je nach Person eine der folgenden Endungen an:
- -e
- -st
- -t
- -en
Person | Endung | Beispiel |
---|---|---|
ich | -e | ich gehe |
du | -st | du gehst |
er/sie/es | -t | er/sie/es geht |
wir | -en | wir gehen |
ihr | -t | ihr geht |
sie/Sie | -en | sie/Sie gehen |
2. Unregelmäßige Verben
Unregelmäßige Verben sind Verben, die im Präsens unterschiedlich gebildet werden.
Das heißt, dass sich bei unregelmäßigen Verben in der 2. und 3. Person Singular ein Vokal entweder zu einem anderen Vokal (a, e, i, o, u) oder zu einem Umlaut (ä, ö, ü) verändert.
Die 2. und 3. Person Singular entsprechen den Personen ‚du‘ bzw. ‚er/sie/es‘.
Person | Beispiel anderer Vokal | Beispiel Umlaut |
---|---|---|
ich | ich esse | ich fahre |
du | du isst | du fährst |
er/sie/es | er/sie/es isst | er/sie/es fährt |
wir | wir essen | wir fahren |
ihr | ihr esst | ihr fahrt |
sie/Sie | sie/Sie essen | sie/Sie fahren |
Wie du in der Tabelle sehen kannst, wird zum Beispiel der Vokal ‚e‘ in ‚essen‘ zum Vokal ‚i‘ in der 2. und 3. Person Singular.
Beim Verb ‚fahren‘ hingegen wird der Vokal ‚a‘ zum Umlaut ‚ä‘ in der 2. und 3. Person Singular.
Zu den unregelmäßigen Verben gehören auch ‚haben‘ und ‚sein‘ sowie alle Modalverben (dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen).
Modalverben sind Verben, mit denen du Möglichkeiten, Notwendigkeiten, Wünsche und Verbote ausdrücken kannst.
Wie du siehst, werden alle Formen dieser Verben anders gebildet. Deshalb musst du sie so auswendig lernen.
3. Passiv Präsens
Du benötigst das Passiv Präsens, wenn du den Vorgang einer Handlung betonen möchtest (= Vorgangspassiv). Wer oder was die Handlung ausführt, ist weniger wichtig.
Du bildest das Vorgangspassiv, indem du Folgendes kombinierst:
- das Hilfsverb ‚werden‘ im Präsens
- das Partizip 2 des Hauptverbs
Das Partizip 2 ist eine Verbform wie ‚angerufen‘ oder ‚gesagt‘.
Person | Hilfsverb ‚werden‘ | Partizip 2 des Hauptverbs |
---|---|---|
ich | werde | angerufen |
du | wirst | angerufen |
er/sie/es | wird | angerufen |
wir | werden | angerufen |
ihr | werdet | angerufen |
sie/Sie | werden | angerufen |
Wenn du aber stattdessen den Zustand nach einer erfolgten Handlung betonen möchtest (= Zustandspassiv), kombinierst du Folgendes:
- das Verb ‚sein‘ im Präsens
- das Partizip 2 des Hauptverbs
Person | Verb ‚sein‘ | Partizip 2 des Hauptverbs |
---|---|---|
du | bist | angezogen |
er/sie/es | ist | angezogen |
wir | sind | angezogen |
ihr | seid | angezogen |
sie/Sie | sind | angezogen |
Das Passiv Präsens (Vorgangs- und Zustandspassiv) unterscheidet sich damit vom Aktiv.
Beim Aktiv steht nicht die Handlung, sondern die Person oder die Sache, die die Handlung ausführt, im Vordergrund.
Mehr zur Unterscheidung zwischen Aktiv und Passiv findest du in diesem Artikel: Die Bildung und Verwendung von Aktiv und Passiv.
Präsens, Präteritum, Perfekt im Vergleich
Das Präsens ist flexibel einsetzbar. Denn du kannst es für die Gegenwart, die Zukunft und in manchen Fällen für die Vergangenheit (historisches Präsens) benutzen.
Das Präteritum und das Perfekt werden hingegen in erster Linie für die Vergangenheit verwendet.
Allerdings kommt das Präteritum überwiegend beim Schreiben (z. B. von Berichten, Erzählungen und Zeitungsartikeln) zum Einsatz.
Das Perfekt benutzen wir wiederum mehrheitlich beim Sprechen im Alltag.
Das Präsens in wissenschaftlichen Arbeiten
Du solltest das Präsens in verschiedenen Teilen deiner wissenschaftlichen Arbeit verwenden, z. B. in deiner Bachelorarbeit oder deiner Masterarbeit.
Teil deiner Arbeit | Verwendung | Beispiel |
---|---|---|
Abstract (= Management-Summary, Zusammenfassung) | 1. Problemstellung | In der vorliegenden Arbeit wird … behandelt. |
2. Ziel | Das Ziel dieser Arbeit ist es, … | |
3. Forschungsfrage(n) | Die Forschungsfrage lautet: … | |
4. Bedeutung der zentralen Ergebnisse | Die Ergebnisse zeigen, dass weiterer Forschungsbedarf besteht. | |
Einleitung | 1. Thema | Soziale Medien haben einen wesentlichen Einfluss auf das Wohlbefinden von Jugendlichen weltweit. |
2. Themenrelevanz | Die Literatur zu den Auswirkungen sozialer Medien auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen ist begrenzt. | |
3. Ziel | Das Ziel dieser Arbeit ist es, … | |
4. Forschungsfrage(n) | Die Forschungsfrage lautet: … | |
5. Aufbau der Arbeit | In Kapitel 2 wird … erläutert. | |
Theoretischer Rahmen | 1. Definitionen | Soziale Medien sind digitale Plattformen. |
2. Bezugnahme auf die Autorenschaft | Abi-Jaoude, Treurnicht Naylor und Pignatiello (2020) beschreiben in ihrer Studie zum Zusammenhang zwischen sozialen Medien und dem psychischen Wohlbefinden von Jugendlichen, dass … | |
Methodik | 1. Allgemeine Beschreibung von Methoden | Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring wird eingesetzt, um … |
Ergebnisse | Keine Verwendung | – |
Diskussion | 1. Interpretation der Ergebnisse | Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass … |
2. Vorschläge für weitere Forschung | Es ist zu empfehlen, … in weiteren Studien zu untersuchen. | |
Fazit | 1. Schlussfolgerungen | Die Ergebnisse zeigen, dass … |
2. Ausblick auf weitere Forschung | In weiterführender Forschung kann genauer auf … eingegangen werden. |
Welche der sechs Zeitformen im Deutschen du wann für deine wissenschaftliche Arbeit benötigst, kannst du in diesem Artikel genauer nachlesen: Zeitformen in wissenschaftlichen Arbeiten.
Übung Präsens
Im Folgenden kannst du anhand verschiedener Aufgaben das Präsens üben.
Übung 1: Setze die in Klammern angegebenen regelmäßigen Verben in der richtigen Präsensform ein.
- Normalerweise _______ (arbeiten) ich von 9 bis 17 Uhr.
- Cesar _______ (kochen) am liebsten Chili con Carne.
- In meiner Freizeit _______ (spielen) die Mädels leidenschaftlich gern Fußball.
- Nermin _______ (lernen) Deutsch, weil sie ihr Medizinstudium in Deutschland fortsetzen will.
- Die Kinder _______ (lieben) Kakaogetränke.
- Du _______ (singen) wirklich gut. Warum _______ (gehen) du nicht zu ‚The Voice of Germany‘?
- Normalerweise arbeite ich von 9 bis 17 Uhr.
- Cesar kocht am liebsten Chili con Carne.
- In meiner Freizeit spielen die Mädels leidenschaftlich gern Fußball.
- Nermin lernt Deutsch, weil sie ihr Medizinstudium in Deutschland fortsetzen will.
- Die Kinder lieben Kakaogetränke.
- Du singst wirklich gut, warum gehst du nicht zu ‚The Voice of Germany‘?
Übung 2: Setze die in Klammern angegebenen unregelmäßigen Verben in der richtigen Präsensform ein.
- Natascha _______ (essen) heute nicht zu Abend, da ihr schlecht ist.
- Mein Onkel _______ (geben) mir immer gute Ratschläge.
- _______ (sehen) du, wie hell der Mond heute leuchtet?
- Wenn Tomasz spät dran ist, _______ (nehmen) er die S-Bahn zur Arbeit.
- Immer wenn unser Hund _______ (schlafen), zuckt er mit seinen Beinen.
- Mir _______ (sein) unerklärlich, wie man sein eigenes Kind im Supermarkt vergessen kann!
- Natascha isst heute nicht zu Abend, da ihr schlecht ist.
- Mein Onkel gibt mir immer gute Ratschläge.
- Siehst du, wie hell der Mond heute leuchtet?
- Wenn Tomasz spät dran ist, nimmt er die S-Bahn zur Arbeit.
- Immer wenn unser Hund schläft, zuckt er mit seinen Beinen.
- Mir ist unerklärlich, wie man sein eigenes Kind im Supermarkt vergessen kann!
Übung 3: Setze die in Klammern angegebenen regelmäßigen und unregelmäßigen Verben in der richtigen Präsensform ein.
- Ich _______ (müssen) so langsam mit meiner Masterarbeit anfangen.
- _______ (kommen) du morgen vorbei, um deine Sachen abzuholen?
- Wir _______ (haben) nie Milch da, wenn wir sie brauchen.
- Die Regierung _______ (wollen) mehr für Alleinerziehende tun.
- Wenn ich groß bin, _______ (werden) ich Astronaut.
- Der Gepard _______ (laufen) freudig auf das Stück Fleisch zu, das ihm die Zoowärterin ins Gehege wirft.
- Ich muss so langsam mit meiner Masterarbeit anfangen.
- Kommst du morgen vorbei, um deine Sachen abzuholen?
- Wir haben nie Milch da, wenn wir sie brauchen.
- Die Regierung will mehr für Alleinerziehende tun.
- Wenn ich groß bin, werde ich Astronaut.
- Der Gepard läuft freudig auf das Stück Fleisch zu, das ihm die Zoowärterin ins Gehege wirft.
Häufig gestellte Fragen
- Was ist Präsens für eine Zeitform?
-
Das Präsens ist eine der sechs Zeitformen im Deutschen, mit der du Folgendes ausdrücken kannst:
- Ereignisse in der Gegenwart
- allgemeine Aussagen
- Ereignisse in der Zukunft
- Ereignisse in der Vergangenheit
- Wie bilde ich das Präsens regelmäßiger und unregelmäßiger Verben?
-
Um das Präsens regelmäßiger Verben zu bilden, entfernst du die Endung ‚-en‘ des jeweiligen Verbs. Aus ‚lachen‘ wird dann z. B. ‚lach-‘.
An diesen Verbstamm hängst du je nach Person eine neue Endung an:
- ich lache
- du lachst
- er/sie/es lacht
- wir lachen
- ihr lacht
- sie/Sie lachen
Um das Präsens unregelmäßiger Verben zu bilden, musst du in der 2. und 3. Person Singular einen Vokal entweder zu einem anderen Vokal (a, e, i, o, u) oder zu einem Umlaut (ä, ö, ü) abändern.
- Beispiel anderer Vokal: Aus ‚essen‘ wird ‚du isst‘ und ‚er/sie/es isst‘.
- Beispiel Umlaut: Aus ‚fahren‘ wird ‚du fährst‘ und ‚er/sie/es fährt‘.
- Was ist der Unterschied zwischen Präsens, Präteritum und Perfekt?
-
Das Präsens verwendest du, um Ereignisse in der Gegenwart, der Zukunft und in manchen Fällen in der Vergangenheit (historisches Präsens) auszudrücken.
Das Präteritum und das Perfekt benötigst du aber vor allem dann, wenn du Ereignisse in der Vergangenheit beschreiben möchtest.
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